Stefan Birk
MENSCHpunktNULL - was für ein eigenartiger Titel für ein Buch zur Digitalisierung! Aber eben auch ein zutreffender. Wird doch in dieser Überschrift deutlich, wofür die Autorinnen und Autoren stehen: Der Mensch gehört in den Mittelpunkt der Debatte um Digitalisierung. Wir müssen endlich die im wahrsten Sinne des Wortes "selbstvergessenen" Technikschwärmereien (oder alternativ auch Horrorszenarien) der Digitalisierung hinter uns lassen.
Anders ausgedrückt: Zur technischen Innovation muss die soziale Innovation treten, um die Potentiale der Digitalisierung wirklich zum Wohle des Menschen zu nutzen. Erste Ansätze dazu werden im vorliegenden Buch der Herausgeber Andreas Schiel und Andreas Seidel vorgelegt.
Das Buch kann man auf dieser Seite kostenlos downloaden: MENSCHpunktNULL
Das Buch vereint in Form und Inhalt unterschiedliche Beiträge von Menschen, die den Prozess der sogenannten Digitalisierung aus ihrer jeweils eigenen Perspektive betrachten. Die Autorinnen und Autoren sind allesamt (teils sehr langjährige) Praktiker der Digitalisierung und teilen zwei Überzeugungen:
- Erstens wird der Prozess, den wir Digitalisierung nennen, nur dann zu einer guten Entwicklung führen, wenn er durch viele Menschen selbstbestimmt mitgestaltet und auch kritisch begleitet wird.
- Denn zweitens ist es in einer derart komplexen und dynamischen Entwicklung kaum möglich, allgemeine und dauerhaft gültige Standpunkte zu beziehen. Durch Digitalisierung wird Technik und damit auch unsere Welt auf eine vollkommen neue Weise verbunden, sodass wir als Einzelne fast notwendig die Übersicht über diese neuen Möglichkeiten und Abhängigkeiten verlieren.
Im einzelnen diskutieren die Autorinnen und Autoren ein sehr breites Spektrum unterschiedlicher Themengebiete:
- Die Digitalisierung könnte mit ihrem großen Energiehunger, den Andreas Seidel in seinem Beitrag Digitalisierung als informatisierte Energie eindrücklich beschreibt, sogar die bisherige Problematik weiter verschärfen.
- Conny Dethloff verweist in seinem Beitrag Digitalisierung – Brückenbauer gesucht auf den tieferen Zusammenhang zwischen analytischem Denken, der modernen Naturwissenschaft und der Digitalisierung.
- Die große Chance für den Aufbau neuer Arbeits- und Lebensweisen durch die Digitalisierung beschreibt Gregor Ilg in seinem Beitrag Die Future Proof Company - Wie man die digitale Transformation nutzt. Er schildert sehr lebendig und beeindruckend die Gründung eines echten New-Work-Startups.
- Ein gesunder Realismus bei der praktischen Nutzung der digitalen Möglichkeiten zeigt sich im Beitrag SmartCheck für nachhaltige Apps – Das Fallbeispiel „Schutzranzen“ für Kinder von Saskia Dörr und Damian Paderta, die an Hand eines problematischen App-Projektes ein Instrument der vorausschauenden und nachhaltigen Bewertung digitaler Dienstleistungen und Produkte vorstellen.
- Ebenfalls einen praktischen Fall schildert Stefan Birk in seinem Beitrag Renaissance des Vertrauens – Eine Fallstudie zu virtuellen Teams, in dem er auf die Potenziale vertrauensvoller Zusammenarbeit im virtuellen Raum verweist.
- Matteo Cagnazzo und Chris Woyzechowski beschreiben in ihrem Beitrag Herausforderungen und Lösungen für die vertrauenswürdige Digitalisierung wie durch ein umsichtiges und sachgerechtes Vorgehen gegen Cyberkriminalität der Schutz vor digitalen Verbrechen Wirklichkeit werden könnte.
- Den Abschluss macht ein Interview mit Helmut Volkmann: „Ich würde nicht zuerst auf die Technik setzen!“
Absicht der Beteiligten ist es Gespräche anzustoßen. Jeder der Autoren und Autorinnen ist jederzeit ansprechbar und offen für Diskussionen. In diesem Sinne soll das hier vorgelegte Buch nicht einfach ein weiteres Konsumangebot werden. Alle Beteiligten freuen sich vielmehr darüber, wenn Leser und Leserinnen das Gesprächsangebot aufnehmen.