Stefan Birk
Nach Ihrem langen Arbeitstag haben Sie immer noch nicht genug davon, sich mit Arbeit zu beschäftigen? Dann haben wir was für Sie: 7 Filmtipps für Enthusiasten der Arbeit. Bei unseren Empfehlungen handelt es sich natürlich nicht nur um Dokumentationen. Wir finden, manche Absurditäten der modernen Arbeitswelt werden verpackt in einer Geschichte noch viel wirkungsvoller demaskiert.
Im März diesen Jahres hat uns der DGB-Bezirksvorsitzende Nord Uwe Polkaehn auf einen Skandal hingewiesen, der von größerer Tragweite nicht sein könnte. Während sich immer mehr Menschen (und seit neuestem auch Institutionen wie das Bundesarbeitsministerium) um die Arbeitswelt der Zukunft Gedanken machen, hat er ein riesiges Defizit im deutschen Fernsehen entdeckt: "Warum bekommen ... nicht mehr Serien eine Chance, die in einer Fabrik, in einem Büro, in der Werbeagentur oder Vorstandsetage, im Supermarkt oder in der Feierabendkneipe spielen?" Meine erste impulsive Antwort: Weil das vermutlich gähnend langweilig wäre!
Dass diese Antwort nicht unbedingt stimmen muss, zeigt unsere kleine, aber feine Liste mit Empfehlungen, die in der "Community" noch nicht so populär wie z.B. der Film Augenhöhe >) (< sind:
Dokus:
Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral - wirklich!
Ein Film über "non-territorial office space", flexible Wissensarbeiter, Smart Phones und mobiles Arbeiten. Ein "road movie" über die moderne Arbeitswelt.
Ein ganz kurzer Film zu neuen Ideen im Management und der Organisation.
Filme:
Wie Jacques Tati im Jahre 1968 durch die Hallen und Gänge der modernistischen Büros irrt, ist nicht nur komisch, sondern auch eine sehr, sehr gruselige Ansicht unserer Arbeitswelt.
Ein Ausschnitt aus der Filmbeschreibung: "Tom (Gregory Peck) soon realizes that he will have to choose between becoming a wholly dedicated company man or maintaining a healthy work-life balance." Man hat es hier also um einen Film über "work-life-balance" zu tun, der aus dem Jahre 1956 (!) stammt. Aber nicht nur deshalb ist der Film sehenswert, hier wird auch das Rollenmodell des "Organizational Man" in Reinkultur gezeigt, das die Arbeitswelt bis heute als Ideal-Mitarbeiter beherrscht.
Wie der Protagonist des frühen US-Turbokapitalismus (der Film ist von 1983) im Auftrag seines Konzernchefs einen Deal einfädeln will, deshalb im Anzug mit "inner city pace" am Strand von Schottland entlangläuft und von den lebensklugen (aber aus seiner Sicht sehr faulen) Ureinwohnern wie ein Alien beobachtet wird, ist eine hinreissende Darstellung der Kollision von System und Lebenswelt. Übrigens mit einem Happy End: die Lebenswelt siegt!
Und ausser Konkurrenz:
Wie Charlie Chaplin mit der Maschine ringt, ist unerreicht. Was damals so plakativ darstellbar war, ist ja heute wieder die große Jahrhundertfrage der Arbeitswelt: Wie findet der Mensch seinen Platz in der Maschinenwelt und wie können die Beziehungen zwischen Mensch und Maschine bei der Arbeit gestaltet werden? Nur diesmal betrifft es eben nicht mehr nur die Leute in der Werkshalle, sondern alle Mitarbeiter vom Vorstand (KI) bis zum Hilsarbeiter (Roboter).