16 Mär
Claus Ehrhardt
Sind No-Code oder Low-Code Technologien die Lösung?
Wer kennt die Situation im Unternehmen
nicht: Es gibt ein drängenes
Problem, man weiß,
dass es nur mit Digitalisierung
geht – und schon ist man
genervt.
Allein der Gedanke an die Genehmigungsprozedur für ein
IT-Projekt, den hohen
Ressourcen
Bedarf, endlose Abstimmungen,
Evaluierungsschritte, Rechtfertigungen und Diskussionen.
Das macht mürbe
....
Was wäre, wenn man mit
einem No-Code Werkzeug die Lösungen selber
umsetzen könnte?
Die Methode „LivingApps No-Code“
Es wurde eine innovative neue Methode und
ein No-Code &
Low-Code
Digitalisierungsbaukasten entwickelt, um es besser zu
machen. Ein Instrumentenkasten für
alle Bedürfnisse rund um die
Kernsoftware herum.
Wir haben uns gedacht: Die Zeit ist reif, dass sich
auch sonst nicht IT-affine Personen mit
dem Thema erfolgreich beschäftigen
können. Nutzerinnen und Nutzer werden
zu
Digitalisierern – aber anders.
Seit etlichen Jahren wird der
Baukasten „LivingApps“ weiter und weiter ausgebaut. Ziel ist
es, ohne programmieren zu können und zu
müssen – No-Code - eben, einfache Helfer für
die
eigenen Aufgaben zu bauen - unbeschränkt viele, mit einem
vorbereiteten Set an
Funktionalitäten.
Es braucht nur ein System, um
Umfragen zu erstellen, Meetings zu organisieren, Dokumente
zu speichern und über Links
für andere verfügbar zu machen. Über einen Katalog können die
digitalen Lösungen getauscht und darüber in einer
Interessensgruppe mit den Erstellern
bzw. Nutzern diskutiert
werden. Wissen wird darüber verbessert und weiterverbreitet. Die
Vernetzungsmöglichkeit mit
Gleichgesinnten führt zu hocheffizienten Anwendungen.
Einzig
limitierender Faktor ist die eigene
Kreativität sowie die der Gruppe.
b2b und b2c, zwei Zielgruppen-gerechte Plattformen, eine Technologie
Die dafür zu verwendende Plattform und der Baukasten sind im Bereich b2c kostenfrei.
Auch der b2b-Bereich der LivingApps wurde mit weitreichenden Funktionalitäten ausgebaut.
Die No-Code/Low-Code/Deep
Code Möglichkeiten bei der Entwicklung
wurden
perfektioniert.
Desgleichen entstehen hier über den „Katalog“ Vernetzungen bei der
Entwicklung hochkomplexer
Anwendungen mit Benutzern aus jeder Kenntnisstufe. Diese
tauschen sich aus, verbessern
bestehende Applikationen und machen sie deutlich besser.
Die Entwicklungszeiten für
individuelle Lösungen beschleunigen sich um ein Vielfaches, da
man auf bereits bestehende
Bausteine aus einer Vielzahl von vorbereiteten Musterlösungen
zurückgreifen kann.
Fachanwender benötigen No-Code, IT-Abteilungen können mit Low-Code unterstützen
Ein großer Nutzen entsteht dadurch, dass die
Vernetzung von Fachanwendern mit IT-
Problemen und deren eigenen
Lösungsfertigkeiten die IT-Abteilungen entlasten.
Die
benötigten Ressourcen verlagern sich durch
No-Code von der IT in die
Fachabteilungen –
genau an den Ort, wo digitale Verbesserungen auch
im kleineren Maßstab bereits deutliche
Effizienzsteigerungen hervorbringen. Die
IT-Bereiche
erhalten eine neue Rolle: Die des
Trainers und Sparringspartners sowie eines
Low-Code
Ping-Pong-Spielers.
Schnell mal einen Kollegen mit Low-Code Programmiererfahrung zur App
eingeladen und
ihm die Wünsche kurz mitgeteilt und schon
erhält der Fachanwender eine mit wenig Code-
Schnippseln angereicherte
App. Der Aufwand bemisst
sich in Minuten bis wenigen
Stunden.
Ein hyperagiles Vorgehen mit dem man
schnellstmöglich gute sofort einsetzbare Ergebnisse
erhält.
Der „psychologische Mehrwert“ von LivingApps
Weil die so gewonnenen
Lösungen im Unternehmen tatsächlich hohen Nutzen stiften,
wächst die Wertschätzung der
Kolleginnen und Kollegen massiv. Dies führt zu
hoher
Zufriedenheit und Spaß an der
Arbeit – wie beim Holzhacken: Der Erfolg ist sofort
sichtbar
und der Nutzen völlig
offensichtlich. Ein nicht zu unterschätzender
Motivationsschub, der bei
der schleppenden Digitalisierung sehr
erwünscht ist. Damit Digitalisierung nicht mehr nervt,
sondern Freude und Spaß
bereitet.
Status der b2b-Version der No-Code Plattform LivingApps
Aktuell befindet sich die
b2c-Version von LivingApps in der Testphase. Es
ist geplant, sie im 1.
Quartal 2023 an den Start zu
bringen. Für jetzt bereits ungeduldig Wartende besteht auch
die Möglichkeit, sich bei der No-Code / Low-Code Plattform
living-apps.de zu registrieren
und einen Testaccount zu
erhalten.
Wir freuen uns auf
möglichst viele neue Nutzerinnen und Nutzer!
Stefan Birk
Welche Fähigkeiten braucht der Wissensarbeiter von morgen? Diese Frage genießt zurzeit einige Aufmerksamkeit. Und das mit gutem Grund: Es zeichnet sich langsam aber sicher ab, dass Digitalisierung und Automatisierung nicht wie bisher auf einfache Tätigkeiten beschränkt bleibt, sondern verstärkt komplexe Wissensarbeit erreicht.
Wie auch immer die Welt und die Arbeitsmarktzahlen in Deutschland nach der aktuellen Krise aussehen werden: Die Digitalisierung dürfte sich kurz- und mittelfristig nicht als der Jobkiller erweisen, als der sie bisher vielen erschien. Gleichzeitig scheint auch klar, dass der Arbeitsmarkt radikal umgestaltet wird. Manche bis dato gesuchte Qualifikationen werden schrittweise ab- und andere bisher weniger gefragte Profile aufgewertet. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird ein großer Teil wissensbasierter Routinetätigkeiten (wie Rechnungsstellung, Bearbeitung von Kundenanfragen, Vertragsmanagement etc.) bis zum Jahr 2030 von intelligenten Computersystemen übernommen werden. Je nach Szenario könnten auch andere, anspruchsvollere Tätigkeiten – wie etwa Teilbereiche wissenschaftlichen Arbeitens oder kreativer Aufgaben – sehr bald von Maschinen übernommen werden.
Dieser Prozess ist vergleichbar mit den Erfahrungen des technologisch bedingten Strukturwandels im vergangenen Jahrhundert. Heute wie damals bedeutet der technologische Wandel nicht nur den Wegfall von Arbeitsplätzen, sondern in einem wesentlich erheblicheren Maße die Veränderung der Anforderungsprofile für menschliche Arbeitskräfte.
Heute arbeiten gut bezahlte Fach- und Führungskräfte auf der Basis von Spezial- und Detailkenntnissen in hoch-qualifizierten Jobs. Fachlich anspruchsvolle Probleme müssen von diesen menschlichen Arbeitskräften bis ins letzte technische Detail verstanden und bearbeitet werden. Gerade hier schickt sich Künstliche Intelligenz an, dem Menschen den Rang abzulaufen: Immer mehr anspruchsvolle geistige Arbeiten dürften zukünftig von Computern übernommen werden, die über eine unschlagbare Fülle von Detail- und Spezialkenntnissen verfügen. Menschen müssen dann z.B. nicht mehr nach Krebstumoren auf einem Röntgenbild oder den kritischen Punkten in einem Vertrag suchen, sondern bekommen diese Informationen in Sekundenschnelle von Künstlicher Intelligenz bereitgestellt.
Die Aufgabe des Menschen in einem solchermaßen technisierten Umfeld wird es dagegen sein, die erhaltenen Informationen zu bewerten, in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Auch müssen die Menschen über Überblickswissen verfügen, das es ihnen ermöglicht, der Technik die richtigen Fragen zu stellen und tatsächlich hilfreiche Informationen zu entlocken.
Hier entsteht also Bedarf an eher generalistisch gebildeten Arbeitskräften, die allerdings über anspruchsvolle kognitive Fähigkeiten verfügen müssen. Gebraucht werden dürften zukünftig darüber hinaus umfangreichere reflexive und kreative Kompetenzen, also die Fähigkeit, über den Tellerrand und über den Tag hinaus zu denken, Wissen aus unterschiedlichen Disziplinen zu verknüpfen und auf einer anspruchsvollen Ebene nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch zu denken. Aber nicht nur das: Die qualifizierten Arbeitskräfte der Zukunft müssen auch über soziale und emotionale Fähigkeiten in der täglichen operativen Führungsverantwortung verfügen, um damit genau jene Kompetenzlücke zu füllen, die auch zukünftig von maschineller Intelligenz offen gelassen werden dürfte.
Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt einer Veranstaltung des Arbeitslabors mit ca. 50 Mitarbeitern eines überregionalen Bildungsträgers. Im Rahmen eines Seminars wurde dort über die Ergebnisse einer ersten Pilotstudie zu den Fähigkeiten der Zukunft diskutiert. Diese Studie des Instituts für Arbeitsdesign und Zukunftstechnologien e.V. ermittelte die Fähigkeiten, die in der Diskussion zur Arbeit der Zukunft bzw. "New Work" am häufigsten genannt wurden. Diese können in sechs Gruppen aufgeteilt wurden.
Fähigkeiten im Umgang mit anderen Menschen (Teamfähigkeit, Beziehungsfähigkeit, Globale Kulturfähigkeit)
Fähigkeiten im Umgang mit Aufgaben- und Problemstellungen (Problemlösungsfähigkeit, Kritisches Denken, Kreativität, Intuitive Intelligenz)
Fähigkeiten im Umgang mit dem Selbst (Selbstwirksamkeit, Selbstschutz, Selbstvermarktung)
Fähigkeiten im Umgang mit Neuem (Innovationsfähigkeit, Flexibilität, Lernfähigkeit)
Fähigkeiten im Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnik (IT und Medienkompetenz, Information Fluency)
Fähigkeiten im Umgang mit Sachwissen (Fachkompetenz, Allgemeinwissen)
In der Studie wurden Beziehungsfähigkeit, Kreativität und Problemlösungsfähigkeit am öftesten genannt. Sachwissen dagegen spielte nur eine untergeordnete Rolle.
Die Teilnehmer des Seminars - allesamt erfahren in der Weiterentwicklung von Mitarbeitern und der Wiedereingliederung von "Burnout-Patienten" - betonten darüber hinaus einen Aspekt ganz besonders, der aus ihrer Sicht nicht unterschätzt werden darf: die Fähigkeit im Umgang mit sich selbst. Dabei ist nicht nur die Fähigkeit gemeint, sich selbst zu steuern und zu motivieren. Mindestens genauso wichtig ist in Zeiten der dauernden Verfügbarkeit die Fähigkeit sich selbst vor Überforderung zu schützen.
Stefan Birk
Die Digitalisierung bewirkt eine radikale Technisierung der Arbeitswelt. In einem Arbeitspapier wird gezeigt: Wer erfolgreich umsetzen und langfristig profitieren will, muss die Technik vom Menschen aus denken. Das digitale Management der Zukunft hat die Fähigkeit in einer komplexen und beschleunigten Umwelt schnell und zielgerichtet Entscheidungen zu fällen, Vertrauen im Team aufzubauen und die Loyalität der Mitarbeiter langfristig zu sichern.
Die 2020er Jahre könnten leicht als Jahrzehnt der Digitalisierung in die Geschichte eingehen – als eine Epoche, in der in großem Ausmaß auch geistig anspruchsvolle, bisher durch gut ausgebildete Fachkräfte ausgeführte Arbeit durch den Einsatz fortschrittlicher Computertechnologie automatisiert wird. Diese Entwicklung bedeutet nicht nur den Wegfall von Arbeitsplätzen, sondern in einem wesentlich erheblicheren Maße die Veränderung der Anforderungsprofile für menschliche Arbeitskräfte.
Bislang ist die Debatte in den meisten Organisationen sehr stark auf die modernen Technologien fokussiert (technologiezentrierte Sichtweise) und deshalb folgerichtig in die Hände pragmatischer IT-Abteilungen gelegt. Um die Einseitigkeit und die daraus entstehenden Probleme zu vermeiden, plädieren wir für eine wesentliche Ergänzung: die humanzentrierte Sichtweise. Für die meisten innovativen Industrien gilt nämlich: Langfristig zählen nur Innovationsgeist und Kreativität – Eigenschaften, die auf absehbare Zeit eng an menschliche Fähigkeiten gebunden bleiben. Nur die Organisation, der es gelingt, die freigesetzten Humanressourcen so zu entwickeln, dass einerseits die Technik optimal genutzt werden kann und andererseits die Bedingungen geschaffen werden, kreative, soziale, emotionale und sonstige menschliche Fähigkeiten voll zu entfalten, wird in Zukunft strategische Wettbewerbsvorteile erringen, die nur schwer zu kopieren sind.
Um die Potentiale der Digitalisierung wirklich zu heben, ist daher ein Update in Nicht-Technischen Wissenschaften für das Management gefragt – zugunsten der Humanität und zugunsten der Digitalisierung. Das Curriculum für den/die "Digital Manager/in" kann dabei entlang der wesentlichen Aufgaben des Managements wie "Planen", "Entscheiden", "Kontrollieren", "Organisieren" und "Menschen entwickeln" entworfen werden. Zu Fokussieren sind Themen wie „Komplexität“, „Vertrauen“, „Resonanz“ und „Kommunikation“ (siehe Abbildung), die zukünftig für die Führung von Organisationen grundlegende Relevanz besitzen.
Claus Ehrhardt, Cornelius Hoffmann
Digitalisierung - kaum ein Begriff wird heute im Zusammenhang mit der Fortentwicklung von Unternehmen und Märkten öfter in den Mund genommen. Da sollte man glauben, dass inzwischen wirklich alle verstanden haben, was man darunter zu verstehen hat. "Weit gefehlt!", sagt der Unternehmensberater Claus Ehrhardt. "Kein anderer Begriff wird unterschiedlicher verstanden als Digitalisierung - besonders bei kleinen und mittelständischen Unternehmen." Im folgenden Text versuchen die Autoren daher für genau dieses Klientel den Begriff noch einmal genau zu fassen und auf die Wichtigkeit dieser Entwicklung hinzuweisen.
Woher kommt das Thema Digitalisierung eigentlich?
Da ist zuallererst die technische Entwicklung als Treiber zu nennen. In den Büros der Unternehmen gibt es schon seit über 30 Jahren passende Bürokommunikationssoftware, die bei der täglichen Arbeit helfen. Seit nun bald auch über 23 Jahren existiert der Online-Verkauf, der mit dem Start von Amazon in Deutschland 1998 richtig Fahrt aufgenommen hat. Mit Beginn von Amazon in Deutschland setzte eine beispiellose Veränderung des klassischen Einzelhandels ein. Man spricht von einer Disruption, einer totalen Veränderung eines ganzen Geschäftszweiges. Völlig neue Geschäftsmodelle verändern den klassischen Einzelhandel radikal.
Aber auch die Kommunikation mit den Krankenkassen, dem Finanzamt, allgemein den Behörden verändert sich mit zunehmender Geschwindigkeit - und Corona tut ein übriges dazu. Präsenztermine werden auf ein Minimum beschränkt, alles soll schnellstmöglich auf „elektronischem“ Wege erledigt werden können. Besonders steigt gerade der Druck auf die öffentliche Verwaltung, die als ineffizient und dröge gilt. In den Unternehmen spielt der Faktor Zeit durch den technologischen Fortschritt eine tragende Rolle. Dieser zwingt zu immer schnelleren Prozessen und führt zu immer kürzeren Produktlebenszyklen.
Wer ist betroffen?
Mit einem Wort: Jeder!
Anfangs hielt die Digitalisierung in der Produktion Einzug und brachte enorme Effizienzsteigerungen. Laut einer Studie der Boston Consulting Group werden sich nun 60% der heutigen Servicejobs in deutschen Unternehmen durch Digitalisierung und Automatisierung massiv verändern. Der Umbruch betrifft vor allem Banken, Energieversorger, Versicherer sowie Telekommunikationsanbieter. Rund 15 Prozent aller Aufgaben im Servicebereich drohen innerhalb der nächsten zehn Jahre sogar ganz zu verschwinden.
Können wir es uns in Deutschland leisten, uns der Digitalisierung zu verweigern? Nein!
Was lähmt unsere Digitalisierungsdynamik? Letztlich eine unsichere Nutzenerwartung bei Angst vor Abhängigkeit von Softwareherstellern und hohen Investitionen!
Theoretische Annäherung
In der Öffentlichkeit existiert ein sehr unterschiedliches Verständnis von Digitalisierung, wie in der folgenden Liste kurz zusammengefasst wird:
• Kabel legen … sog. Netzausbau ….
• Das Kaufen von Rechnern und Hardware …
• Telefonische Erreichbarkeit auf dem Land ….
• „Sich unterhaltende Roboter …“
Unter Digitalisierung (von lat. digitus, Finger und engl. digit, Ziffer) versteht man in der Theorie zunächst die Umwandlung von analogen in digitale Datenformate. Die Information liegt dabei anfangs in beliebiger analoger Form vor und wird dann über mehrere Stufen in ein digitales Signal umgewandelt. Dieses Signal besteht nur aus diskreten Werten.
Um das leichter zu verstehen, hier ein Beispiel:
Entweder schreibt man einen Brief mit der Hand, steckt ihn in den Umschlag und trägt ihn anschließend zur Post (analog), oder man verschickt mit einer passenden Anwendung ein E-Mail (digital) via Internet. Dieser Fall kann auf viele Prozesse übertragen werden.
In den folgenden Absätzen möchten wir, in vereinfachter Form, eingehen auf die verschiedenen Bestandteile einer heute digital organisierten Geschäftswelt und die Frage erörtern, was wir eigentlich unter Digitalisierung verstehen.
Was braucht ein (mittelständiges/KMU) Unternehmen, um sein Geschäftsmodell zu digitalisieren?
Zunächst wird eine technische Infrastruktur benötigt:
Mit der Digitalisierung ist es wie mit der Eisenbahn – es werden Schienen gebraucht, um von A nach B zu kommen - oder anders: Um Daten abzurufen oder zu empfangen, sind Anschlüsse und Kabel unerlässlich.
DENIC.DE und Anschluss an den Router
Stellen wir uns vor, wir möchten in unserer Firma über das Internet ein digitales Geschäftsmodell aufbauen. Wir melden eine sogenannte Domäne an, ein Name, über den wir unsere geschäftlichen Transaktionen abwickeln wollen. Um eine Domäne mit einem von uns gewünschten Namen zu erhalten, müssen wir diesen bei der zuständige Instanz zur Verwaltung der in Deutschland verfügbaren Domänen abfragen. Ist der Name frei, kann er angemeldet werden. Diese verwaltende Instanz in Deutschland heißt DENIC.DE.
Wenn wir von einem lokalen Netzwerk (auch LAN genannt) reden, meinen wir einen Verbund von Computern und weiteren Peripheriegeräten, die zusammengehören. Ein Netzwerk befindet sich z.B. in einem Gebäude oder innerhalb einer Firma über mehrere Gebäude verteilt.
Ein lokales Netzwerk besteht in der Regel aus Switches, Servern und Speichern sowie aus Endgeräten wie etwa Laptops oder fest eingerichteten Rechnern, Desktops genannt.
Der schon genannte Router liefert dem Netzwerk den Weg in das Internet. Daher werden alle folgenden Geräte direkt oder indirekt mit diesem verbunden. Er leitet Anfragen aus dem Netzwerk sowie aus dem Internet empfangene Informationen, passend umgewandelt, an die anfragenden Geräte im eigenen Netz weiter.
Switch als Verteiler im internen Netz zum Server
Nachdem das Signal aus dem Internet im eigenen Netzwerk über den Router angekommen ist, verteilt ein Switch die Daten auf die Netzwerkgeräte. Ein Switch ist der Vermittler zwischen Geräten im Netzwerk. Anfragen von Rechnern / Servern werden zum Zielpunkt befördert und Antworten gelangen auf dem selben Weg zum anfragenden Gerät zurück.
Der Server
Ein Server ist, vereinfacht betrachtet, ein Rechner der von einer zentralen Stelle für ein Netzwerk Dienste bereitstellt. So sorgen Server in einem Netzwerk für Strukturen. Zum Beispiel sind dort Benutzerverzeichnissysteme angelegt, um eine zentrale Anmeldung an allen Servern zu gewährleisten, die Verwaltung der Nutzer im Netzwerk zu zentralisieren und so den Aufwand für deren Pflege effektiver zu gestalten.
Man unterscheidet zwei Arten von Server-Standorten: den internen und den externen Server.
Der externe Server ist in einem Rechenzentrum beheimatet. Das kann z.B. ein Mail- oder ein Web-Server oder aber auch eine VoIP-Telefonanlage sein. Der Mail-Server kümmert sich z.B. um den Mailverkehr, die VoIP-Anlage um die Telefonie. Da dabei die IP Adresse als technische Grundlage für die Kommunikation Verwendung findet, wird das Telefonieren als VoIP, also Voice over IP, bezeichnet und stellt so eine eindeutige Verbindung zwischen zwei Teilnehmern dar.
Ob ein Server intern oder extern in einem Rechenzentrum installiert ist, entscheidet z.B. die Datenbewegung oder die Geschwindigkeit der Anbindung.
Datenspeicher
Ein Datenspeicher ist grundsätzlich und absolut notwendig. Ohne Speicherung von Informationen in einem Netzwerk „geht quasi gar nichts“.
Dabei kann die Datenspeicherung unterschiedliche Ausprägungen haben.
1. Der Speicher ist im Server des Netzwerkes selbst integriert (internes Raid), oder
2. direkt am Server angeschlossen. (Man spricht dann von einem SAN)
3. oder, als 3 . Alternative, der Speicher ist über die Netzwerkverbindung ansprechbar. (sog. NAS)
Datenspeicher werden in der Regel in einem Netzwerk als zentraler Speicher benutzt. Ein zentraler Datenspeicher ist einfacher zu sichern. Damit wird einem Datenverlust vorgebeugt, der irgendeinen und unspezifischen Grund haben kann.
Der eigene Rechner im Netzwerk
Durch den Anschluss eines Rechners, Laptops oder Desktop an die digitale Infrastruktur wird eine Arbeitsstation geschaffen, mit dem Netzwerk zu kommunizieren und so die angebotenen Dienste, wie z.B. Internet, Mail- oder/und Speicher-Dienste, zu verwenden.
Betriebssystem
Jeder Rechner besitzt ein Betriebssystem, um die Rechnerhardware für den Anwender überhaupt benutzbar zu machen. Welches System dabei zum Einsatz kommt, ist unerheblich. Das Betriebssystem erkennt Rechnerkomponenten und macht sie so einsetzbar. Durch weitere Treiberinstallationen können beliebig viele Erweiterungen an das System angeschlossen werden, um den Rechner für viele unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten verfügbar zu machen.
Software
Die bekanntesten Softwarekomponenten auf den Rechnern sind für die Büroarbeit konzipiert worden. Diese Standardsoftware umfasst in der Regel die Aufgaben der Textverarbeitung, der Tabellenkalkulation und der Erstellung von Präsentationen. Manche Hersteller haben diese Komponenten zu einer Produktfamilie zusammengefasst. Dazu kommt eine unglaubliche Vielfalt an branchenspezifischen Anwendungen. Standardsoftware kann heute auf den Rechnern selbst installiert, oder durch eine Server-/ Client-Struktur abgebildet werden. Bei der letztere Variante werden die Anwendungen über einen Server bereitgestellt. Immer öfter werden Anwendungen auch als sogenannte SaaS-Lösungen angeboten. SaaS steht für „Software as a Service“. Hier liegt die Anwendung oft in einer Cloud des Herstellers und kann über das Internet aufgerufen werden.
Was bedeutet folglich Digitalisierung, wenn wir darüber sprechen?
Nachdem wir nun die Grundbestandteile eines digitalen Systems kennen, können wir nun deutlich machen, was mit Digitalisierung gemeint ist.
Zum einen reden wir bei Digitalisierung über die Verbesserung der externen und internen Infrastruktur.
Verbesserungen an der externen Infrastruktur betreffen meist den Ausbau von Breitband und Glasfaserkabelanbindung, besonders in ländlichen Regionen. Auf der anderen Seite gibt es die interne Infrastruktur bestehend aus LAN-/WLAN Verbindungen, Server, Datenspeicher und Rechnern im eigenen Netz der Unternehmung, die aufgebaut, verbessert und überarbeitet werden muss. Der technologische Fortschritt zwingt nahezu dazu. Auch das wird mit dem Wort Digitalisierung adressiert.
Letztlich hat Digitalisierung vor allem sehr viel mit Prozessen in den Unternehmen zu tun. Es stellt sich die Frage, ob diese Prozesse alle digital, also meist mit Hilfe computertechnischer Anwendungen, unterstützt werden. Gleiches gilt in der Produktion für den Einsatz computergestützter Maschinen mit immer weitreichender Intelligenz - bis hin zur künstlichen Intelligenz.
In nahezu allen Branchen gibt es ein großes Potential, die jeweilige Wertschöpfungskette neben den Kern-Systemen, insbesondere bei Kommunikationsprozessen, zu digitalisieren. Viele Formulare oder Datenerhebungen werden immer noch manuell bearbeitet.
Aufgrund des technologischen Fortschritts verändert sich der Markt so radikal und in einer solchen Geschwindigkeit, dass man das eigene Geschäftsmodell komplett hinterfragen und digital überarbeiten muss. Bisweilen werden Geschäftsmodelle auch völlig obsolet. Das Geschäft überlebt nur, wenn man es völlig neu gestaltet und vollständig digitalisiert. Der klassische Einzelhandel ist gegenüber dem Internethandel oder E-Commerce aktuell das beste Beispiel dafür.
Wo lassen sich Digitalisierungspotentiale finden?
Zunächst ist es wichtig, grundsätzlich seine Infrastruktur zu prüfen.
Es lohnt sich dabei besonders nach Brüchen zu suchen:
Ein veritabler Indikator ist ein Arbeitsplatz, an dem viel mit Papier gearbeitet wird!
Ausblick
Basistechnologien werden sich vermutlich nicht grundsätzlich verändern, jedoch die Geschwindigkeiten, gerade in der Übermittlung von Informationen, werden deutlich zunehmen. Deswegen ist davon auszugehen dass die Digitalisierung, technisch betrachtet, erst am Beginn steht und noch weiter an Fahrt aufnehmen wird. Anwendungen werden zunehmend webbasiert zur Verfügung gestellt. Damit ist das Endgerät der Nutzung variabel. Anwendungen müssen heute auf allen Endgeräten anwendbar sein, ob Desktop, Tablett oder Smartphone.
Claus Ehrhardt
Die Digitalisierung hat durch Corona gerade einen mächtigen Schub bekommen. Es fehlen laut BITKOM bereits über 80.000 IT-Entwickler, Softwarearchitekten und Data Scientists allein im Jahr 2020. Logische Konsequenz: Nicht alle Projekte der Digitalisierung können auf herkömmliche Weise realisiert werden. Wird die Digitalisierung hierzulande also zukünftig weiter so langsam und träge umgesetzt werden? Droht jetzt neben dem Umsetzungsstau aufgrund mangelnder strategischer Digitalkompetenz auch noch ein veritables Ressourcenproblem?
Das Ressourcenproblem ist unbestritten eine nicht zu unterschätzende Gefahr, aber vielleicht kommt die Antwort auf diese Fragen ebenfalls aus dem technischen Bereich. Der folgende Bericht eines Anwenders zeigt das typische Problem und eine interessante Lösung beispielhaft:
„Auf der Suche nach einem Umsetzungspartner für eine innovative Projekt- und Dokumentenmanagement-Software, die den „Kunde-zu-Kunde-Prozess“ abbilden kann, wurde ich oft enttäuscht. Die Software soll zu jeder Projektphase oder zu jedem „Sprint“ im Produktentwicklungsprozess alle notwendigen Dokumente sammeln und deren Umsetzungsstatus je Phase zeigen. Die Freigabe der Phase und Fortsetzung des Projektes soll nur dann möglich sein, wenn im Dokumentenmanagement Vollständigkeit angezeigt wird. Eine relativ einfache Sache, dachte ich - aber offensichtlich nur mit einer kompletten Systementwicklung inklusive einer Programmierumgebung und angemessener „Programmiersprache“ umsetzbar. Üblicherweise ist das mit immens hohen Kosten und einer langen Entwicklungsphase verbunden. Durch die Verlagerung der Geschäftsaktivitäten nach Oberfranken ins Land der „Hidden Champions“ kam der Zufall ins Spiel. Ich wurde aufmerksam auf eine Firma, die eine Plattform für sogenannte No-Code oder Low-Code-Applikationsentwicklungen zur Verfügung stellen kann - Livinglogic AG mit der Plattform „LivingApps“. So sollte ich einer der frühen Nutznießer eines Paradigmenwechsels in der IT werden. Dort kommt der „Code aus dem Baukasten“. Natürlich muss man sich diesen „Baukasten“ inhaltlich erst einmal selber erarbeiten. Es ist schon ab und an die Unterstützung von Seiten der Business- und Plattformentwickler der Livinglogic AG notwendig. Dazu kommen Werkzeuge zur Generierung von Web-Seiten mit HTML, CSS und Java-Script. Aber jetzt mache ich meine Anwendungen, die ich oder der Kunde von mir braucht, aus eigener Kraft einfach selbst.“
Wenn man sich den Praxisbericht ansieht und die Folgen zu Ende denkt, wird das enorme Potential dieser Plattformen deutlich. Mit Bausteinen und einer Plattform-Anwendung sowie mit „Drag and Drop“-Menüs gelingt es funktionalen Mitarbeitern der Fachabteilungen, Web-Anwendungen ohne umfangreiches IT-Vorwissen zu „programmieren“. Diese Plattformen können also in der Unternehmenspraxis zur pragmatischen digitalen Abbildung vieler Prozessabläufe eingesetzt werden, für die nicht das gesamte Knowhow und die gesamten Ressourcen von IT-Abteilungen oder im schlimmsten Fall von externen Dienstleistern benötigt werden.
Nimmt man diesen Paradigmenwechsel in der IT ernst, stellen sich interessante Fragen für die Arbeit der Zukunft, für die Ausbildung und auch für die Rolle der Anwendungsentwicklung selbst:
Vor 30 Jahren hatten nur wenige Mitarbeiter auf Sachbearbeiter-Ebene eine Vorstellung davon, dass ihr tägliches Tun in Prozessen dargestellt und analysiert werden kann. Die Business-Process-Revolution hat dafür gesorgt, dass heute auch in kleinsten Unternehmen von Prozessoptimierung gesprochen wird. Nun könnte man den zweiten Schritt machen: die Mitarbeiter übersetzen die neu erkannten Prozesse gleich selbst in Software und digitalisieren die Organisation sozusagen auf dezentrale Weise.
Es ist bereits heute unbestritten, dass in Zukunft alle Mitarbeiter deutlich mehr von Programmieren und Coding verstehen müssen. Die Ausbildung in diese Richtung muss massiv verstärkt werden, damit Innovationen entstehen können. Das fordert aber ein hohes Maß an Bereitschaft zu lernen und insbesondere Motivation mit solchen Plattformen umzugehen.
Die Entwicklungsseite wird den Anwendern weiter entgegen kommen (müssen) und Plattformen wie beispielsweise der Firma Livinglogic AG bereitstellen. Die Fachabteilungen brauchen dann die IT-Abteilung weit weniger und machen die „digitalen Helfer“ selbständig. Die Aufgaben der Kern-IT dagegen wird dadurch fast noch wichtiger: Man muss in einer sehr dynamischen Umgebung Qualität und Integration aufrechterhalten.
Stefan Birk
MENSCHpunktNULL - was für ein eigenartiger Titel für ein Buch zur Digitalisierung! Aber eben auch ein zutreffender. Wird doch in dieser Überschrift deutlich, wofür die Autorinnen und Autoren stehen: Der Mensch gehört in den Mittelpunkt der Debatte um Digitalisierung. Wir müssen endlich die im wahrsten Sinne des Wortes "selbstvergessenen" Technikschwärmereien (oder alternativ auch Horrorszenarien) der Digitalisierung hinter uns lassen.
Anders ausgedrückt: Zur technischen Innovation muss die soziale Innovation treten, um die Potentiale der Digitalisierung wirklich zum Wohle des Menschen zu nutzen. Erste Ansätze dazu werden im vorliegenden Buch der Herausgeber Andreas Schiel und Andreas Seidel vorgelegt.
Das Buch kann man auf dieser Seite kostenlos downloaden: MENSCHpunktNULL
Das Buch vereint in Form und Inhalt unterschiedliche Beiträge von Menschen, die den Prozess der sogenannten Digitalisierung aus ihrer jeweils eigenen Perspektive betrachten. Die Autorinnen und Autoren sind allesamt (teils sehr langjährige) Praktiker der Digitalisierung und teilen zwei Überzeugungen:
Im einzelnen diskutieren die Autorinnen und Autoren ein sehr breites Spektrum unterschiedlicher Themengebiete:
Absicht der Beteiligten ist es Gespräche anzustoßen. Jeder der Autoren und Autorinnen ist jederzeit ansprechbar und offen für Diskussionen. In diesem Sinne soll das hier vorgelegte Buch nicht einfach ein weiteres Konsumangebot werden. Alle Beteiligten freuen sich vielmehr darüber, wenn Leser und Leserinnen das Gesprächsangebot aufnehmen.
Olaf Günther
Olaf Günther weiß aus eigener Erfahrung als langjährige Führungskraft und Unternehmensberater, dass Selbstorganisation nur mit Spielregeln und einem funktionierendem Arbeitsfluss gelingen kann. Der Autor des Buchs „Klang des Erfolgs“ liefert mit Flow Work das Rezept für eine effektive und effiziente Arbeit. Denn der passionierte Musiker ist überzeugt: Ähnlich wie in einer Band muss auch in einem Team der Flow stimmen, um langfristig erfolgreich zu sein. In unserem Gastbeitrag beschreibt er sein Konzept.
Jeder Einzelne möchte ein tolles Ergebnis erzielen, gibt alles dafür: jede Menge Energie, Zeit und Fleiß. Dennoch stimmt teilweise das Ergebnis nicht – das Team arbeitet als Ganzes nicht harmonisch zusammen. Und das erkennen nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Kunden. Denn wie bei einer Band, die nicht aufeinander eingestimmt ist, sind auch in Teams hin und wieder schiefe Töne zu hören, die den professionellen Auftritt gewaltig stören.
Mehr als reine Wertschöpfung
Mein Flow-Work-Konzept begegnet diesen kleinen und großen Disharmonien, indem es eure Kernarbeitsprozesse genau unter die Lupe nimmt. Denn als Arbeitswissenschaftler lenke ich meinen Blick auf die Arbeitsgestaltung. Und das geht weit über die Betrachtung derjenigen Prozesse hinaus, die mit der Wertschöpfung in Verbindung stehen.
Um beispielsweise die Performance eurer Mitarbeiter und aller Teams zu fördern oder Reibungsverluste zu reduzieren, sind effiziente und klar definierte Unterstützungsprozesse notwendig. Diese werden meiner Erfahrung nach häufig stiefmütterlich behandelt. Neben Produktion, Marketing und Finanzverwaltung sind schließlich auch Führungsarbeit, Unternehmenskommunikation und Strategiearbeit entscheidend für das Erreichen der strategischen Ziele und den langfristigen Erfolg. Das Change Management und gewinnbringende Zukunftsarbeit sollten sich daher immer auch darauf konzentrieren, wirklich alle erfolgskritischen Arbeitsprozesse zu benennen und reifer zu machen. Vorher macht übrigens auch das Digitalisieren und Automatisieren von Prozessen keinen Sinn.
Visionen gesucht
Wie wichtig es ist, dass das gesamte Team in erfolgskritische Prozesse eingebunden ist, wird zum Beispiel bei der Festlegung von Zielen deutlich: Alle Mitarbeiter müssen wissen, wie die Vision, die Story und die Ziele der Organisation aussehen. Wo soll das Unternehmen in Zukunft stehen? Was bedeutet das für die aktuelle Arbeit? Ohne Ziele hängen die Mitarbeiter in der Luft. Wenn hingegen alle an einem Strang ziehen und daraus ein gemeinsamer Flow wird, entwickelt sich daraus die Energie, die das Unternehmen letztendlich auf dem Erfolgspfad hält und weiterbringt.
Generell halte ich es für sinnvoll, eine Übersicht über die Potenziale und Verluste aller wichtigen Arbeitsprozesse zu erstellen. Beim „Flow Mapping“ erkennt ihr, bei welchen Handlungsfeldern die größten Entwicklungspotenziale versteckt sind.
Welche Handlungsfelder liefern für euer Team die größten Verbesserungschancen? In welchem Bereich ist euer Team schon im Flow? Folgende Checkliste zeigt euch exemplarisch, welche Aspekte mein Flow-Work-Konzept umfasst und bei welchen Arbeitsprozessen ihr ansetzten könnt:
Checkliste: Seid ihr und euer Team im Flow?
1. Habt ihr das Gefühl, dass Euer tägliches Soll sowie die tatsächlichen Ist-Ergebnisse eurer Tätigkeiten und die den Abweichungen zugrundeliegenden Probleme im Tagesgeschäft für euch transparent vorliegen und ihr sie selbstbestimmt bearbeiten könnt?
2. Fühlt ihr euch bei der erfolgreichen Verfolgung der abgestimmten Ziele und Strategien im Fluss mit euren Kunden sowie als Teil der Mannschaft und der Business Story?
3. Reift ihr jeden Tag an eurer Arbeit als Mensch und Teil der Mannschaft? Entwickelt ihr euch und lernt ihr das Richtige, also das Wichtige?
4. Steht ihr und euer Unternehmen in enger Verbindung mit euren externen Kunden?
5. Kennt ihr in eurem Unternehmen die wichtigsten Störungen, Verluste, Disharmonien und Verbesserungspotenziale der Arbeit?
Beantwortet ihr die meisten Fragen mit einem klaren „Ja“, seid ihr und euer Team auf einem guten Weg zu fließenden Arbeitsprozessen. Fragen, die ihr verneint, offenbaren dagegen Handlungsbedarf. Für eine harmonische Teamarbeit mit großartigen Ergebnissen lohnt sich es sich jederzeit, die aktuelle größten Optimierungschancen gemeinsam zu suchen und anzugehen.
In seinem Buch „Klang des Erfolgs“ liefert Olaf Günther Unternehmern hilfreiche Anleitungen, wie sie klare Strukturen schaffen, damit Erfolg möglich ist.
Stefan Birk
Digitalisierung – diesem Trend müssen sich heute alle Unternehmen stellen. Die technischen Mittel sind vorhanden und in vielen Fällen bereits realisiert. Um den digitalen Wandel erfolgreich zu gestalten, reichen jedoch technische Innovationen allein nicht aus. Ebenso wichtig ist es, den tiefgreifenden Wandel für Organisation und Mitarbeiter zu meistern. Zentral ist auch die strategische Frage, wo im Unternehmen digitale Arbeitsprozesse effektiv und sinnvoll einsetzbar sind. Diesen Fragen widmet sich die Veranstaltung der Ideenschmiede 4.0 am 11. September in Rostock.
Viele Veranstaltungen beschäftigen sich mit dem Thema Digitalisierung. Was ist hier anders?
Zunächst einmal glauben wir – Experten der Universität Greifswald, der Initiative D2030 und des Arbeitslabors - nicht an vorgefertigte Lösungen.Es gibt nicht die eine Software oder die eine Managementmethode, die zum digitalen Erfolg führt. Dazu ist jedes Unternehmen zu individuell. Wir glauben vielmehr daran, dass Unternehmen bei der Digitalisierung an Ihren konkreten geschäftlichen Herausforderungen und Chancen ansetzen müssen.
Deshalb kommen bei dieser Veranstaltung die Praktiker verschiedener Unternehmen zu Wort. Diese diskutieren und bearbeiten gemeinsam und unterstützt durch Experten Ihren individuellen Pfad in die digitale Arbeitswelt. Wer also mehr erfahren möchte über die Herausforderungen der Digitalisierung jenseits von technischen Fragen und Vorschlägen für maßgeschneidertes Vorgehen bei der Weiterentwicklung von Organisation und Mitarbeitern, sollte sich für diese Veranstaltung interessieren. Ganz besonders diejenigen, für die auch die Ansätze und Erfahrungen anderer Unternehmer bei der Digitalisierung von Interesse sind.
Was erwartet Teilnehmer inhaltlich?
Impulsvortrag und Diskussion: Digitalisierung als Gestaltungsaufgabe
In einem bisher einmaligen Projekt hat die Initiative D2030 umfassende Zukunftsszenarien für Deutschland im Jahr 2030 erstellt. Auf der Basis dieser wissenschaftlich entwickelten Szenarien lassen sich wichtige Zukunftsaufgaben wie die digitale Transformation besser verstehen und angehen. Was sind zukunftsfeste Wege und nachhaltige Innovationsstrategien für das kommende Jahrzehnt? Welche Herangehensweisen und welche Haltung sind erfolgversprechend? Denken Sie sich mit uns in die (digitale) Zukunft!
Workshops: Vermessung Ihrer spezifischen Herausforderungen
Sie haben unternehmensspezifische Fragen zum Thema Digitalisierung? Sie erkennen Problemstellungen in Ihrem Unternehmen, bei denen digitale Instrumente Lösungen versprechen? In den Workshops wollen wir Ihre spezifischen Themen aufgreifen, verstehen und gemeinsam diskutieren. Ziel ist es, an Ihren ganz spezifischen Herausforderungen im täglichen Geschäft anzusetzen und die Relevanz der Digitalisierung hierfür zu beurteilen.
Plenumsdiskussion: Wegweiser zu Ihrer Lösung
Auf der Basis Ihrer Herausforderungen und Chancen aus den Workshops analysieren wir gemeinsam, welche Schwerpunkte Ihre unternehmensspezifische „digitale Agenda“ haben könnte. Dabei legen wir besonderen Wert auf die Vermittlung von Konzepten und Methoden, die Ihnen als Wegweiser für die nächsten robusten Umsetzungsschritte dienen können.
Wer führt durch die Veranstaltung?
Dr. Andreas Schiel ist als Zukunftsforscher und Berater für das foresightlab und die Initiative D2030 tätig. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Zukunft der Arbeit und die digitale Transformation.
Dr. Stefan Birk ist Geschäftsführer des Arbeitslabors und Vorstand des gemeinnützigen ifaz - Institut für Arbeitsdesign und Zukunftstechnologien e.V. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit der Führung digitaler Unternehmen und Organisationsdesign.
Dr. Jan Vitera arbeitet als Arbeits- und Organisationspsychologe an der Universität Greifswald und ist Mitbegründer der Ideenschmiede. Zu seinen Schwerpunkten zählen die gegenwärtigen Herausforderungen für Beschäftigte und Führungskräfte.
Maja Könninger, Zenkit
Volatile Märkte und eine wachsende Komplexität der Prozesse, Strukturen und Kundenbedürfnisse stellen klassische Projektmanagement-Ansätze auf die Probe. Viele Unternehmen vertrauen daher auf agile Managementmethoden. Doch was versteckt sich dahinter und wie können Unternehmen diese Praktiken dazu nutzen, ihr Projektmanagement effektiver zu gestalten?
Maja Könninger ist seit Abschluss ihres Internationales Marketing Management Studiums an der Karlshochschule International University für das Karlsruher Start-up Zenkit mit seinem gleichnamigen Projektmanagement-Produkt im Bereich SEO und Onlinemarketing tätig.
Traditionelles Projektmanagement
Im traditionellen Projektmanagement planen die Verantwortlichen im Vorhinein genauestens den monetären, materiellen, temporären und personellen Aufwand und richten den gesamten Projektmanagementprozess auf diese Planung aus. Geduldet wird nur eine minimale Abweichung von dieser Einschätzung. Das im traditionellen Projektmanagement übliche Wasserfallmodell teilt die Projektarbeit in folgende sukzessive Phasen:
● Initiierung
● Planung
● Überwachung und Steuerung
● Abschluss
Gemäß dieses Ablaufs wird das Projekt Schritt für Schritt in fester Reihenfolge bearbeitet. Neue Aufgaben werden erst begonnen, wenn die vorherigen abgeschlossen sind. Am Wasserfallmodell ausgerichtete Prozesse werden meist in Unternehmen mit ausgeprägten hierarchischen Strukturen eingesetzt. Die beschleunigten Anforderungen des Marktes und die steigende Individualisierung der Kundenwünsche fordern von Unternehmen allerdings immer öfter schnell auf kurzfristige Änderungen reagieren zu können. Bei Anwendung des Wasserfallmodells zeigen sich Fehler meist erst zu Ende des Projektes. Da bei Änderungsvorhaben der komplette, im voraus entworfene Projektplan angepasst werden muss, sind deren Korrektur meist teuer und zeitaufwendig. Klassische Projektmanagementmethoden sind daher für Unterfangen mit vielen unvorhersehbaren Faktoren eher ungeeignet.
Agiles Projektmanagement
Die Funktionsweise des agilen Projektmanagements basiert auf den Werten und Prinzipien des Agilen Manifests, das im Jahr 2001 mehrere erfahrene Softwareentwickler verfasst haben. Das agile Projektmanagement hinterfragt die Prozesse und Rollenverteilungen der klassischen Ansätze und will diese durch ein flexibles, zukunftsorientiertes Vorgehen ersetzen. Unternehmen sollen dem ständigen Wandel gewachsen sein und auf kurzfristige Änderungen schnell reagieren können.
Das Kernprinzip agiler Methoden beinhaltet die folgenden Grundpfeiler:
1. Direkt und offen kommunizieren
Agiles Projektmanagement legt großen Wert auf direkte und kurze Kommunikationswege. Auf Änderungen kann nur angemessen reagiert werden, wenn alle Teammitglieder auf dem gleichen Wissensstand sind. Informelle Gespräche und regelmäßige Stand-up Meetings stellen die effektivste Methode dar, Informationen innerhalb eines Teams zu übermitteln. Probleme und Schwierigkeiten müssen sowohl von Führungsverantwortlichen, als auch allen anderen Beteiligten offen ausgesprochen werden können. Nur so ist es möglich, starre Denk- und Verhaltensmuster aufzubrechen und zu verbessern.
2. Kurze Umsetzungs-Zyklen und kurzfristige Änderungen ermöglichen
Kurze Umsetzungs-Zyklen sind eines der Hauptmerkmale agiler Prozesse. Um Kundenwünsche voll befriedigen zu können, ist es wichtig, auch kurzfristige Änderungen implementieren zu können. So wird ein hoher Kostenaufwand vermieden und das Endergebnis optimiert. Fehler und Schwierigkeiten können außerdem frühzeitig analysiert werden und bieten die Möglichkeit, den weiteren Prozess zu verbessern. Anstatt dem Kunden ein fertiges Gesamtpaket zu verkaufen, mit dem dieser möglicherweise nicht zufrieden ist, werden ihm regelmäßig bereits fertiggestellte Teile des Projektes vorgestellt. So bekommt dieser eine genaue Vorstellung vom Endprodukt und Ergebnisse können noch während der Entwicklung auf die Anforderungen des Kunden getestet werden. Nicht das starre Einhalten von Dokumentationsrichtlinien, sondern die Maximierung des Kundennutzens soll Maß für den Erfolg eines agilen Projekts sein.
3. Flache Hierarchien begrüßen
Agile Methoden erfordern flexible Führungskräfte, die Konflikte produktiv lösen und eine vertraute, arbeitsfördernde Teamatmosphäre schaffen. Schnelle und flexible Reaktionen auf Änderungsvorschläge sind nur bei flachen Hierarchien umsetzbar. Anders als im klassischen Projektmanagement handelt jedes Teammitglied eigenverantwortlich. Vorgesetzte müssen deshalb dazu fähig sein, ihren Mitarbeitern ein hohes Maß an Vertrauen entgegen zu bringen und ihnen Aufgaben und Verantwortung delegieren zu können.
Agile Aushängeschilder: Scrum und Kanban
Basierend auf den Werten und Prinzipien des Agilen Manifests können Unternehmen eigene agile Ansätze entwickeln. Zu den beliebtesten agilen Methoden zählen Scrum und Kanban. Scrum wird durch feste Regeln, Rollen und Abläufe definiert und eignet sich insbesondere für umfangreiche Projekte. Die Methode basiert auf der Erfahrung, dass diese Vorhaben zu komplex sind, um sie im Vorhinein präzise planen zu können.
Auch Scrum legt einen langfristigen Plan (Product Backlog) fest. Konträr zum klassischen Projektmanagement wird dieser innerhalb der Durchführung des Projekts jedoch kontinuierlich angepasst und verbessert. In iterativen Abläufen, sogenannten Sprints, werden im Vorhinein definierte Aufgaben und Handlungen umgesetzt. Ziel jedes Sprints ist die Fertigung eines funktionierenden Zwischenproduktes. Um dies realisieren zu können, findet sich das Team am Anfang jedes Arbeitstages zusammen (Daily Scrums) und bespricht Aufgaben, Probleme und Fortschritte.
Ein weiterer populärer agiler Ansatz ist die Kanban Methode, die ursprünglich in den 1950er Jahren von Toyota in Japan entwickelt wurde. Ziel von Kanban ist es, jede Prozessstufe optimal zu steuern und so schnellere Durchlaufzeiten zu erreichen. Mithilfe eines Kanban Boards wird der Projektablauf visualisiert. Im klassischen Modell werden Aufgaben, die noch nicht angegangen wurden als "To-Dos" in der linken Spalte des Boards eingeordnet. Wird eine Aufgabe neu begonnen, wird sie als "In Progress" in die mittlere Spalte verschoben. Mitarbeiter dürfen selbst entscheiden, in welcher Reihenfolge sie Aufgaben bearbeiten.
In der rechten Spalte ("Done") des Kanban Boards werden alle erledigten Aufgaben eingetragen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass nur eine begrenzte Anzahl an Aufgaben zeitgleich bearbeitet wird. Kanban fordert also eine konsequente Priorisierung der Aufgaben und soll Prozesse so übersichtlich und agil halten. Staut sich Arbeit an einer Stelle des Projekts (Bottlenecks), weist die To-Do Spalte bei einer Person oder einem Team also eine große Menge an Kanban-Karten auf. An dieser Stelle muss nun eingegriffen und verbessert werden.
Digital agil
Agiles Arbeiten erfordert einen Wechsel der Denk- und Verhaltensweise einer Organisation, der sich nur mit einem Team erreichen lässt, das für diese Herausforderung qualifiziert ist. Um diese Prozesse zu unterstützen greifen Unternehmen immer häufiger auf Projektmanagement-Tools, wie beispielsweise Zenkit zurück. Agile Methoden erfordern ein hohes Maß an Flexibilität. Mit Hilfe von Online Tools können mit nur wenigen Klicks alle einem Projekt oder einer Aufgabe zugehörigen Informationen und Dokumente abgerufen werden. Durch das Ablegen der Daten in einer Cloud kann flexibel von überall aus auf die Projektinformationen zugegriffen werden. So können beispielsweise auch Teammitglieder, die remote arbeiten unkompliziert in den Prozess einbezogen werden.
Der zweite Grundpfeiler agiler Methoden ist eine schnelle und transparente Kommunikationsweise. Zenkit verfügt beispielsweise über Funktionen, die alle Teammitglieder in Echtzeit über Änderungen an Aufgaben und Projekten informieren und so jeden Mitarbeiter auf dem gleichen Wissensstand halten. Verfügen Projektmanagement Tools wie Zenkit über eine Kanban-Ansicht bieten sie ein optimales Maß an Flexibilität und Transparenz. In digitalen Kanban Boards können alle Aufgaben und Informationen eines Projektes gespeichert werden, was die physische Variante nicht zulässt. Zudem verhelfen Projektmanagement-Tools zu einem transparenten Workflow, da sie es einfach machen zu überblicken, welches Teammitglied an welcher Aufgabe arbeitet.
Jannik Lindner
Interviewfragen: Stefan Birk
Jannik Lindner ist Mitgründer des Verbraucherportals kaufberater.io und betreibt eine eigene Online Marketing Agentur. Er beschäftigt sich seit einigen Jahren mit dem Thema Digital Work und arbeitet selbst fast ausschließlich mit dezentralen, ortsunabhängigen Teams zusammen.
Digitalisierung und „Arbeit 4.0" ist in aller Munde. Wie schätzen Sie die Trends für die nächsten Jahren ein? Und was bedeutet das für Ihr Geschäft?
Ich denke es ist nicht angebracht, den Trend der Digitalisierung weiterhin inflationär zu verwenden. Jeder redet seit Jahren über Digitalisierung und verwäscht diesen Begriff gleich noch mit Industrie 4.0 und anderen „toll klingenden Worten“. Die Arbeit ändert sich nur dann, wenn sich Organisationen und Unternehmen ändern. Dabei sollten wir aber beachten, dass sich zwar die äußeren Umstände auf dem Markt oder die Strukturen im Unternehmen ändern, nicht aber der eigentliche Sinn eines Unternehmens.
Der Trend zur Arbeit der Zukunft geht eindeutig in die Richtung, dass digitalisierte Prozesse letztlich den Wert für den Kunden erhöhen sollten. Es sollte dem Kunden einfacher gemacht werden, nicht schwerer. Die Digitalisierung bringt nicht nur automatisierte und optimierte Prozesse innerhalb eines Unternehmens mit sich, sondern es werden sich auch ganze Geschäftsbereiche ändern. Mercedes Benz verkauft dann nicht mehr nur ein Auto, sondern Mobilität. Eine Agentur für Online Marketing verkauft dann nicht mehr nur Suchmaschinenoptimierung oder Content Marketing, sondern einen ganzen digitalen Funnel, der zu neuen Kunden führt. Unternehmen sollten also nicht mehr nur das „Mittel zum Zweck“ anbieten können, sondern eine endgültige und zufriedenstellende Lösung für den Kunden.
Es ist schwer, pauschale Aussagen branchenübergreifend zu treffen. Deshalb glaube ich, dass die Unternehmen vor allem ihre Einstellung ändern und sich kontinuierlich weiterentwickeln sollten. Das Thema „Arbeit der Zukunft“ muss ein fester Bestandteil in der Unternehmensstrategie und der Vision sein. Home-Office, flexible Arbeitszeiten, ständige Erreichbarkeit – das alles sind nur kleine Bausteine in einem großen Puzzle.
Entsprechen die Ergebnisse der ifaz-Studie Ihren Erfahrungen und Erwartungen? Welche Fähigkeiten fehlen? Welche Fähigkeiten werden unterschätzt?
Diese Ergebnisse stimmen weitestgehend mit meinen Erfahrungen und Erwartungen überein. Die sozialen Fähigkeiten sind bereits ein essentieller Teil unserer modernen Welt und werden in den Berufsfeldern der Zukunft in ihrer Bedeutung steigen. Durch die Technologie wird mehr und mehr Zeit frei, um sich mit dem Menschen persönlich zu beschäftigen. Dass Sachwissen nicht mehr so relevant sein soll, halte ich nicht für richtig. Gerade das Marketing wird ein immer bedeutenderer Teil für die Unternehmen der Zukunft. Deshalb habe ich auch meinen Schwerpunkt in diesem Gebiet gelegt und helfe anderen Unternehmen und Unternehmern dabei, ihre Marketingstrategie auszuarbeiten. Marketing wird aber auch für einzelne Mitarbeiter immer wichtiger. Nur wer sich selbst gut vermarkten kann, hat in Zukunft Erfolg. Fähigkeiten im Bereich der Digital Literacy halte ich für eine absolute Grundvoraussetzung.
Eine unterschätzter Baustein der Zukunft ist meiner Meinung nach die Fähigkeit, sich selbst zu kennen. Selbstbewusstsein ist eine Kompetenz, die von vielen nicht so wirklich wahrgenommen wird. Der gekonnte Umgang mit der eigenen Psychologie kann einen sehr guten Mitarbeiter von einem mittelmäßigen Mitarbeiter unterscheiden.
Welche Fähigkeiten sehen Sie in Unternehmen als besonders relevant an? Welches sind die wesentlichen Felder, auf die in der innerbetrieblichen Ausbildung fokussiert werden sollte?
Es wird immer wichtiger, als Unternehmen besonders flexibel zu sein. Ich persönlich bin der Ansicht, dass eine gute Positionierung auf dem Markt sowie eine ausgeklügelte Marketingstrategie ebenfalls immer wichtiger werden. In unserer heutigen Welt haben wir das Glück, dass zahlreiche Produkte und Dienstleistungen auf einem sehr guten Niveau sind. Für mich als Konsument macht es kaum einen Unterschied ob ich Produkt Y bei Produzent A oder Produzent B kaufe. Ich weiß ganz genau, dass wenn ich mit der Qualität nicht zufrieden bin, ich es sowieso wieder zurückgeben kann und wenige Tage danach ein neues erhalte. Um als Unternehmen aus der Masse hervorzustechen, muss nicht nur ein Produkt oder eine Dienstleistung verkauft werden, sondern eine Geschichte.
Deshalb ist es besonders wichtig, dass die Unternehmen diese Geschichte nicht nur nach außen verkaufen, sondern auch das innerbetriebliche Umfeld entsprechend anpassen. Es braucht selbstständig arbeitende, kreative Mitarbeiter, die nicht nur nach Schema X agieren. Deshalb sollte der Fokus auch bei der Ausbildung darauf gelegt werden. Tiefgehendes Sachwissen sehe ich als Voraussetzung an. Diesen Ansatz verfolgen wir auch in unserem eigenen Unternehmen.
Welche Fähigkeiten werden in Ihrem Unternehmen heute gefördert? Wie macht man das im Einzelnen?
Da ich persönlich bisher eher in kleineren Unternehmen und Startups aktiv war, kann ich schwer Aussagen über die größeren Firmen treffen. Ich bin ein großer Fan davon, wenn Mitarbeiter sich gegenseitig schulen. Jedes einzelne Teammitglied hat besondere Fähigkeiten oder ein besonderes Wissen, welches die anderen Mitglieder nicht haben. Man kann sich im Unternehmen also beispielsweise jeden Freitag eine Stunde Zeit nehmen, in welcher jede Woche ein anderer Mitarbeiter eine Schulung über ein bestimmtes Thema gibt. Im Anschluss kann eine Diskussion stattfinden. So kann man nicht nur den Zusammenhalt im Team stärken, sondern auch Brainstorming und Weiterbildung geschickt kombinieren. Das Unternehmen stellt dadurch sicher, dass die Wissensgrenzen und das Humankapital der Mitarbeiter stetig erweitert werden.
Was ist ihr persönlicher Rat an die heutigen Schüler und Studenten bzw. die Wissensarbeiter des Jahres 2030?
Für mich gibt es da eigentlich nur einen Rat, den ich für besonders wichtig halte. Die jungen Menschen von heute sollten offen sein für Bildung. Ein ständiger Hunger nach mehr Wissen und noch besseren Fähigkeiten, ganz egal in welchen Gebieten, ist die beste Versicherung für die Zukunft. Es reicht, wenn jeder ein wenig Zeit am Tag für die Fortbildung investiert. Wer heute stehen bleibt und meint, ausgelernt zu haben, der wird verlieren und für die Unternehmen der Zukunft nicht interessant sein. Bildung ist kein Kampf oder keine Sache, die „eben sein muss“, sondern Bildung macht Spaß. Das ist eine Einstellung, die jeder zukünftige Wissensarbeiter unbedingt haben muss.
Stefan Birk
Was macht Mecklenburg-Vorpommern für Kreativschaffende und „High Potentials“ attraktiv? In Befragungen kommen regelmäßig dieselben Antworten: Lebensqualität, Natur und landschaftliche Schönheit, ein weiter Horizont und: „Raum zur Entfaltung“. Welche Räume sind damit gemeint? Wie muss ein Raum beschaffen sein, um die kreative Fantasie zu beflügeln und die Region voranzubringen? Höchste Zeit, die Raumpotenziale systematisch zu erkunden und kreativ zu erschließen. Kommunen beklagen den „Leerstand“? Nun, vielleicht fehlt nur das richtige Nutzungskonzept?
Diese und weitere Fragen stellt sich eine Initiative, die in Vorbereitung der Konferenz „Raumwohlstand_MV_2018“ untersucht, welche innovativen Möglichkeiten für die Raumnutzung in Mecklenburg-Vorpommern möglich sind. Ein Kandidat ist sicherlich das in vielen großen Städten schon vielfach erprobte und immer erfolgreicher umgesetzte „Coworking“.
Die Konferenz „Raumwohlstand“ wird von der Kreative MV – Netzwerk für Kultur- und Kreativwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt. In Arbeitsgruppen aus kommunalen Vertretern, Wirtschaftsförderern, Unternehmern und Kreativen soll das regionale Potenzial gemeinsam sondiert werden, um die Region attraktiv zu machen und die weitere Entwicklung voranzubringen.
Eine innovative Möglichkeit den „Raumwohlstand“ der Region zu nutzen, besteht darin, die (Frei-)Räume mit den Potentialen der Digitalisierung in Verbindung zu bringen. Digital vernetzte, aber „analoge“ lokale Hubs von Kreativschaffenden und jungen Unternehmen können ein Mittel sein, innovative Arbeitsformen zu testen und die Arbeitswelt von morgen schrittweise entstehen zu lassen.
Was ist "Coworking"?
In diesem Zusammenhang kommt dem Konzept des „Coworking“ eine herausragende Bedeutung zu. Bei „Coworking Spaces“ handelt es sich um Orte, an denen verschiedene Wissens- und Kreativarbeiter, aber auch Teams von etablierten Firmen und Organisationen professionell (zusammen-)arbeiten. Im Coworking werden nicht nur Arbeitsplätze und Infrastruktur zur Verfügung gestellt. Viel zentraler ist die Bildung einer Gemeinschaft, die z.B. durch gemeinsame Veranstaltungen, spezielle Services oder auch gemeinsame Kundenprojekte aktiv gestärkt wird. Ziel ist es, dass jeder Einzelne aus den Kontakten und dem verfügbaren Wissen Nutzen für das eigene Geschäft ziehen kann.
So wird zum Beispiel für den Kreativ- und Wissensarbeiter neben einem leicht verfügbaren und nicht teuren, temporären Büro- und Kreativraum auch die Gelegenheit zum Wissensaustausch und Nutzen von Synergien z. B. bei der Kundenakquise oder in der Gründungsphase gegeben. Auch für bereits bestehende Unternehmen bietet Coworking interessante Vorteile. Viele Unternehmen nutzen Coworking für besonders teamorientierte, kreative Projekte oder für Teams, die in ihrer angestammten Umgebung/Kultur nicht weiterkommen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit in einem gemischten Coworking Space interessante Startup-Ideen oder potentielle Dienstleister kennenzulernen.
Coworking gibt es bereits seit einiger Zeit und an vielen Orten. In Deutschland sollen es knapp 300 Coworking Spaces sein, weltweit rechnet man mit über 7000. Im Allgemeinen lassen sich vier Ansätze bei der Gründung unterscheiden:
„Grassroot“-Gründungen
Hier tun sich einige Enthusiasten - oftmals mit gleichen oder ähnlichen Arbeitsgebieten im kreativen Bereich - zusammen, um die anregende Umgebung und die Synergien einer gemeinschaftlich genutzten Räumlichkeit zu nutzen. Diese Coworking Spaces sind besonders in Großstädten auf der ganzen Welt entstanden. Allerdings gibt es auch in mittleren Städten und sogar in ländlichen Regionen wie z.B. im Fichtelgebirge erfolgreiche Gründungen von klassischem Coworking.
„Me Too“-Gründungen
Inspiriert durch die erfolgreichen „Grassroot“-Gründungen versuchen auch viele Technologie- und Gründerzentren sowie Gemeinden/Städte, die sich positive Ausstrahlungseffekte auf die Standortattraktivität versprechen, auf den Zug aufzuspringen. Zum Beispiel bieten Technologiezentren in ihren bestehenden Räumlichkeiten die traditionellen Basisdienstleistungen an und „veredeln“ sie um Konzepte, die an Coworking erinnern. Oftmals sind solche, eher an klassischen Firmen orientierten Angebote aber für die Zielgruppe der kreativen Wissensarbeiter nicht von hoher Attraktivität.
Mittlere, professionalisierte Anbieter
Entstanden oft aus einer „Grassroot“-Initiative existieren inzwischen in den großen Städten Deutschlands einige Beispiele für größere Anbieter wie z.B. das Betahaus in Hamburg (auch in Berlin). Hier handelt es sich um etablierte Angebote, die die Anfangsschwierigkeiten bereits weit hinter sich gelassen haben und im Gegensatz zu den allermeisten kleineren „Grasroot“-Coworkings durchaus Profite erwirtschaften dürften.
Globale „Space as a Service“ Lösungen
Dass aus der Idee des Coworkings eine global funktionierende und mit hunderten von Millionen Dollar ausgestattete Geschäftsidee für globale Startups kreiert werden kann, zeigen das US-amerikanische Startup wework und die aus Israel stammende Firma mindspace. Aber auch in Deutschland existiert eine ambitionierte Neugründung: rent24. Alle verfügen bereits über eine große Anzahl von bestens ausgestatteten Coworking Offices in einer Reihe von großen Städten. Inwieweit allerdings bei der äußerst flexiblen Vermietung von Büroraum insbesondere an global agierende Technologieunternehmen noch der Ursprungsgedanke des Coworkings zum Tragen kommt, muss an dieser Stelle offen bleiben. Sicher scheint allerdings, dass dieses hoch professionalisierte Angebot auf absehbare Zeit wohl nur für größere Metropolen vorstellbar ist.
Die Hoffnung, dass sich in einer mittelgroßen Stadt wie z.B. Schwerin ein solches überregionales Unternehmen oder gar ein globaler Coworking-Anbieter engagiert, wird sich auf absehbare Zeit wohl nicht erfüllen. Wie andere Beispiele zeigen, ist jedoch auch in solchen Städten eine „Grassroot“-Gründung erfolgreich möglich. Hierzu ein Konzept zu entwickeln, potentielle Mitstreiter und Unterstützer zu finden und erste Schritte in Richtung Realisierung zu unternehmen hat sich die Initiative „Coworking in Schwerin“ zur Aufgabe gemacht. Das ifaz – Institut für Arbeitsdesign und Zukunftstechnologien e.V. unterstützt die Initiative und wird Beiträge leisten, um ein individuelles Konzept zu erarbeiten.
Alexander Eser
„Unser Kollege in Argentinien hat dazu doch letztens noch ein Dokument in unserem Workspace hochgeladen und unser Konzeptionist aus China hat in der gestrigen Videokonferenz einige Verbesserungen angemerkt.“
Immer häufiger hört man heutzutage Sätze wie diese, denn Projekte werden schon lange nicht mehr nur am großen runden Tisch im achtstöckigen Hochhaus im Unternehmerviertel bearbeitet. Große Aufgaben löst man heute in online vernetzten Gruppen - das sogenannte Virtuelle Arbeiten revolutioniert die Arbeitswelt und öffnet Türen, hinter denen sich Effizienz und Kreativität verbergen.
Unser Gastkommentator Alexander Eser hat damit einige Erfahrungen gemacht. Er ist Mitgründer des Medien-StartUps Kaufberater.io, ein Online Magazin für digitale Kaufberatung.
Der Mensch zeichnet sich insbesondere dadurch aus, große und umfangreiche Aufgaben in der Gruppe zu bewältigen. Diese Tendenz ist fest in uns verankert. Schon unsere Vorfahren fanden sich in Gruppen zusammen, um die große Wildkatze zu verjagen, die um das Lager tigerte und bedrohlich fauchte. Speere wurden gewetzt, Pläne geschmiedet und das Tier schließlich vertrieben. Der Gruppengedanke war damals wie lange Zeit danach auf eine örtliche Zusammenkunft der Akteure beschränkt. Man fand sich in großen Höhlen zusammen oder halt am Konferenztisch im verglasten Wolkenkratzer. Malereien wurden angefertigt, die den Plan skizzierten, oder eben Power-Points zum selben Zwecke präsentiert.
Die Entbindung vom örtlichen Schwerpunkt: Geringe Präsenz, bessere Ergebnisse
Das Virtuelle Arbeiten entbindet jedoch den Schaffensprozess von einem festen Ort und verteilt Aufgaben teilweise auf die ganze Welt. Die über Online-Plattformen vernetzten Virtuellen Teams, die gemeinsam an bestimmten Projekten arbeiten, kommen meist aus den verschiedensten Ländern und noch viel wichtiger: aus verschiedenen Unternehmen oder Institutionen. Die beteiligten Akteure treten im Team als individuelle Arbeitskräfte auf. Der Fokus liegt auf den fachspezifischen Kenntnissen, die sie zeitlich begrenzt in das Projekt einbringen. Das Arbeiten in Virtuellen Teams lässt sich daher mit dem Prinzip des „hiring on demand“ beschreiben, übersetzt also dem „Einstellen nach Bedarf“. Im Fokus steht folglich der erbrachte Einsatz der Arbeitskräfte und dessen Qualität für das Team bzw. das Projekt. Der Aspekt des Arbeitsverhältnisses rückt in den Hintergrund.
Die Herausforderungen und Hindernisse der Virtuellen Kommunikation
Dass diese Teils anonyme Form der Arbeitsorganisation viele Herausforderungen und Hindernisse in sich bringt, ist naheliegend. Für Menschen, die ihre Arbeitskollegen gerne auch privat kennen lernen wollen, um die Zusammenarbeit zu fördern, ist das Arbeiten in einem Virtuellen Team das falsche Umfeld. Der persönliche Kontakt wird meist auf rein professionelle Gesichtspunkte beschränkt.
Mit dem tatsächlichen Vollzug der eingeteilten Arbeitsabläufe gehen weitere Schwierigkeiten einher, die nur durch besonders hohe Organisationsaufwendungen vermieden werden können. Aufgrund der individuell verteilten Deadlines für einzelne Teammitglieder und ihre Aufgaben kann es ganz praktisch gesehen zum Beispiel öfter vorkommen, dass nicht alle Akteure zur gleichen Zeit für Video- oder Telefonkonferenzen zur Verfügung stehen.
Und auch die oftmals sehr differierende Herkunft der Gruppenmitglieder kann bei Nutzung einer Online-Plattform Schwierigkeiten mit sich bringen. Zum einen muss eine grundsätzliche Form der Kommunikation, also eine sprachliche Vereinheitlichung oder Konsensbildung stattfinden. Zum anderen wird von allen Gruppenmitgliedern verlangt, sich mit medienvermittelter Kommunikation auszukennen und überdurchschnittliche Softskill-Fähigkeiten in puncto zwischenmenschlicher Verständigung zu besitzen.
Das richtige Organisationsprogramm als Schlüssel zum „Virtuellen Erfolg“
Der wichtigste Schritt, um das „Cloudworking“ transparent und effektiv zu gestalten, ist die Wahl eines für die Gruppenbedürfnisse adäquaten Programms für die digitale Zusammenarbeit. Der angesprochene Umstand, dass sich die Standorte der Teilnehmer meist auf der ganzen Welt verteilen, macht eine zuverlässige und auf die vorliegenden Aufgaben angepasste Software unabdingbar. Auf dem Software-Markt gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Angeboten, die eine gute bis sehr gute Online-Kommunikation ermöglichen. Beispiele hierfür sind MS Project, Wrike, Meistertask, Slack, Taskworld, Podio, Trello, Basecamp oder Redbooth. Keines dieser Programme ist vom Funktionsumfang, Bedienung oder Software-Vorkenntnissen identisch mit dem anderen.
Das Institut für Arbeitsdesign und Zukunftstechnologien e.V. verglich erstmals im Oktober 2014 verschiedene Collaboration-Tools hinsichtlich unterschiedlicher relevanter Aspekte miteinander. Im März 2017 aktualisierte das Institut seine Untersuchungen und verglich zehn statt fünf Tools in unterschiedlichen Kategorien. Lobend erwähnt wurden in der Auswertung des Vergleichs vor allem die Programme Podio und Taskworld. Podio glänzte laut den Testern vor allem durch seine individuelle Anpassbarkeit: Persönliches Dashboard, Projekte und unbegrenztes Filesharing zählen zu den Stärken des von Citrix entwickelten Projektmanagemet-Tools. Das amerikanische Kollaborationstool Taskworld, das von Fred Mouawad erfunden wurde, glänzte vor allem durch simple Templates, individuelle Kommentarfunktion, umfangreiche Tag-Funktionen auf vielen Ebenen und einfacherer Integration von E-Mails.
Aus dem Vergleich besonders herausgehoben wurden außerdem MS Project und Slack. Beide Programme könnten jedoch kaum unterschiedlicher sein. Während MS Project mit der Integration von OneNote, SharePoint oder MS Office interessante Ansätze bietet und vor allem für versierte Tool-User geeignet ist, greift Slack die neumodische Begeisterung für Hashtags, Emojis, oder Kurznachrichten auf und präsentiert sich als eine erfrischende aber auch grundsolide Alternative zu alteingesessenen Kollaborationstools.
Vorteile des Cloudworkings: Steigende Qualität, größere Selbstbestimmung
Werden die zahlreichen Herausforderungen und Hindernisse mithilfe eines passenden Programms und einer guten Vertrauensbasis überwunden, ist der Ertrag des Cloudworkings vielschichtig. Durch die Entkopplung des Arbeitsprozesses von einem bestimmten Ort und einem stark determinierten unternehmerischen Umfeld werden heterogene Gruppen geschaffen. Diese erreichen, dass Projektergebnisse qualitativ hochwertiger und differenzierter gestaltet werden. Hinzu kommt der Aspekt der Vernetzung zwischen Unternehmen und Institutionen. Die Bildung Virtueller Teams legt oft den Grundstein für weitere Konzepte und kann neue zwischenunternehmerische Projekte begründen, sowie Marktgebiete erschließen.
Neben den positiven Effekten auf gemeinsame Arbeitsprozesse und Ergebnisse, die in das Wirkungsfeld der Gruppe fallen, hat das Arbeiten in der Cloud auch große Vorteile für die einzelnen Mitglieder. Revolutioniert wird primär der Aspekt der Arbeit. Für die Mitglieder des Virtuellen Teams, bringt das „Arbeiten in der Cloud“ den großen Vorteil, Arbeit flexibel machen zu können. Gemeint ist damit, dass das Erledigen von Aufgaben meist einer Deadline unterliegt, die Arbeitsschritte bis zu dieser Deadline aber frei eingeteilt werden können. Es ist also den Gruppenmitgliedern vorbehalten, wann, wo und in welchem täglichen Umfang sie Aufgaben erledigen. Diese neu gewonnene Freiheit der Arbeitseinteilung und Erledigung schafft Individualität und fördert Kreativität sowie die Fähigkeit zum Selbstmanagement.
In der heutigen Gesellschaft von immer größerer Bedeutung ist der interkulturelle Aspekt, den das Virtuelle Arbeiten mit sich bringt. Meist arbeiten Menschen verschiedenster Länder, Kontinente und Kulturen zusammen. Dieser Umstand unterstützt nicht nur die Anerkennung fremder Leistungen, sondern trägt auch wesentlich zum interkulturellen Verständnis bei und fördert nicht zuletzt die Toleranz.
Megatrends: Die Virtualisierung als bestimmende Tendenz des 21. Jahrhunderts
Die Tendenz der Virtualisierung und Digitalisierung findet nicht nur im Bereich des Projektmanagements statt. Der virtuelle Trend ist in vielen Lebensbereichen auf dem Vormarsch: Nachrichtendienste setzen zunehmend auf elektronische Medien, Einkäufe werden per Handy oder PC getätigt und Spracherkennungssysteme wie Alexa oder Siri planen für uns die gesamte Woche.
Computer und Maschinen haben also längst ihren eigenen Kopf: Die Artifical Intelligence, zu Deutsch die künstliche Intelligenz von Software, macht die Maschine zum Arbeitskollegen des Menschen. Oft ist in diesem Zusammenhang von „Industrie 4.0“ die Rede. Von der Mechanisierung der Arbeit über das Scientific Management, das durch Frederick Winslow Taylor im späten 19. Jahrhundert geprägt wurde, und dem spezialisieren von Fachkräften auf bestimmte Arbeitsabläufe, der sogenannten Facharbeit, erreicht Produktivität mit dem Einsatz von intelligenten Maschinen einen neuen Level. Die Möglichkeit mit der physischen Welt in Interaktion zu stehen, über Sprachverständnis und Sprachvermögen zu verfügen, die Fähigkeit für bestimmte Problemsituationen passende Lösungsansätze zu finden: All diese Attribute machen Maschinen und Software für den Menschen des 21. Jahrhunderts zu einer so reizvollen Hilfe im Alltag und der Arbeitswelt.
Mit diesem Wandel einher gehen weitere sogenannte „Megatrends“, die auch das Virtuelle Arbeiten in ganz verschiedener Weise begünstigen. Die Trends durchdringen dabei nahezu alle Lebensbereiche: Politik, Gesellschaft, Umwelt oder Wirtschaft. Für das virtuelle Arbeiten sind vor allem all jene Trends von Bedeutung, die mit Gesellschaft und Wirtschaft in Verbindung stehen und mit der Digitalisierung und Virtualisierung korrespondieren: Social Business, Me-Cloud, Social Networks oder E-Commerce sind nur ein Auszug aus einer Vielzahl von Trends.
Aber auch gesellschaftliche Aspekte außerhalb der virtuellen Welt nehmen immensen Einfluss auf das Cloudworking. Dazu zählen vor allem der Sub-Trend Diversity, also das Anerkennen nationaler sowie kultureller Vielfalt oder das Phänomen der Small-World-Networks, also kleineren Netzwerken mit zentralen Knotenpunkten, die auf der ganzen Welt verteilt sind. Damit einher geht eine stetig wachsende Wir-Kultur, der jedoch ein parallel ansteigender Anspruch einzelner Individuen auf Autonomie gegenübersteht. Dieser kann das Arbeiten in virtuellen Gruppen natürlich vor Herausforderungen stellen, den Siegeszug der Virtuellen Arbeit aber wohl kaum stoppen.
Stefan Birk
Am 14.11. 2017 haben sich in der Universität Rostock merkwürdige Szenen abgespielt. Erfahrene Personalverantwortliche knien auf dem Boden und spielen Lego. Andere basteln eine Collage aus Zahnbürsten, Federn und Papierschnipseln zusammen. Es wird gelacht und diskutiert. Kurz: es herrscht eine lockere, ja ausgelassene Stimmung, die so gar nichts mit unserem Bild ernsthafter Arbeit zu hat. Und dennoch: Hier wird sehr kreativ gearbeitet und interessante Ideen werden wie am Fließband produziert.
Design-Thinking ist nicht nur etwas für Konzerne
Die "kreative Übung" war Teil einer halbtägigen Veranstaltung des Arbeitskreises Strategische Personalpolitik zum Thema Arbeiten 4.0. Im Rahmen eines Schnelldurchlaufs durch die Methode geleitet von der Design-Thinking-Expertin Veronika Schubring waren die Personalverantwortlichen aus 20 Firmen und Institutionen aufgerufen, auch mit eher ungewöhnlichen Mitteln drei Zukunftsszenarien zu bearbeiten - mit erstaunlichen inhaltlichen Ergebnissen und einer zwar kurzen, aber sehr inhaltsreichen Diskussion. Dabei hat sich wieder gezeigt, dass die Methode "Design Thinking" nicht nur etwas für experimentierfreudige Nerds aus Konzernzentralen ist, sondern auch in kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) gewinnbringend zum Einsatz kommen kann.
Umsetzungstau bei Digitalisierung und Arbeit 4.0
Bevor die Teilnehmer allerdings mit den eigenen Szenarien und Entwürfen starten konnten, sollten sie zunächst mit einem Fachvortrag zu den heute bereits absehbaren Trends der neuen Arbeitswelt eingestimmt werden. Das ifaz lieferte dazu den Überblick über die Trends, die in der Studie "Wie wir morgen arbeiten ..." beobachtet werden konnten. Neben den aktuell in der Öffentlichkeit besonders beachteten Trends zum Thema Arbeitstechnologien (Roboterisierung und KI) sowie der Mobilität hinsichtlich Arbeitszeit und Arbeitsort kamen dabei insbesondere die eher "weichen" Trends Arbeitskultur und sinnhafte Arbeit zur Sprache. Der von allen Seiten diagnostizierte Umsetzungsstau hinsichtlich Digitalisierung und Arbeit 4.0 hat laut ifaz sehr viel mit der menschlichen und organisatorischen Komponente zu tun. Technische Innovationen allein lösen den Umsetzungstau nicht auf. Soziale Innovationen in Mitarbeiterführung und Organisation sind dringend erforderlich, um die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen. Und hierbei sind neben dem Management natürlich besonders die Personalverantwortlichen gefragt.
Andreas Schiel, arbeit:morgen
Jan Vitera, Universität Greifswald
Stefan Birk
Es werden Daten ohne Ende gesammelt und jede Ecke des Unternehmens mittels Informationssystemen ausgeleuchtet. Nie war es für das Management so einfach, alles in Echtzeit über das laufende Geschäft zu erfahren. Und nie war es so einfach, mit jedem in der Organisation direkt zu kommunizieren. Aber bedeutet dies, dass nur noch Kontrolle zählt? Heisst das wirklich, dass Unternehmensführung zu einer "Rechenaufgabe" wird? In einem Arbeitspapier haben wir daran so unsere Zweifel ...
Die These, es brauche ein Mehr an Vertrauen innerhalb der Unternehmen, könnte man im ersten Moment als ein wenig sentimental und anachronistisch auffassen, wie ein entstaubtes Relikt aus den Zeiten der Humanisierung der Arbeitswelt. Es ist bekannt, dass zu vertrauen mit Risiken verbunden ist. Warum sollte man derartige Risiken eingehen? Diese Frage stellt sich gerade in der gegenwärtigen Zeit, in welcher der Aufwand, Vertrauen durch Kontrolle zu substituieren, aufgrund moderner Technologien als verschwindend gering gilt.
Technologie macht Vertrauen zur erfolgskritischen Ressource
Genau hier besteht eine spannende Ambivalenz digitaler Technologien. Sie ermöglichen nicht nur umfassende Kontrolle, sondern eröffnen auch zukunftsweisende Spielräume für die Gestaltung von Arbeit, die nicht selten in zusätzlichen Freiheitsgraden für Beschäftigte resultieren: Innerhalb der sich hierbei neu konstituierenden Beziehungen von Führungskräften und Mitarbeitern stellt Vertrauen einen erfolgskritischen Faktor dar. Trotz unterschiedlicher Ausgangsbedingungen stehen die betroffenen Organisationen somit vor den gleichen Fragen: Lässt sich Vertrauen managen? Wie viel Vertrauen ist praktikabel und zielführend, und wie viel Kontrolle ist unverzichtbar? Was sind die richtigen Methoden und Instrumente?
"One-size-fits-all" Lösungen taugen nichts
Viele Ansaätze insbesondere aus der "Praktikerliteratur" suggerieren die Existenz fertiger Rezepte in Zeiten, in denen mehr denn je individuelle Lösungen gefragt sind. Daher versuchen wir das komplexe Problem Vertrauen nicht mit einer allumfassenden Theorie zu “lösen”, sondern schlagen eine schrittweise Annäherung an den Gegenstand mittels Aktionsforschungsprojekten vor. Wir wollen mit unserem Beitrag zeigen, wie eine innovative Verbindung von Wissenschaft und Praxis gelingen kann. Als multidisziplinäres Team, das unterschiedliche Fächer und Praxiskontexte verbindet (etwa Soziologie, Psychologie und Betriebswirtschaft bzw. Unternehmensführung und -beratung, wissenschaftliche Arbeit und Wirtschaftsjournalismus), wollen wir im Umgang mit dem Thema Vertrauen neue Wege gehen. Wie das genau gehen soll haben wir in einem Arbeitspapier detailliert beschrieben. Wer an der Vorgehensweise Interesse hat, hier der Kontakt: mail@i-faz.de
Veronika Schubring
Teresa Trabert
(Interview : Stefan Birk)
Welche Fähigkeiten und Eigenschaften muss der Wissensarbeiter der Zukunft haben? Diese Frage haben wir inzwischen einer ganzen Reihe von unterschiedlichsten Experten und Unternehmenspraktikern gestellt. Im folgenden Interview haben wir zwei Frauen befragt, die sich in vielfältigen innovativen Projekten u.a. der Kreativwirtschaft in MV verdient gemacht haben.
Teresa Trabert ist eine weitgereiste Eventmanagerin mit einem Bachelor in International Business, die in Freiburg, Berlin, Boston und San Diego gelebt und studiert hat. Seit 2013 lebt sie in Rostock und engagiert sich als Vorstandsmitglied des Kreativsaison e.V. und als Kommunikations-Managerin im Kreativquartier Warnow-Valley für die Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Als Mitinitiatorin des landesweiten Netzwerks Kreative MV und des Rostocker Co-Works projekt:raum hat sie ein breites kreatives Netzwerk mit aufgebaut. Soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit sind für Teresa Trabert in der Umsetzung all ihrer Projekte von großer Bedeutung.
Veronika Schubring ist unter dem Leitbild „Gemeinsam Wandel gestalten“ seit 4 Jahren selbstständige Moderatorin, Prozessbegleiterin und Organisationsberaterin. Ihre Schwerpunkte liegen dabei (1) auf kreativen Workshops und Gruppenmoderationen zur Problemlösung, vornehmlich unter der Anwendung des Design Thinking, (2) auf der Entwicklung innovationsfähiger Arbeitskulturen in Unternehmen und Institutionen, sowie (3) auf Veränderungsprozessen hin zu nachhaltigem und sozialverantwortlichem Wirtschaften. Begleitend zu ihrem Master in Public Policy hat sie in Rostock projekt:raum mit gegründet, ein Ort für kreatives Arbeiten inmitten des Kreativwirtschafts-Clusters Warnow Valley am Warnowufer in Rostock.
projekt:raum ist ein Co-Work-Space direkt im Kultur- und Kreativquartier Warnow Valley am Rostocker Stadthafen. Auf 190 m² teilen und gestalten Freiberufliche, Gründende, Vereine, Kreative und Kunstschaffende feste und flexible Arbeitsplätze, einen Gemeinschaftsraum, Seminarraum, Küche, Bibliothek, Atelier, Studio, Labor und eine offene Werkstatt.
Welche Fähigkeiten sehen Sie in Unternehmen / Organisationen der Zukunft als besonders relevant an?
Heute kann es nicht mehr allein um das „Was?“ – also das Sachwissen - gehen. Viel wichtiger sind in Zukunft das „Wie?“ und das „Warum?“. Mit anderen Worten: Die klassischen Fähigkeiten auf Sachebene müssen um Fähigkeiten ergänzt werden, die eher mit dem Prozess und dem Sinn des Ganzen zu tun haben.
Zum Beispiel ist es ja schon heute kein Problem mehr, das Sachwissen zu praktisch jedem Thema jederzeit abzurufen. Heute und in Zukunft geht es aber eher um die Themen „Auswählen, Verknüpfen und Bereitstellen von Wissen“ für Problemlösungen in der realen Welt. Dieses „Auswählen, Verknüpfen und Bereitstellen“ findet im sozialen Umfeld statt. Das macht insbesondere soziale Fähigkeiten besonders relevant. Und natürlich ist ein Verständnis dafür, welche Werte unterschiedliche Individuen (aber auch Organisationen) besitzen, wichtig für jeden Problemlösungsansatz. Nur wer in der Lage ist, den sozialen Prozess und die verschiedenen Sinnzusammenhänge zu verstehen, ist in der komplexen Welt von morgen fähig, Probleme tatsächlich zu lösen.
Wichtig aus unserer Sicht ist auch die Fähigkeit im Umgang mit sich selbst. In einer Arbeitswelt, die zunehmend aus selbständig arbeitenden Menschen besteht, ist das von hoher Relevanz. Aber man sollte auch nicht vergessen, dass Fähigkeiten wie „Selbstmanagement“ oder auch „Selbststeuerung“ durchaus ihre Kehrseiten haben. Im Künstlerischen Bereich kann dies sogar zum Kreativitätskiller werden.
Welches sind die wesentlichen Felder, auf die die Organisationen in der innerbetrieblichen Ausbildung fokussieren sollten?
Es sind aus unserer Sicht im Wesentlichen drei Felder, auf denen Unternehmen, aber auch andere Organisationen bei Ihren Fortbildungsprogrammen Wert legen sollten:
In diesem Zusammenhang: Wenn man über die Fähigkeiten der Zukunft spricht, kann leicht der Eindruck entstehen, dass die Fähigkeiten, auf die es in Zukunft ankommt, andere klassische Fähigkeiten ersetzen. Das ist aber nicht gemeint. Aus unserer Sicht sollte man die oben genannten Fähigkeiten in Zukunft nur noch stärker in der Ausbildung und „on-the-job“ betonen, da sie oft nicht im ausreichenden Maße entwickelt sind. Die klassischen Fähigkeiten wie fundiertes Sachwissen, aber auch Zuverlässigkeit und dergleichen haben durchaus weiter ihre Berechtigung. Oder mit anderen Worten: Wer wie wir schon einmal mit verschiedenen Künstlern an einem Film gearbeitet hat, weiß dass allein Kreativität nicht zum Erfolg führt.
Was ist ihr persönlicher Rat an die heutigen Schüler und Studenten bzw. die Wissensarbeiter des Jahres 2030 (z.B. die Jahrgänge ab ca. 2000 ff.)?
Unser persönlicher Rat ist: „Kommt in Bewegung!“ Die Fähigkeiten, die man in der Zukunft braucht, sind ja nicht im Hörsaal oder im Studierzimmer erlernbar. Nur durch die tatsächliche Realisierung von Vorhaben, hinter denen man wirklich steht und in denen man tut, was man wirklich will, kann man echte Lernerfolge haben.
Dazu sind insbesondere „Projekte ohne Mittel“ gut geeignet. Dort muss man nämlich einerseits eine sehr gute und überzeugende Idee entwickeln und optimal verkaufen, andererseits aber auch Mitstreiter finden, die Ressourcen bereitstellen. Einen Rahmen, um solche Projekte durchzuführen bieten wir beispielsweise im Rahmen unserer Sommerakademie an.
Patrick Vestner
Im Oktober 2015 hat das ifaz verschiedene Online-Lösungen - sogenannte „Collaboration Tools“ – untersucht (zum Bericht), welche die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Teammitgliedern an unterschiedlichen Standorten vereinfacht. Zum damaligen Zeitpunkt wurde in der eingehenden Analyse der verschiedenen Tools insbesondere auf optimale Projektübersicht, intuitive Nutzung und einfache Kommunikation fokussiert. Diese Untersuchung wurde nun erweitert und aktualisiert.
In den letzten zwei Jahren hat sich die Landschaft der Collaborationstools weiterentwickelt: neue innovative Hilfsmittel sind dazugekommen, etablierte Systeme haben sich verändert. Mit dem aktualisierten Blog-Beitrag wird die Analyse nochmals aufgegriffen, auf Veränderungen überprüft und um weitere gängige Lösungen ergänzt.
Die untersuchten IT-Tools sind:
Und etwas ausser Konkurrenz: Slack.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die erneut analysierten Kollaborationstools im Umfang nicht entscheidend verändert haben. Einzelne Funktionen wurden hinzugefügt, andere entfernt, die grösste Veränderung fand jedoch im Pricing statt. Von den neu analysierten Tools sind besonders Podio und Taskworld hervorzuheben, die beide mit einer überdurchschnittlichen Anpassungsfähigkeit sowie ganzheitlichem Umfang überzeugen. Dies ist jedoch eher für versierte virtuelle Projektteams zu empfehlen, da mit der Einführung dieser Tools ein erhöhter Initialaufwand einhergeht. Dank unzähligen Erweiterungsmöglichkeiten, besonders bei Podio, können beide Systeme als umfassende Komplettlösungen genutzt werden, die die verschiedensten Facetten von Projektmanagement, Task Planung und Kommunikation adressieren. Dies bringt den Vorteil mit sich, dass man lediglich ein Tool benötigt, birgt aber auch das Risiko, die Dinge zu verkomplizieren.
Ebenfalls erwähnenswert ist die Entwicklung des Projektmanagement-Dinosauriers MS Project, das den Schritt in die Cloud erfolgreich gemeistert hat. Dank der vielfältigen Produktpalette ist ein starkes Komplettsystem entstanden, das interessante Möglichkeiten wie die Integration von OneNote, SharePoint oder MS Office bietet. Somit ist dies das einzige analysierte System, das die Erstellung und Bearbeitung von Dokumenten (Word, Excel, PowerPoint) ermöglicht. Wer jedoch bereits Erfahrung mit MS Project hat, weiss auch, dass dies eine sehr komplexe Projektmanagement-Lösung ist. Entsprechend ist es im Vergleich zu den anderen Tools langsamer und merklich weniger intuitiv.
Etwas ausserhalb der gewohnten Kategorien wurde ausserdem Slack analysiert, das aktuell einen Trend für digitale Kommunikation darstellt. Basierend auf Chat-Threads soll es helfen, weg von Emails zu kommen und projektbezogene Dialoge zu bündeln. Generell betrachtet ist dies eine innovative Herangehensweise, die viele aktuelle Trends der digitalen Kommunikation wie Hashtags, Emojis, oder Kurznachrichten aufgreift. Da es sich jedoch um einen komplett neuartigen Ansatz handelt, dürften besonders Leute ohne ausgeprägtes Interesse für neuste digitale Trends Mühe haben, sich intuitiv wohl zu fühlen. Dank vielen zusätzlichen Services (z.B. Integration mit Trello) lässt sich Slack den eigenen Bedürfnissen anpassen, jedoch besteht dann die Gefahr, sich mit einer Unmenge an separaten Lösungen und Logins zu verzetteln.
Trotz ähnlichem Funktionsumfang sind die analysierten Kollaborationstools sehr individuell und bringen verschiedene Stärken mit sich. Um ein umfassendes Bild zu erhalten, wird empfohlen, jede Lösung in einem Trial auszuprobieren. Nur so lässt sich, neben den rationalen Entscheidungskriterien, herausfinden, ob man sich intuitiv wohl fühlt. Dies alleine genügt aber natürlich nicht. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass man ganz nüchtern fragt, welche Nutzung in dem jeweiligen Fall relevant ist. Hierzu sind auch bei der Gestaltung von virtueller Zusammenarbeit alle wesentlichen Prozesse genau zu analysieren und die wesentlichen Anforderungen an ein System zu definieren. Dies beinhaltet Fragen wie zum Beispiel: Wie zentral ist die Kollaborationslösung für mein Business? Wie viele User sollen es nutzen? Welche Lösungen sind bereits integriert? Möchte ich ein Komplettsystem (z.B. Podio, Taskworld) oder eine spezialisiertes (z.B. auf Kommunikation – Slack; auf Tasks – Wrike; auf Projektmanagement – Jira) Tool? etc.
Da man bei der Beantwortung dieser Fragen nicht selten die aktuellen Prozesse der Zusammenarbeit grundsätzlich einer Prüfung unterzieht, kommt hier in vielen Fällen das Thema „Process Reengineering“ auf die Agenda. Was es oftmals notwendig macht, Rat auch bei externen Experten zu suchen.
Patrick Vestner
Viele Manager fokussieren auf technische Lösungen, um Virtuelle Teams im Unternehmen zu etablieren. Dabei wird jedoch schnell vergessen, dass die Qualität virtueller Teams ganz wesentlich von den klassischen interpersonellen und organisatorischen Fähigkeiten des Managements abhängt. Wie man virtuelle Teams richtig angeht, berichtet unser Schweizer Gastautor Patrick Vestner, langjähriger Sales und Marketing Manager in einem internationalen Gesundheitsunternehmen. Zur Zeit ist Patrick Vestner im Bereich Change Management tätig.
Aufgrund sich verändernder Demografie und technischen Fortschritten ist das Thema «Virtuelle Teams» in akademischer, wie auch praktischer Hinsicht in den Fokus
gerückt. In der heutigen Zeit sind Firmen oftmals international vernetzt, sodass virtuelle Teams beinahe in allen organisatorischen Einheiten anzutreffen sind. Erfolg und Misserfolg virtueller
Teams stehen aber nahe zusammen und während einige Unternehmen die Vorzüge feiern, kam der Internetkonzern «Yahoo» 2015 zum Schluss, die Mitarbeiter wieder von der Zentrale aus arbeiten zu
lassen. Es stellt sich also die Frage, was man tun kann, um virtuelle Teams zum Erfolg zu führen.
Virtuelle Teams unterscheiden sich in Definition, Zusammensetzung und Verantwortlichkeiten stark. Sie sind dabei auch abhängig vom Funktionalbereich sowie dem Grad der Virtualität. Während einige Teams für Projekte ein zeitlich beschränktes, virtuelles Netzwerk bilden, sind andere Organisationen per se an verschiedenen Standorten ansässig. Die Kommunikation kann zusätzlich durch verschiedene Zeitzonen, Sprachen und Kulturen erschwert werden.
Die Führung von virtuellen Teams zeichnet sich im Wesentlichen dadurch aus, dass keine Face-to-face Begegnungen stattfinden können. Dies gilt sowohl für formelle als auch informelle Kommunikation (z.B. in Form von Büroklatsch). Diese Nicht-Verbundenheit zu Kollegen sowie der Führungskraft kann eine entsprechend negative Auswirkung auf die Beziehungen und entsprechend auf die Führung haben. Die folgenden Tipps helfen, eine solide Basis zu schaffen, die in einem virtuellen Hochleistungsteam unabdingbar ist.
Ohne gemeinsames Verständnis kein Team
Wie für jedes Team ist ein gemeinsames Verständnis für die Wahrnehmung der gemeinsamen Ziele grundlegend. Was soll erreicht werden? Wie erreichen wir dies? Was muss getan werden? Wer bringt was ins Team ein? Die personelle Komponente steht dabei im Wechselspiel mit den organisatorischen Voraussetzungen.
Für die Führung bedeutet dies:
Integration der Strukturen notwendig
Global abweichende Policies, Strukturen und Systeme sollten für ein virtuelles Team aufeinander abgestimmt sein und können von den lokalen Gegebenheiten abweichen. Eine solche Integration ermöglicht abteilungsübergreifendes Arbeiten, indem gemeinsame Verhaltensmuster, Anreize und «Sicht der Dinge» geschaffen werden. Generell gilt: je grösser die Unterschiede (kulturell, sprachlich, organisatorisch, strukturell, etc.), desto höher die Notwendigkeit der Integration.
Für die Führung bedeutet dies:
Vertrauen ist entscheidend
Dieser Punkt ist natürlich schon für lokale Teams wichtig, für virtuelle Teams aber von noch grösserer Bedeutung. Er beschreibt die sogenannte «Psychologische Sicherheit», die Teammitglieder verspüren. Mit anderen Worten: ob Fehler gemacht werden dürfen, offene Feedbackkultur besteht oder wie mit Misserfolgen umgegangen wird. Für virtuelle Teams ist ein solches Vertrauen ungleich schwerer aufzubauen, da die Kommunikation über elektronische Medien läuft. Mit den richtigen Mitteln und durch gemeinsame Erfahrungen bzw. Erfolge ist es aber sehr wohl möglich.
Für die Führung bedeutet dies:
So schwierig eine erfolgreiche Umsetzung ist, so interessant ist es, die Vorteile von funktionierenden virtuellen Teams zu nutzen. Die oben genannte Diversität kann Kreativität und Innovation entscheidend steigern. Desweiteren ermöglicht die geographische Unabhängigkeit den Zugang zum weltweiten Talentmarkt. Dabei sind neben den technischen Skills, auch präzise Kommunikationsformen, emotionale Intelligenz und Leidenschaft bei der Rekrutierung der passenden virtuellen Kollegen zu beachten.
Chris Batke
Interviewfragen: Stefan Birk
Chris Batke will die Zukunft der Arbeit schon heute leben. Aus diesem Grund hat er seine Karriere in der hierarchischen Welt der Großunternehmen aufgegeben und sich entschieden selbst kleine Praxisforschungslabore zu gründen, wie beispielsweise die „Expedition Sinn“ (www.expedition-sinn.de). Dort versammeln sich Gleichgesinnte, um Prinzipien aus der Zukunft der Arbeit im Selbstversuch zu testen. Wir haben Chris Batke gefragt, was denn seiner Ansicht nach die Fähigkeiten der Zukunft sind.
Welches sind die gravierendsten Trends zur „Arbeit der Zukunft“, die in den nächsten Jahren verstärkt auf die Unternehmen / Organisationen zukommen werden? Warum?
Meine Favoriten sind: Erstens Selbstorganisation, zweitens „Purpose driven organizations“ und drittens Selbstverwirklichung/„Wholesness“.
Die exponentielle Steigerung der Veränderungsgeschwindigkeit wirkt weiterhin unaufhaltsam. Es vergeht kaum ein Jahr, in dem nicht ein neuer Trend ganze Branche und Industriezweige zu erschüttern droht. Das Problem: Die aktuellen Unternehmenskulturen sind von Tradition und Spielregeln geprägt, die seit langer Zeit völlig unverändert sind. Durch die Komplexität der heutigen Zeit und der zunehmenden Veränderungsgeschwindigkeit, stoßen klassische hierarchische Systeme an ihre Grenzen.
Selbstorganisierte Teams sparen sich die Abstimmungswege langer, starrer Hierarchien. Dies wird insbesondere in solchen Organisationen stark gelebt werden können, die einem klaren „higher purpose“ folgen. In vielen Teilen der westlichen Welt sind die Grundbedürfnisse des Einzelnen weitgehend befriedigt. Es ist logisch und folgerichtig, dass wir Menschen in einer Wissensgesellschaft mit solch guter Grundversorgung danach streben einen wichtigen Beitrag in der Welt zu leisten. Selbstverwirklichung ist das nächste, kollektiv noch unbefriedigte Bedürfnis. Unternehmen, die dies bieten können werden bei der Rekrutierung und Bindung von Fachkräften die Nase vorn haben.
Stark in Zusammenhang mit dem „Purpose“ als Kern einer Organisation, der übrigens viel tiefer geht als irgendein Unternehmensleitbild, dass in der betrieblichen Praxis nur müde belächelt wird, steht der dritte Aspekt „Wholeness“.
Wir sprechen schon lange über die Work-Life-Balance. Ich glaube, dass der Ruf danach noch weiter wachsen wird, es sich dabei aber eigentlich nur um ein Symptom handelt. In Wahrheit leiden viele (wenn auch nicht alle) Menschen darunter, bei der Arbeit nur eine Facette ihrer Selbst zeigen zu dürfen. Es ist doch häufig so, dass wir im Berufsleben mit einer Maske herumrennen: Sei stark. Sei tapfer. Arbeite hart. Zeige keine Gefühle. Fahr die Ellenbogen aus und setz dich durch.
Wer möchte das denn wirklich? Wir Menschen sind soziale Wesen und die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt sowieso immer mehr. Die Arbeitgeber freuen sich über die ganztägige Erreichbarkeit Ihrer Mitarbeiter*innen. Andersherum sehe ich aber das Bedürfnis dramatisch steigern, dass wir uns in erster Linie als das zeigen wollen, was wir sind: Menschen. Wir sind Menschen mit Herz und Seele. Wenn meine Tochter krank ist, wie sollte ich das an der Stempeluhr zurücklassen können? Es beschäftigt mich und es macht mich auf Dauer krank, wenn ich wie ein Zahnrad im Getriebe einer großen Maschine einfach funktionieren soll.
Es gibt zunehmend mehr Unternehmen, die Wert darauf legen sozialen Raum für all diese Aspekte zu geben. Dies fördert natürlich die Teamkultur. Denn wenn ich mich zeigen darf mit all meinen Facetten, birgt das einerseits den Vorteil, dass meine Teammitglieder sich darauf einstellen können. Andererseits steigert sich meine Loyalität, meine Bereitschaft zum Engagement, meine Identifikation, meine intrinsische Motivation. Ich kann mir überhaupt nicht mehr vorstellen in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem ich wie ein Roboter behandelt werde.
Unternehmen, die es schaffen alle drei Aspekte zu vereinen, wird möglicherweise die Zukunft gehören.
Aber geht das denn in den großen Konzernen?
Das stimmt. Je größer eine Organisation, desto schwieriger die Transformation. Am Ende wird der Wandel zunächst von den kleinen 5% der Welt ausgehen: Pioniere, Abenteurer, mutige Start-Ups usw. Für mich aber der entscheidende Faktor: Kleine und mittelständische Unternehmen haben meines Erachtens gute Chancen hier Vorreiter zu sein.
Innerhalb welchen Zeitrahmens wird sich die Arbeit maßgeblich verändern? Warum?
Ich habe zuletzt häufig auf diese Frage geantwortet: Innerhalb der nächsten 10 Jahre. Allerdings ist klar festzuhalten, dass das Machtgefüge in Form von Einfluss, Kapital und Marktanteil momentan natürlich sehr stark bei den klassischen Großkonzernen liegt. Insbesondere diejenigen Organisationen, die selbst zu solch einem Wandel nicht in der Lage sind, werden natürlich heftig gegen neue Konkurrenten vorgehen.
Es wird vielen Angst machen, wenn sie sehen, dass Menschen glücklich, zufrieden und gerade deswegen hochgradig produktiv und innovativ arbeiten. Wenn Befehl und Gehorsam, sowie monetäre Anreize nicht mehr zum gewünschten Erfolg führen, bleibt die Frage, ob die Fähigkeit zum „mindshift“ in den oberen Führungsetagen tatsächlich da ist. Viele Konzernchefs mögen dem unaufhaltsamen Trend hinterherrennen und für eine nette Headline in den Medien ähnliche Programme ausrufen. Gleichzeitig werden sie trotzdem weiter in ihren Vorstandsaufzug steigen und in ihr abgeschottetes Büro fahren - 32 Stockwerke über denjenigen, die wirklich zählen: Die Menschen, die das Unternehmen tragen.
Von daher werden wir uns wohl noch etwas gedulden müssen. Für mich ist das Endergebnis aber unausweichlich. Wieso sollte ich mich weiter dem Kampf und Frust verschreiben, wenn ich stattdessen Miteinander und Selbstwirksamkeit leben kann?
Welche Stellung hat das Thema „Arbeit der Zukunft“ in den Unternehmen/Organisation heute? Woran kann man die Bedeutung ermessen? Wer ist zuständig und kümmert sich um das Thema?
In großen Konzernen gibt es häufig Abteilungen für Strategie, Unternehmensentwicklung oder einen Vorstandsstab. Manchmal vielleicht auch noch HR. Ein Trendthema ist hier meist aber nur etwas „mit dem wir uns mal beschäftigen müssen“. Wenn die öffentliche Diskussion in eine Richtung geht „müssen wir halt mal innovativ sein“. Das habe ich gerade im Finanzsektor stark erlebt. Am Ende ist dies häufig aktionistisch und Konzerne agieren nur, damit sie sagen können, dass sei beim Trend dabei sind. Ganz stark erleben wir das bereits bei Themen wie Arbeitgeberattraktivität, Work-Life-Balance, Familie und Beruf etc. Es werden ein paar Programme aufgesetzt, um irgendeinen Award oder ein Gütesiegel zu bekommen. Die DNA des Unternehmens hat sich im Kern aber überhaupt nicht verändert. In solchen Fällen kann nicht davon die Rede sein, tatsächlich die Zukunft der Arbeit zu leben. Es ist eher wie eine Fassade, die ein bisschen nach Zukunft aussieht.
Für vielversprechender halte ich Change-Programme, die im „dualen Betriebssystem“ (Kotter) laufen und tatsächlich im Hintergrund ein wahres Commitment vom Top-Management haben. Also interne Versuchslabore, die außerhalb der Hierarchie positioniert sind und über eine Projekt- oder Matrixorganisation hinausgehen. Ein Labor in dem tatsächlich unter realen Bedingungen neue Arbeitsweisen, Entscheidungs- und Konfliktklärungsprozesse von interessierten Mitarbeiter*innen getestet werden können.
In KMU spielt der Geschäftsführer/Inhaber/Vorstand für mich die entscheidende Rolle. Das Thema kommt auf die Agenda, wenn es dem Gründer/Chef ein persönliches Anliegen ist. Und so muss es auch sein. Ohne die Unterstützung von ganz oben, kann kein gravierender Wandel stattfinden. Am Ende ist nämlich nicht eine Stelle, oder eine Abteilung für solch einen Change zuständig, das ganze Unternehmen muss an einem Strang ziehen.
Welche Fähigkeiten werden für die Arbeit der Zukunft von größter Bedeutung sein?
Beziehungsfähigkeit, Selbstführung, Konfliktlösungskompetenz in Form von gewaltfreier Kommunikation sind beispielsweise in den Case Studies von Frederic Laloux elementare Fähigkeiten, um Selbstorganisation leben zu können. Denn wir müssen uns bewusst werden: In solchen Organisationen der Zukunft, wird es nicht weniger, sondern mehr Konflikte geben. Es wird zu Beginn schwieriger und anstrengender, da plötzlich Konflikte nicht mehr hoch delegiert werden, sondern auf den Tisch kommen. Ohne die passenden Kompetenzen und klar definierten Prozesse zur Konfliktbewältigung und Entscheidungsfindung kann schnell Chaos ausbrechen.
Außerdem werden sich auch diejenigen Mitarbeiter*innen schwer tun, die sich nicht dem ständigen organischen Wandel anpassen können. Wenn eine Organisation „purpose driven“ ist und durch Organisationsmodelle wie beispielsweise Holakratie die Beziehung Menschen/Rolle ständigem Wandel unterliegt, dann muss ich eine große Veränderungsbereitschaft haben.
Völlig unterrepräsentiert ist für mich das kritische Denken. Für mich bringt die Zukunft der Arbeit sehr viel Transparenz, aber auch sehr viel Selbstverantwortung mit sich. Außerdem habe ich auch die Verantwortung die Entscheidung von anderen Organisationsmitgliedern kritisch zu hinterfragen. Ich kann mich nicht mehr darauf ausruhen, dass mir eine Person vorgibt in welche Richtung wir marschieren sollen. Jedes Mitglied der Organisation ist aufgerufen dem der Organisation innewohnenden „purpose“ zu lauschen und zu überlegen, wie dieser purpose am Besten umgesetzt werden kann.
Eine weitere Fähigkeit ist für mich die Begleitung und Gestaltung von Transformationsprozessen. Es wird viel weniger darum gehen einmal fachliche Inhalte zu erlernen und dann stabil 20 Jahre Leistung zu bringen. Organisationen benötigen eine Fähigkeit sich evolutiv, kontinuierlich neu zu erfinden. Dies bringt natürlich erhebliche Anforderungen mit sich.
Organisationen brauchen Menschen, die keine Change-Programme durchprügeln, sondern die jeden Wandel als Prozessbegleiter gemeinsam mit den Betroffenen gestalten. Es wird sehr viel darum gehen mehr Menschlichkeit in diesen Prozessen zu zulassen und zu fördern.
Welche Eigenschaften/Fähigkeiten werden in Unternehmen / Organisation heute gefördert?
Ich sehe leider immer noch vermehrt Fachtrainings. In großen Organisationen gibt es auch Seminarprogramme, die Aspekte wie „soft skills“ berücksichtigen. Leider werden immer noch vierstellige-Trainerhonorare bezahlt, die Seminare mit 100 Seiten Powerpoint-Präsentation zumüllen, vielleicht 1-2 kleine Übungen machen und mit max. 10% nachhaltigem Wissenstransfer die Mitarbeiter*innen nach Hause schicken.
Darüber hinaus machen die Unternehmen einen entscheidenden Fehler: Es wird der Versuch unternommen einen Menschen so lange zu bearbeiten, bis er in die Schablone einer Funktionsbeschreibung oder Stellenausschreibung passt. Viel zu häufig wird dabei versucht Schwächen auszugleichen. In der Zukunft der Arbeit passt sich der Mensch nicht mehr an die Funktion an, sondern die Organisation und damit auch die Rollen und Aufgaben, wachsen mit dem Menschen.
Welches sind die wesentlichen Felder, auf die die Organisationen in der innerbetrieblichen Ausbildung fokussieren sollten?
Wenn es um die Nachwuchskräfte-Förderung geht, wie z. B. in Ausbildung, dualen Studiengängen und Trainee-Programmen würde ich zuallererst immer Lernbereitschaft und Gestaltungswillen fördern. Das Thema Nummer 1 muss Potentialentfaltung sein. Denn klar ist: Die aktuellen Krisen können wir einfach nicht mehr mit den Methoden von gestern meistern. Wie sollen wir anders auf zukünftige Krisen vorbereitet sein, wenn wir nur 20-30% der Mitarbeiter-Potentiale nutzen?
Dazu muss ich Räume eröffnen, in denen junge Menschen in einem selbst gewählten Rahmen Verantwortung übernehmen können und den Weg zum Ziel auch selbst bestimmen dürfen. Für mich bedeutet das einen dramatischen Paradigmen-Wechsel, denn viel zu häufig werden junge Menschen noch systematisch unterschätzt, einfach weil sie aufgrund fehlender Seniorität am unteren Ende der Karriereleiter einsortiert werden. Wir müssen langsam verstehen, dass Reife überhaupt nichts mit Alter zu tun hat.
Darüber hinaus müssen wir Wege finden die Erfahrungen und Kompetenzen der langjährigen Mitarbeiter*innen auf andere Art und Weise zu nutzen. Dynamischere Rollenmodelle, in denen ältere Mitarbeiter*innen eher Mentorenrollen übernehmen, wären ein Ansatz.
Welches sind die wesentlichen Felder, auf die Sie sich fokussieren? Warum?
Ich selbst habe mich dazu entschieden selbst kleine Praxisforschungslabore zu gründen, wie beispielsweise die „Expedition Sinn“. Dort haben wir auf der grünen Wiese begonnen Gleichgesinnte zu versammeln, um Prinzipien aus der Zukunft der Arbeit im kleinen Stile im Selbstversuch zu testen. In diesem Falle kommen Menschen zusammen, die alle eine Sehnsucht nach einer anderen Arbeitswelt, sowie der Wille eint, den eigenen Traumjob selbst zu kreieren.
Wir fangen ganz klein an, versuchen bei der Organisation und Durchführung von Workshops eine andere Zusammenarbeit zu leben und leben ergebnisoffene Prozesse. Gemeinsam suchen wir nach Wegen, solche theoretischen Konzepte auch praktisch anzuwenden. Es ist herausfordernd, auch auf ganz kleiner Ebene. Aber im Kern sehe ich, dass durch solch eine Art von Begegnung auf Augenhöhe viel Verbundenheit und Zufriedenheit entsteht.
Was ist ihr persönlicher Rat an die heutigen Schüler und Studenten bzw. die Wissensarbeiter des Jahres 2030?
Bevor du dich für eine Branche, eine Karriere, ein Unternehmen oder einen Job entscheidest, beantworte zunächst die folgenden Fragen:
· Wer bin ich?
· Was kann ich? Was sind meine einzigartigen Talente?
· Was will ich? Wofür will ich an meinem Lebensende stehen?
· Wo kann ich die dazu passenden Werte am ehesten leben? Wo kann ich meine wahren Bedürfnisse befriedigen?
Ich hoffe die heutigen Erkenntnisse aus Persönlichkeitsentwicklung, Potentialentfaltung und Berufsorientierung werden in Kürze den Weg ins Bildungssystem gefunden haben und Coaches wie mich braucht es 2030 gar nicht mehr. Denn in diesem Falle würden all diese Fragen schon während der Schulzeit beantwortet werden. In diesem Fall sehe ich einer rosigen Zukunft entgegen und ich bin sehr gespannt diese Zeit noch mitzuerleben. Denn es wird die Zeit sein, in dem die wahren Change Maker ins Berufsleben treten und unserer Wirtschaft und Gesellschaft kollektiv auf das nächste Bewusstseinslevel heben.
Vielen Dank!
Stefan Birk
Viel hört und liest man über innovative Büros für die Arbeit der Zukunft. Wenn man aber genauer hinschaut, sind das oft herkömmliche Konzepte, die lediglich durch sehr aussergewöhnliche Möbel auffallen. Aber was bei der Messe Orgatec (25. - 29.10. 2016 in Köln) in Sonderausstellungen gezeigt wird, ist wahrlich innovativ. Nicht immer kann man gleich erkennen, welchen Nutzen das für die Kreativität und Effektivität der Mitarbeiter haben könnte. Aber hier sind dann natürlich Leute gefragt, die die Arbeitswirklichkeit und die Bedarfe des "kreativen Wissensarbeiters" gut kennen. Man darf gespannt sein, was sich da noch in Zukunft tut. Hier einige anregende Beispiele.
NaviFloor ist ein RFID-Boden für die Lokalisation von Objekten. Durch ihn wird der Boden mit unsichtbaren Landmarken auf Basis von RFID-Tags ausgerüstet. Roboter-Fahrzeuge – oder auch andere bewegliche Objekte – werden mit einem RFID-Lesegerät ausgestattet und erhalten in ihrem Steuergerät eine "Landkarte" mit den Positionen der Tags im Boden.
Das NaviFloor-RFID-Underlay ist standardmäßig als Rollenware in einer Breite von 100 cm und 50 m Länge mit einem RFID-Raster von 50 cm erhältlich. Die Kartierung für die integrierten Tags wird mitgeliefert und erleichtert so die Installation vor Ort. Das NaviFloor-Underlay gibt es als Trittschalldämmung für Parkett, Laminat und Teppichböden, sowie als Armierungsgewebe zur Installation unter Kunstharz- bzw. Terrazzoböden (mit unserem Partner Barit), Fliesen oder elastischen Bodenbelägen. Unter Kunstharzbelägen übersteht der NaviFloor Druck bis 45 N/mm² und kann sogar mit Gabelstaplern befahren werden.
Großfläche Glasfassaden benötigen meist umfangreiche Gegenmaßnahmen zur Klimatisierung der Gebäude. Im Sommer soll ein entsprechender Sonnenschutz das Aufheizen verhindern, im Winter muss der Wärmeverlust ausgeglichen werden. Das Studienprojekt Solar Curtain, das aus einer Matrix von 72 einzelnen, textilen Bauteilen besteht, die an Blüten erinnern, reagiert autark auf Sonneneinstrahlung und reguliert die dadurch entstehende Wärme im Gebäudeinneren.
Der innovative Sonnenschutz basiert auf textilen Modulen aus Ripstop Nylon, die sich bei Sonneneinstrahlung selbstständig öffnen und so den dahinter liegenden Raum verschatten. Formgedächtnismaterialien machen ein energieautarkes, adaptives Öffnen und Schließen möglich. Die Bewegung der blütenförmigen Module wird über Drähte gesteuert, die ihre Form bzw. Länge durch Wärmeeinwirkung oder durch einen Stromimpuls verändern und Zug auf die Module ausüben, um sie zu öffnen.
Durable, stain resistant, easy-to-clean – every stylish hue and pattern of Corian®, is available for wireless charging integration. Not only does its nearly seamless form provide virtually limitless design options, Corian® Charging Surface is the perfect addition to modern smart homes, retail environments and more.
How does it power up?
Just below the Corian® Charging Surface, a transmitter transfers energy wirelessly to a receiver within or attached to your smart device. The proprietary Powermatrix app tracks the
charging process. Plus, the surface is smart - charging stops when your device has reached maximum battery capacity. It’s the ideal solution for kitchens, hospitality areas – anywhere!
Natürlich sieht das alles ziemlich futuristisch aus. Aber man kann sich durchaus gute Anwendungen vorstellen. So ist z.B. beim Thema Naviflor natürlich nicht nur an die Steuerung von Robotern zu denken. Auch könnte man in modernen Büros auch ein innovatives Wegeleitsystem für Menschen damit gestalten. Oder man könnte feststellen, welche Wege im Büro häufig zurückgelegt werden und so messen, welche Teams häufig zusammenarbeiten und welche nicht. Zukunftsmusik, zugegeben. Aber heute schon gut vorstellbar.
Also alles in allem ziemliche coole Technologie. Mehr davon kann man auf der Orgatec selbst erleben. Sollte man sich nicht entgehen lassen.
Stefan Birk
Wenn man über Work-Life-Balance spricht, hat man den Eindruck, es sei schon alles gesagt. Das Thema hat es in die Boulevardpresse geschafft, alle glauben daran und damit ist also eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Ich scheine der Einzige zu sein, der noch verwirrt zurückbleibt. Warum? Lesen Sie selbst.
Wie gesagt, das Thema ist in aller Munde. Und deshalb gibt es auch (wie immer) gleich eine ganze Reihe von Experten (oftmals sogenannte Coaches), die gestresste Angestellte beraten. Dabei wird mit mehr oder weniger hoher Professionalität versucht, die aktuelle Situation geprägt durch Arbeitsverdichtung, Zeitdruck und „Burnout" irgendwie zu verbessern. So banal es auch klingt, die Botschaft ist oft: Du musst Dein Leben ändern und insbesondere deine Zeitbudgets zugunsten des Privatlebens verschieben. Weniger populär ist bei den Ratgebern offenbar die Auffassung, dass man ein Gleichgewicht auch zugunsten der Arbeit verschieben kann und in einigen Fällen vielleicht sogar muss. Es soll ja tatsächlich Leute geben, die vor lauter Freizeit einen „Bore-out“ bekommen.
Es gibt natürlich auch Vertreter der Work-Life-Balance-Idee, die mit weniger holzschnittartigen Konzepten aufwarten. So sind z.B. wissenschaftliche Modelle erarbeitet worden, die die Grundidee des Gleichgewichts aufgreifen, aber eher im Zusammenhang mit einem „Ressourcenmodell“ arbeiten (z.B. Kastner, Die Zukunft der Work-Life-Balance). Diese lassen zumindest die Möglichkeit zu, dass gute Arbeit zur Zufriedenheit und psychologischen Stärkung beiträgt. Dort wird also nicht immer nur davon gesprochen werden, dass „Work“ schlecht und „Life“ gut ist. Zumindest schon mal eine etwas differenziertere Sicht der Dinge.
Ich muss zugeben, ich gehöre keiner der Schulen an, egal wie ausgefeilt die Theorie sein mag. Und das hat damit zu tun, dass ich verwirrt bin. Eine Verwirrung, die mit den Begriffen zu tun hat. Oje, werden Sie sagen, jetzt werden wir mit Definitionen gelangweilt. Aber seien Sie beruhigt, es wird nicht so schlimm werden, ich beschränke mich eher auf einige naive Beispiele.
Beginnen wir also damit „Work-Life-Balance“ in seine Bestandteile zu zerlegen. Zunächst zur Balance: Das hat wohl offensichtlich mit Gleichgewicht zu tun und sofort assoziiert jeder das gängige Bild der Waage, die auf den beiden Seiten verschiedene (oder gleiche) Gewichte trägt. Wenn man es mit Metallgewichten zu tun hat, ist das alles leicht zu verstehen. Ein Kilo ist ein Kilo und da gibt es nichts zu deuteln: die Waage ist im Gleichgewicht, wenn man zwei gleiche Gewichte drauflegt.
Aber kann man Life und Work wirklich so eineindeutig definieren wie man das bei einem Kilo tun kann? Machen wir ein paar praktische Versuche:
- Ausflug mit der Familie am Sonntag? Na ja, das ist leicht. „Life“ natürlich! Also ab auf die Waagschale „Life“.
- Mittwoch im Büro langweilige Formulare ausfüllen? O.K., das klingt nach „Work“.
- Montags morgens Konferenz mit den Kollegen im Büro? Klare Sache, also rein in Waagschale „Work“! Oder doch nicht? Man sitzt mit erwachsenen, meist kultivierten Menschen zusammen, unterhält sich (sogar teilweise über Dinge, die einen interessieren), isst Kekse und trinkt Kaffee. Eigentlich doch sehr relaxt das Ganze. Also „Life“? Nein, irgendwie nicht, es wird ja über Aufgaben gesprochen, die einem (wenn man Pech hat) am Ende auch noch zugeteilt werden. Aber auf der anderen Seite: die Aufgaben macht man ja erst nach dem Meeting. Also doch „Life“?
- Am selben Tag am Abend zuhause (wir vermuten sofort: zuhause = „Life“): Gespräch mit der (fast) erwachsenen Tochter über grauenhafte schulische Leistungen und totales Desinteresse. Na ja, das mag ja „Life“ sein, aber ist das wirklich leichter als das Meeting siehe oben? In dem Teil des Tages, den wir oft "Arbeit" nennen, ist die Komplexität der Aufgaben sicher nicht eben gering. Aber im Vergleich zur Erziehung von Pubertierenden natürlich auf geradezu lächerlichem Niveau. Also „Work“? Na ja, das wäre es sicher, wenn man Lehrer, Erzieher in einer Schule oder Sozialarbeiter wäre. Aber als Eltern wird man ja nicht bezahlt dafür und deshalb ist das eben „Life“, oder doch nicht?
Die wenigen Beispiele zeigen schon: es gibt wohl eine ziemlich Unschärfe. Und wenn Sie noch nicht überzeugt sind, probieren Sie es mal selbst aus. Zum Beispiel mit folgenden Beispielen:
- Ein Grafiker macht voll Inbrunst und mit viel Freude ein Design für einen Kunden, der dafür bezahlt.
- Sie haben gefühlte 50 Fenster, die Sie am Samstag putzen müssen.
- Sie arbeiten mit Ihrem Ingenieur-Team am Durchbruch einer ziemlich coolen Technologie (gerne auch bis in die Nachtstunden).
- Eine Büroangestellte bei einer Behörde verbringt die gesamte „Freizeit“ mit der Pflege der betagten Mutter (Frage: Welcher Teil des Tages ist nun die Arbeit?)
Übrigens, noch komplizierter wird’s natürlich, wenn man davon ausgeht, dass jeder Mensch verschiedene Dinge anders erlebt. Grundsätzlich ist es vorstellbar, dass jede Tätigkeit auf beiden Seiten der Waage landen kann. Und um noch eine Dimension hinzuzufügen: jeder Mensch kann in unterschiedlichen Phasen seines Lebens ein und dieselbe Tätigkeit auf unterschiedliche Weise bewerten.
Die Beispiele zeigen, warum man durchaus verwirrt sein kann. Und man versteht auch, dass sich in letzter Zeit die kritischen Stimmen mehren, die das Konzept als solches für irreführend halten und ablehnen (z.B. Vasek, Work-Life-Bullshit).
Ich halte das Konzept aber nicht nur für verwirrend, es hat – auf die oben gezeigte Weise mechanistisch verstanden – auch durchaus das Potential sehr gefährlich zu sein. An dieser Stelle können die Überlegungen nicht weiter ausgeführt werden, aber vielleicht helfen Ihnen folgende Fragen, sich ein wenig zu gruseln:
- Ist es nicht schön, dass man einen krankmachenden Job und unerträgliche Druckverhältnisse im Unternehmen mit der Verbesserung auf der „Life-Seite“ ausbalancieren kann?
- Ist es nicht super, dass viele Firmen die Mitarbeiter genau dabei unterstützen, indem sie auf dem Campus ein „Gym“, kostenloses Essen, Billardspielen etc. anbieten?
- Wäre es nicht ganz fortschrittlich, wenn auch Familienaufgaben wie z.B. die lästige Kindererziehung von professionellen Mitarbeitern Ihrer Firma übernommen werden, um Ihre wertvolle Arbeitszeit zu sparen?
- Wäre es nicht ein Ausdruck besonderer Wertschätzung gegenüber Ihnen, wenn der „Feelgood Manager“ der Firma gleich Ihr gesamtes Privatleben managt und auch dabei hilft, einen Freundeskreis aufzubauen, der aus (gleichgesinnten) Kollegen besteht?
- Mit anderen Worten: Würden Sie sich nicht glücklich schätzen, bei „The Circle“ zu arbeiten?
Stefan Birk
(Interview durch Silke Güttler, berufundfamilie Service)
Da wir in der Praxis immer wieder Unternehmen begegnen, die den Einstieg in die neue Arbeitswelt durch Massnahmen zur Familienfreundlichkeit beginnen, veröffentlichen wir ein Interview zum Thema Familienfreundlichkeit in Unternehmen in Auszügen.
...
berufundfamilie:
Also ist ihr Vorschlag, die Attraktivität durch eine Initiative für Familienbewusstsein zu steigern. So können die Unternehmen weiter wachsen und es siedeln sich auch neue attraktive Unternehmen an?
Birk:
Exakt. Schauen Sie sich die Struktur der Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern an: Die meisten Unternehmen sind mittelständisch, es gibt nur wenige wirklich große Unternehmen. Keiner der großen Konzerne hat seinen Sitz in Mecklenburg-Vorpommern. Während große Unternehmen oft mit sündhaft teuren „Employer Branding“-Programmen auf sich aufmerksam machen oder einige Firmen im nahe gelegenen Hamburg zum Beispiel mit schicken Büros und Tischkicker zu punkten versuchen, ist das m. E. alles keine Option für die meisten Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern. Da muss man schon mit klugen Ideen und echten Inhalten gegenhalten.
berufundfamilie:
Und was genau könnten die Unternehmen tun?
Birk:
Man muss es den Mitarbeitern ermöglichen, ihre ganz individuelle Lebensqualität zu verbessern. Das kann man natürlich durch hohe Gehälter machen – also mit anderen Worten: man zahlt „Schmerzensgeld“ für lange Pendelzeiten, unpraktische Arbeitszeiten, etc. Aber es ist nicht zu erwarten, dass die Gehälter hier in Mecklenburg-Vorpommern flächendeckend attraktiver gestaltet werden können als in den Metropolen.
Man kann aber auch direkter vorgehen – z. B. durch Maßnahmen zur Verbesserung des Familienbewusstseins. Was oftmals den Vorteil hat, gar nicht so teuer zu sein für das Unternehmen. Zum Beispiel kann man durch kluge organisatorische Lösungen zur Arbeitszeit oder zum Arbeitsort viel erreichen. Es muss eben nicht immer der berühmte „Betriebskindergarten“ sein. Und noch etwas sollte man beachten: Man darf das nicht im stillen Kämmerlein machen, sondern nach dem Motto vorgehen: „Tue Gutes und rede darüber!“ Das haben viele Unternehmen bereits verstanden und bewerben sich für das Siegel der berufundfamilie.
berufundfamilie:
Also Familienbewusstsein als Antwort der regionalen Unternehmen auf die Verlockungen aus den großen Städten?
Birk:
Warum nicht? Ich bin ja selbst ein gutes Beispiel. Ich habe in USA und in verschiedenen europäischen Ländern gearbeitet. Und eigentlich immer in Großstädten. Aber warum sollte ich deutlich höhere Lebenshaltungskosten in Kauf nehmen oder jeden Tag 2 bis 3 Stunden pendeln, wenn ich hier in Mecklenburg-Vorpommern auf sehr familienbewusste Bedingungen stoße und so viel zusätzliche Lebensqualität habe?
...
Das vollständige Interview lesen Sie auf dem Blog der berufundfamilie.
Stefan Birk
Nach Ihrem langen Arbeitstag haben Sie immer noch nicht genug davon, sich mit Arbeit zu beschäftigen? Dann haben wir was für Sie: 7 Filmtipps für Enthusiasten der Arbeit. Bei unseren Empfehlungen handelt es sich natürlich nicht nur um Dokumentationen. Wir finden, manche Absurditäten der modernen Arbeitswelt werden verpackt in einer Geschichte noch viel wirkungsvoller demaskiert.
Im März diesen Jahres hat uns der DGB-Bezirksvorsitzende Nord Uwe Polkaehn auf einen Skandal hingewiesen, der von größerer Tragweite nicht sein könnte. Während sich immer mehr Menschen (und seit neuestem auch Institutionen wie das Bundesarbeitsministerium) um die Arbeitswelt der Zukunft Gedanken machen, hat er ein riesiges Defizit im deutschen Fernsehen entdeckt: "Warum bekommen ... nicht mehr Serien eine Chance, die in einer Fabrik, in einem Büro, in der Werbeagentur oder Vorstandsetage, im Supermarkt oder in der Feierabendkneipe spielen?" Meine erste impulsive Antwort: Weil das vermutlich gähnend langweilig wäre!
Dass diese Antwort nicht unbedingt stimmen muss, zeigt unsere kleine, aber feine Liste mit Empfehlungen, die in der "Community" noch nicht so populär wie z.B. der Film Augenhöhe >) (< sind:
Dokus:
Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral - wirklich!
Ein Film über "non-territorial office space", flexible Wissensarbeiter, Smart Phones und mobiles Arbeiten. Ein "road movie" über die moderne Arbeitswelt.
Ein ganz kurzer Film zu neuen Ideen im Management und der Organisation.
Filme:
Wie Jacques Tati im Jahre 1968 durch die Hallen und Gänge der modernistischen Büros irrt, ist nicht nur komisch, sondern auch eine sehr, sehr gruselige Ansicht unserer Arbeitswelt.
Ein Ausschnitt aus der Filmbeschreibung: "Tom (Gregory Peck) soon realizes that he will have to choose between becoming a wholly dedicated company man or maintaining a healthy work-life balance." Man hat es hier also um einen Film über "work-life-balance" zu tun, der aus dem Jahre 1956 (!) stammt. Aber nicht nur deshalb ist der Film sehenswert, hier wird auch das Rollenmodell des "Organizational Man" in Reinkultur gezeigt, das die Arbeitswelt bis heute als Ideal-Mitarbeiter beherrscht.
Wie der Protagonist des frühen US-Turbokapitalismus (der Film ist von 1983) im Auftrag seines Konzernchefs einen Deal einfädeln will, deshalb im Anzug mit "inner city pace" am Strand von Schottland entlangläuft und von den lebensklugen (aber aus seiner Sicht sehr faulen) Ureinwohnern wie ein Alien beobachtet wird, ist eine hinreissende Darstellung der Kollision von System und Lebenswelt. Übrigens mit einem Happy End: die Lebenswelt siegt!
Und ausser Konkurrenz:
Wie Charlie Chaplin mit der Maschine ringt, ist unerreicht. Was damals so plakativ darstellbar war, ist ja heute wieder die große Jahrhundertfrage der Arbeitswelt: Wie findet der Mensch seinen Platz in der Maschinenwelt und wie können die Beziehungen zwischen Mensch und Maschine bei der Arbeit gestaltet werden? Nur diesmal betrifft es eben nicht mehr nur die Leute in der Werkshalle, sondern alle Mitarbeiter vom Vorstand (KI) bis zum Hilsarbeiter (Roboter).
Stefan Birk
„Wir bringen Leben in die Arbeitswelt!“ – das ist das Motto des gemeinnützigen Vereins Gleis 7 e.V. in Rostock. Und das meinen die Mitglieder des Vereins auch tatsächlich ernst. Wer mit den Mitgliedern von Gleis 7 e.V. spricht, trifft hoch motivierte Menschen, die Spaß bei ihrer Arbeit haben und ausreichend Zeit und Kraft für ein erfülltes Leben drum herum.
Gleis 7 e.V. wurde vom Team des ehemaligen Kompetenzzentrums Vereinbarkeit Leben in Mecklenburg-Vorpommern beim Landesfrauenrat MV e.V. gegründet. Klingt kompliziert, weist aber schlicht darauf hin, dass Ausgangspunkt für diese Initiative die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Privatleben war.*
Aber man wollte sich nicht damit zufrieden geben, das Thema zu erforschen und staatlich geförderte Projekte zu begleiten. Das Ziel ist heute weiter gefasst: Der Verein will darauf hinwirken, dass Arbeitsplätze entstehen, die Freude machen und auf denen man sich mit Herzblut und all seinen Stärken und Schwächen einbringen kann. Daran arbeiten die Mitglieder von Gleis 7 auf vielfältige Weise: es werden Arbeitszeitmodelle mit mittelständischen Unternehmen gestaltet, Arbeitskreise für Personaler durchgeführt und pragmatisch an der Integration von Flüchtlingen gearbeitet. Und auch das unabhängige Projekt eines „Co-working Space“ projekt:raum profitiert von dem kreativen Biotop von Macherinnen und Machern.
Auch wenn die Initiative nicht so marktschreierisch daherkommt, der Co-working Space nicht den Bürolandschaften der Designexperten gleicht und die Beteiligten nicht unmittelbar davor stehen, das nächste Google zu sein: das Beispiel ist bestechend. Hier erschafft nicht ein Großunternehmen mit viel Geld eine „innovative Arbeitswelt“, welche sich in Hochglanzbroschüren für gut ausgebildete Hochschulabgänger als besonders kreativ verkauft. Sondern es ist vielmehr der Ansatz von unten – das heißt von einer Gruppe kluger und erfahrener Praktiker selbst - der etwas in Bewegung bringt.
Wer das ifaz ein bisschen kennt, weiss natürlich, dass uns das interessiert. Hier kann man eine Menge lernen, um den Bedingungen für kreative und innovative Arbeitsplätze nachzuspüren. Oder um die Frage zu beantworten: Auf welche Weise gestaltet man Arbeit um, damit die Menschen sich nach ihren Vorstellungen entwickeln und genau deshalb die Organisationen erfolgreicher, kreativer, innovativer werden? Weil ja nur etwas in Gang kommt, wenn alle Seiten etwas davon haben.
Unsere These ist: Nur wenn sich viele solche Initiativen gründen, um die eigenen Arbeitsbedingungen, aber auch die anderer zu ändern, nur dann wird die Vision von einer guten Arbeitswelt erreichbar. Überlässt man Diskussion und Konzeption den Konzernen, wird die Versuchung für diese zu groß sein, wieder alles bloß in den Dienst weiterer Produktivitätssteigerungen zu stellen. Und damit den entscheidenden Punkt zu verpassen.
Also wer nach Rostock kommt (oder bereits da ist!) und Lust hat, in einem produktiven und freundlichen Klima die neue Arbeitswelt auszuprobieren und zu diskutieren, dem sei ein Besuch im projekt:raum und insbesondere ein Treffen mit den Mitgliedern von Gleis 7 e.V. ans Herz gelegt. Und wer selbst eine solche Initiative kennt oder bei ihr mitmacht, sei herzlich eingeladen, als Gastautor auf unserem Blog die Werbetrommel dafür zu rühren.
* Übrigens mal wieder ein Hinweis darauf, dass das Thema „Beruf und Familie“ das Potential hat, die Debatte über die Arbeit der Zukunft auszulösen.
Brigitte Frauenknecht
Interviewfragen: Marc Nelsen
Vor ein paar Tagen hatte das ifaz die Chance, mit Personalleiterin Brigitte Frauenknecht von der Firma Pfleiderer Holzwerkstoffe zu sprechen. Frau Frauenknecht bekleidet seit über zehn Jahren Führungspositionen im Personalbereich des mittelständischen Unternehmens aus Neumarkt i.d. Oberpfalz. Pfleiderer ist ein reiner Holzwerkstoffhersteller, der sich durch die Herstellung aus nachwachsenden Rohstoffen und Holz aus zertifizierter Waldbewirtschaftung besonders der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlt. Zu Nachhaltigkeit gehört bei Pfleiderer auch die Arbeit der Zukunft, mit der sich Frau Frauenknecht seit einigen Jahren aktiv beschäftigt und bereits wichtige Aspekte in der Personalentwicklung umgesetzt hat.
Welche Stellung hat die „Arbeit der Zukunft“ in Ihrem Unternehmen?
Die Arbeit der Zukunft ist bei uns ein wichtiges Thema, das bei vielen Meetings im Fokus steht. Da es so unterschiedliche Facetten hat, ist es für manche Kollegen wenig greifbar. Als produzierendes Unternehmen ist für uns natürlich der Aspekt Industrie 4.0 ein zentrales Anliegen. Hier sind wir dabei, für uns zu definieren, was dies bei Pfleiderer in den einzelnen Themenfeldern genau bedeutet. Ferner beschäftigen wir uns mit „Führung 4.0“. Wir schauen uns an, wie früher bei uns geführt wurde, wie wir heute damit umgehen und welche Instrumente wir benutzen, und wir versuchen, das Morgen der Führung zu antizipieren. Die neuen jungen Arbeitnehmer bringen andere Voraussetzungen und Erwartungen an Einbindung und Teamarbeit mit, da müssen sich unsere Führungskräfte darauf einstellen. Wie das genau aussieht, lässt sich noch nicht sagen, aber es ist klar, dass hierfür auf jeden Fall eine Kulturveränderung stattfinden muss.
Ist die Arbeit der Zukunft bei Ihnen ein Thema, das eher von unten oder von oben initiiert wird?
Das ist bei uns auf jeden Fall ein strategisches Thema, welches seit zwei Jahren regelmäßig auf der Agenda steht. Bei Pfleiderer ist das Top-Management hierbei führend, für das mittlere Management ist noch unklar, was dies im Einzelnen bedeutet. Unser CEO beschäftigt sich damit und denkt Einiges vor. Eine dezidierte Kraft, die sich mit der Arbeit der Zukunft beschäftigt, haben wir bisher nicht.
Welches sind die entscheidendsten Themen, die in den nächsten 3-5 Jahren zunehmend auf Unternehmen zukommen werden?
Fangen wir bei Pfleiderer an. Für uns steht konkret die Arbeitszeitgestaltung, vor allem im Schichtbetrieb, ganz oben. Wir sind ein Unternehmen, das rund um die Uhr produziert. Aber auch im Schichtbetrieb muss die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglicht werden. Für Unternehmensdarstellung und Recruiting versuchen wir Social Media Marketing Akzente zu setzen. Für uns, aber auch für Unternehmen allgemein, sehe ich die Befähigung der Mitarbeiter vom Fachlichen bis ins Persönliche als das zentrale Thema der nächsten Jahre an. Alle Mitarbeiter müssen Veränderungskompetenz erwerben. Entspannt mit Widerständen umgehen zu können, also resilient zu sein, sehen wir als einen Schlüsselfaktor für erfolgreiches Arbeiten. Dazu kommt, dass Mitarbeiter in einem vertrauensvollen Umfeld Eigenverantwortlichkeit lernen und demonstrieren sollen. Neues Management, das Sie in Ihrer Studie zur Arbeit der Zukunft erwähnen, ist auch ein bedeutendes Thema, das Alle angeht. Immer mehr Unternehmen sind in Matrixstrukturen aufgestellt, Mitarbeiter und Führungskräfte sind oft räumlich getrennt, da wird es notwendig, virtuell führen zu können.
Was tun Sie spezifisch dafür, auf diese Themen eingehen zu können?
Wir investieren kräftig in die Führungskräfteausbildung. Das gilt nicht nur für die Verwaltung und das Top-Management, sondern auch in der Produktion bis zu den stellvertretenden Schichtführern, alle Bereiche sollen eingebunden werden. Zum Beispiel verteilen wir demographische Informationen zu unserer Mitarbeiterschaft an Alle. Die jährlichen Mitarbeitergespräche sollen Zukunftsthemen wie Veränderungskompetenz oder unternehmerisches Denken vor dem Hintergrund der Arbeit der Zukunft beinhalten. Große Wirkung bei uns im Haus hat das Mitarbeiter-Potenzialentwicklungs-/Förderungsprogramm „PEPP“, welches eine Plattform für Mitarbeiter bietet, die sich positionieren und weiterentwickeln wollen. Ein maßgeblicher Unterschied zu herkömmlichen Programmen ist die gewollte Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter. Sie bewerben sich selber, nicht über ihren Chef, für das Programm und müssen sich selber überlegen, wie sie sich darstellen, welche Motivation sie für die Teilnahme mitbringen und was zukünftige Inhalte ihrer Arbeit und Entwicklung sein könnten. Auch Ausschreibungen mit einer einfachen Überschrift „Lust auf mehr?“ regen Mitarbeiter dazu an, über sich und ihre Rolle im Unternehmen nachzudenken und bieten die Chance, sich zu zeigen.
Welche Fähigkeiten sieht Ihr Unternehmen als besonders relevant an?
Da steht im Vordergrund zu allererst die schon genannte Veränderungskompetenz. Ferner gehört Flexibilität als Reaktionsfähigkeit auf die sich immer schneller beschleunigenden Umweltentwicklungen dazu. Außerdem müssen Mitarbeiter Offenheit an den Tag legen, d.h. sich Sachen zuerst anzuhören und Dinge dann selbst auszuprobieren und sich nicht einfach nur auf ihre Erfahrung zu verlassen. Auch brauchen Mitarbeiter meiner Meinung nach eine gesunde Unbeschwertheit, die mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein einhergeht. Verantwortung und Kompetenzen müssen dabei bei allen Aufgaben auf einer Ebene sein. Natürlich ist dazu eine Vertrauenskultur notwendig, in der Mitarbeiter auch mal Fehler machen dürfen.
Welches sind die wesentlichen Felder, auf die sich Ihre Organisation in der innerbetrieblichen Ausbildung fokussieren sollte?
Wir haben festgestellt, dass Mitarbeiter dann am besten arbeiten, wenn sie selber für Neues Verantwortung übernehmen und dabei auch Erfolge erleben dürfen. Unser Programm „Azubi forscht“ erfreut sich großer Beliebtheit und ist auch von Erfolg gekrönt. Gerade hat unser Mitarbeiter Johannes Meier für die Arbeitswelt in Bayern den Jugend Forscht Landes-Wettbewerb gewonnen. Wir gehen auch weg von den sogenannten Notenprämien. Für uns gehören mehr als nur Noten zu einem erfolgreichen Mitarbeiter. Wir haben mit „MyBooking“ ein Aktionskonto mit Punkten geschaffen, auf dem die Auszubildenden Leistungen eintragen können, die sie sowohl innerbetrieblich (z.B. Verbesserungsvorschlag) als auch außerbetrieblich (z.B. ehrenamtliches Engagement) erbracht haben. Wir wollen Dinge belohnen, die einen Menschen in seiner Entwicklung weiterbringen und zwar gesamtheitlich. Pfleiderer bietet auch durch ein 18-monatiges Traineeprogramm Einstiegsbegleitung für Studienabsolventen an, zu dem neben einem integrierten Einsatz im Fachbereich auch soziale und fachbereichsübergreifende Projekte gehören. Zudem werden unsere Trainees von Mentoren aus der Management-Ebene eng begleitet und in sämtlichen Instrumenten (wie z.B. Projektmanagement) trainiert.
Was ist Ihr persönlicher Rat an die heutigen Schüler und Studenten der Jahrgänge 1995 - 2000 bzw.
die Wissensarbeiter des Jahres 2020?
Für eine langfristige Entscheidung wie der Berufswahl, ist es unabdingbar, den Beruf richtig zu erfassen und von vielen Perspektiven beleuchtet zu haben. Wichtig ist es deshalb, sich selber bestmöglich kennenzulernen, bevor man sich wirklich fokussiert. Es geht darum, möglichst viele Eindrücke zu sammeln und sich in unterschiedlichste Situationen zu begeben. Dabei sollte die Komfortzone auf jeden Fall verlassen werden. Nur wer sich mit Neuem fordert, kann erfahren, was perspektivisch für einen selber interessant ist und was nicht. Probiert was aus, traut Euch!
Vielen Dank!
Ing. Mag. (FH) Guntram Meusburger
Geschäftsführer, Meusburger Georg GmbH & Co KG
Immer mehr Unternehmen lernen selbstständige, begeisterungsfähige Mitarbeiter zu schätzen, die ihr Wissen und ihre Expertise einbringen wollen. Eine Entwicklung die ich mit Wohlwollen beobachte, denn bei Meusburger haben wir bereits vor über 20 Jahren den Wert um das Wissen und die Expertise unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkannt, und nutzen diese wichtige Ressource seitdem intensiv.
Wissen gilt neben den drei klassischen Produktionsfaktoren Boden, Arbeit und Kapital als vierter, unersetzbarer Produktionsfaktor. Management-Methoden für die herkömmlichen drei Faktoren sind in vielen Unternehmen weit verbreitet und werden tagtäglich angewendet. Für das Management von Wissen fehlen hingegen oftmals die Instrumente und auch das Bewusstsein der Eigentümer, Führungskräfte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür.
Grundvoraussetzung für den Erfolg unseres Wissensmanagements ist die Bereitschaft der Belegschaft das Wissen mit anderen zu teilen. Aufgrund unserer jahrelangen Arbeit mit Wissensmanagement hat sich dieses bereits im Unternehmen etabliert. Gerade langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen die Arbeitsweise und wissen um die zahlreichen Vorteile. Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfahren bereits vor Arbeitsantritt, dass Wissensmanagement bei Meusburger gelebt wird und bekommen bereits in den ersten Arbeitstagen eine entsprechende Einschulung zu diesem Thema. Darin werden ihnen die Wissensmanagement-Methode und auch die Arbeitsweise von Meusburger vermittelt. Gerade bei unseren neuen Kolleginnen und Kollegen ist uns daher enorm wichtig, dass sie offen sind gegenüber Neuem und eine gewisse Begeisterungsfähigkeit mitbringen.
Mit unserer eigenen Methode des Wissensmanagements erfassen und verteilen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr Wissen und entwickeln damit die gemeinsame Wissensbasis ständig weiter. Jeder dieser Wissensträger ist dabei Experte auf seinem Gebiet. Miteinander vernetzt ergänzen und verbessern sie sich und ihr Wissen gegenseitig. Die Teamfähigkeit und die Bereitschaft zusammen zu arbeiten, ist daher ein wichtiger Faktor bei der Auswahl unserer Fachkräfte. Damit einher gehen eine wertschätzende Art sowie eine lösungsorientierte Arbeitsweise – gerade im Bezug auf Probleme und anstehende Aufgaben. Wir wollen und schätzen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Erweiterung der gemeinsamen Wissensbasis als Chance der gemeinsamen Weiterentwicklung sehen. Nur so können wir uns tagtäglich Schritt für Schritt weiterentwickeln und verbessern.
Ist das Wissen erst einmal in einem sogenannten Wissensdokument – kurz WiDok - erfasst, gilt es als gesichert, denn WiDoks dienen als eine Art Widerhaken. In WiDoks wird der jeweils aktuelle Wissensstand festgehalten, weshalb dieser dann nicht mehr verloren gehen kann. Widerhaken haben zudem einen großen Vorteil: Greifen sie erstmals, so können sie sich nur noch weiter nach vorne bewegen – nach hinten sind sie abgesichert. So ist es auch bei den Wissensdokumenten: das Wissen wird durch die ständige Erprobung im Alltag und die Weiterentwicklung immer mehr, aber nicht mehr weniger.
Ein besonderer Moment bei der Weiterentwicklung von Wissensdokumenten und somit der Wissensbasis eines Unternehmens findet bei Arbeitsgesprächen oder Meetings statt. Grundsätzlich können WiDoks als Grundlage für derartige Besprechungen dienen. Wird das WiDok beispielsweise zur Information vorab verteilt, können alle mit einem einheitlichen Wissensstand in das Arbeitsgespräch starten. Dadurch geht anfangs keine wertvolle Zeit verloren und das Meeting wird effizienter. Wird ein Wissensdokument bei einem Arbeitsgespräch herangezogen, erhöht sich zudem die Qualität und Effizienz der Gespräche beim Meeting. Es müssen keine Vermutungen und wagen Zahlen besprochen werden, sondern das Team kann sich auf die Fakten aus den WiDoks stützen und darauf basierend Entscheidungen und Handlungen ableiten. Oft entsteht bei den Arbeitsgesprächen im Dialog zwischen Wissensträgern weiteres Wissen, dass dann in der Folge wieder im entsprechenden Wissensdokument ergänzt wird. Gerade wenn in einem Meeting auf Basis von bestehendem Wissen Neues entsteht, ist dieses höchst wertvoll für alle Beteiligten sowie für das Unternehmen selbst.
Durch Wissensmanagement und die Arbeit mit Wissensdokumenten kann das Potenzial eines Unternehmens voll ausgeschöpft werden und durch den strategischen und organisierten Umgang mit der Ressource Wissen ist es möglich, das Unternehmen konsequent weiterzubringen. Ich möchte daher alle Studenten, Neulinge am Arbeitsmarkt und zukünftigen Fachkräfte ermutigen, sich mit der Thematik Wissensmanagement auseinander zu setzen, um langfristig davon zu profitieren. Zeigen Sie Offenheit, Begeisterungsfähigkeit, Teamfähigkeit sowie Weitblick und überzeugen Sie damit Ihre potenziellen zukünftigen Arbeitgeber. Denn Wissensträger sind die Fachkräfte der Zukunft!
Andreas Schiel
(Interview durch Stefan Birk)
Er ist der Kopf hinter dem Blog arbeit:morgen. Studierte Philosophie, Psychologie, Politikwissenschaft und Theologie. Promovierte über Liebe, Kommunikation und Ethik und hat seitdem eine Schwäche für systemische Ansätze. Arbeitete als Dozent und Lehrer in verschiedensten Bereichen des Bildungswesens. Konzipierte und moderierte Workshops und Diskussionen. Gründete Kommunikative Demokratie e.V. und einen No-Budget-Think-Tank zur Zukunft der Demokratie, bevor er Zeit für die Zukunft der Arbeit fand.
Welches sind die gravierendsten Trends zur „Arbeit der Zukunft“, die in den nächsten Jahren verstärkt auf die Unternehmen / Organisationen zukommen werden? Warum?
Die Frage nach Trends, die auf uns zukommen, finde ich ehrlich gesagt schwer zu beantworten: Sie scheint uns Zeitgenossen ins Passiv zu setzen und uns zu Menschen zu machen, die eine weit gehend fest stehende Zukunft nur noch zu verwalten, nicht aber zu gestalten haben. Ich möchte deshalb so auf Ihre Frage antworten: Was sind Tendenzen, Entwicklungen und Potenziale die wir stärken und ausnutzen sollten? In Ihrer Studie nennen Sie beispielsweise als einen von vier 'Megatrends' den Wertewandel. Wenn damit gemeint ist, dass äußerliche, an sozialen Rollenbildern, Normen und Konventionen orientierte Werte abgelöst werden durch innerliche – also z.B. die Frage nach Macht und Besitz durch die nach sozialer Kompetenz und persönlichem Wohlergehen, oder die nach Gehorsam und Folgsamkeit von der nach eigenverantwortlichem Tun - dann stimme ich dieser Beobachtung zu und finde, dass wir solch einen 'Trend' noch weiter fördern können und sollten. Und wenn außerdem ein Wandel der Organisationsmodelle und ein neues Management erwartet werden, dann muss man zwar sagen, dass davon aktuell eher noch zarte Pflänzchen zu sehen sind, als megatrend-stabile Bäume, aber wir dürfen hoffen, dass diese wachsen und gedeihen. Meinetwegen kann man natürlich auch sagen: Das kommt auf uns zu, darauf muss man sich einstellen. Das sollten wir nämlich, wenn wir klug sind.
Innerhalb welchen Zeitrahmens wird sich die Arbeit maßgeblich verändern? Warum?
Seriöse zeitliche Prognosen finde ich schwierig. Dass sich durch die Digitalisierung binnen eines oder zweier Jahrzehnte sehr vieles verändern wird, kann man überall hören und lesen. Dem will ich nicht widersprechen. Was sich aber darüber hinaus wie schnell verändert, ist eine ganz andere Frage. Die spannendsten und tiefgreifendsten Veränderungspotenziale sehe ich im Bereich der Weiterentwicklung von Menschen und von Organisationen, die ja nunmal aus Menschen bestehen – nicht der Technik. Und das sind Entwicklungsprozesse, die sich naturgemäß nur schwer antizipieren lassen.
Welche Stellung hat das Thema „Arbeit der Zukunft“ in den Unternehmen/Organisation heute?
Es wird wohl von den meisten noch etwas instrumentell und eher abwartend behandelt – und aus dem Blickwinkel der alten Arbeitswelt. Also in dem Sinne: Was passt zu den bisher erfolgreichen Geschäfts- und Organisationsmodellen? Was ist unumgänglich, um nicht den Anschluss zu verlieren, z.B. im Kampf um neue qualifizierte Mitarbeiter? Das ist bei einem Paradigmenwechsel, vor dem wir höchstwahrscheinlich stehen, dessen Geschwindigkeit und Tragweite man aber noch nicht absehen kann, allerdings auch nicht weiter überraschend. Man darf vermuten: Die wirklichen Innovationen werden zunächst nicht von den Etablierten und Großen ausgehen.
Wer ist zuständig und kümmert sich um das Thema?
Da kann ich mich nur Lars Vollmer anschließen, der das in Ihrem Blog schon sehr treffend beantwortet hat: Das Thema Arbeit der Zukunft wird oft als Personalthema eingeordnet und entsprechend bearbeitet. Das ist nicht grundsätzlich falsch, aber es (auch) auf der Organisationsebene anzusiedeln und damit bei der Unternehmensführung, wäre folgerichtig.
Welche Fähigkeiten sind wichtig für die Zukunft? Welche Fähigkeiten werden unterschätzt?
Dass soziale Kompetenzen wie Beziehungsfähigkeit ganz vorne rangieren finde ich sowohl folgerichtig in Anbetracht der bereits jetzt gewachsenen Herausforderungen in diesem Bereich, als auch erfreulich. Hier sollte man aber noch weiter differenzieren: Enorm wichtig ist aus meiner Sicht die Fähigkeit zu vertrauen, weil ohne diese der Umgang mit komplexen Problemstellungen fast unmöglich ist. Außerdem wird es sicherlich auf kommunikative Fähigkeiten ankommen, und zwar nicht nur im oberflächlichen Sinne, sondern auf die Fähigkeit, Menschen Wertschätzung und Respekt zu vermitteln und dabei gleichzeitig Konflikte ansprechen und austragen zu können. Warum neben dem zukünftig sicherlich essenziellen kreativen Denken das kritische Denken so selten genannt wurde, sollte man aufklären. Die Fähigkeit selbstständig zu denken, die Relevanz von Informationen und die Angemessenheit von Methoden und Handlungsweisen selbst beurteilen zu können, dürfte schließlich eine der wichtigsten Aufgaben des Wissensarbeiters der Zukunft sein, die man übrigens – selbst wenn sie das könnte – nicht der Technik überlassen sollte. Überhaupt wird intellektuelles Selbstbewusstsein in einem aufklärerischen Sinne (man denke an Kants Imperativ: 'Sapere aude!' - also: 'Wage zu wissen, dich auszukennen, zu urteilen!') entscheidend sein. Wissen sammeln, redigieren, aufbereiten ist eine Aufgabe für Software. Es kritisch zu bewerten, Stellung zu nehmen und es in den richtigen, angemessenen (Anwendungs)zusammenhang zu bringen sollte und wird hoffentlich Aufgabe des Menschen bleiben.
Welches sind die wesentlichen Felder, auf die Sie sich oder beratene Organisation fokussieren? Warum?
Ich finde es wichtig, die sozialen Kompetenzen, die ja immer noch oft als 'weiche' Fähigkeiten einen etwas fragwürdigen Exotenstatus zuerkannt bekommen, näher zu beleuchten. Dass es sich hier um mehr als nur triviale Kompetenzen handelt, wird ja heute schon oft gesehen. Aber wie groß die Bedeutung von Vertrauen, wertschätzender Kommunikation, der Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung ist, wenn es um den Aufbau einer neuen Arbeitswelt und auch einer neuen Gesellschaft geht, wird meines Erachtens noch stark unterschätzt.
Welche Fähigkeiten sehen Sie in beratenen Unternehmen / Organisationen als besonders relevant an?
Bei dieser Antwort konzentriere ich mich statt der schon oben genannten und natürlich unverzichtbaren sozialen Kompetenzen mal auf zwei andere Fähigkeiten, die eng miteinander zusammenhängen: Systemisches und inter- bzw. transdisziplinäres Denken. Wer über das Denken und Handeln in aufgaben- und fachspezifischen Nischen hinauskommen will, muss das beherrschen. Ist aber einfacher gesagt als getan, weil die Benutzung von Etiketten wie 'systemisch' oder 'ganzheitlich' allein noch nicht das Verständnis komplexer Interdependenzen innerhalb und außerhalb von Organisationen fördert, wie es entwickelt werden muss. Dieses Verständnis zu erlangen und auf seiner Grundlage richtig zu handeln wird sich im Regelfall als langwierige Lernaufgabe herausstellen, die übrigens – noch eine wichtige Fähigkeit! - nur durch die Verknüpfung von theoretischem und praktischem Wissen gelingt.
Welche Eigenschaften/Fähigkeiten werden in Unternehmen / Organisation heute gefördert? Welche Programme gibt es?
Ein Schwerpunkt liegt, würde ich sagen, immer noch oder sogar vermehrt, auf der Förderung von Führungskompetenz. Das ist grundsätzlich nicht falsch, vor allem wenn neuere Ansätze dabei Berücksichtigung finden. Aber vielleicht wäre es nachhaltiger, nicht nur in die Kompetenzen weniger, sondern in die aller Mitarbeiter zu investieren. Und da eben auch nicht getrennt nach fachlicher Kompetenz für den Sachbearbeiter und sozialer bzw. Management-Kompetenzen für seine Vorgesetzte, sondern im Sinne einer Weiterentwicklung der gesamten Organisation, mit dem Ziel Verantwortung und natürlich auch Verantwortungskompetenz wesentlich gleichmäßiger zu verteilen, als das heute der Fall ist.
Was ist ihr persönlicher Rat an die heutigen Schüler und Studenten bzw. die Wissensarbeiter des Jahres 2030?
Bleibt so anspruchsvoll, wie Ihr seid, also in Bezug auf Selbstbestimmung, Lebensqualität, Verwirklichung menschlicher Werte. Aber erwartet nicht, dass Euch das als Komplettpaket von Eurem ersten Arbeitgeber überreicht wird wie die Tüte zur Einschulung. Entwickelt stattdessen die Konfliktbereitschaft, Eure Ansprüche auch zu verwirklichen und lasst Euch nicht von der falschen Befürchtung entmutigen, dass darüber aller menschliche Zusammenhalt verloren gehen muss! Und nie vergessen: Selber denken!
Vielen Dank!
Stefan Birk
Es ist ein Schock für viele Führungskräfte: Es ist Mittwoch später Vormittag und keiner der Untergebenen ist da. Zum Führen fehlen die Mitarbeiter und an Meetings ist auch nicht zu denken. Es kommt zum Äußersten: man muss inhaltlich arbeiten! Ein Szenario, das einen als hartgesottenen Manager schon nervös machen kann.
Kürzlich beschwerte sich der Abteilungsleiter einer großen Stiftung, dass seine Mitarbeiter nie persönlich anwesend sind (wenn er zufällig mal da ist und sie im Office sucht)? Da ist er nun nach vielen harten Jahren auf der Arbeitsebene die Karriereleiter heraufgefallen und könnte endlich mal Leute managen. Und jetzt ist keiner mehr da!
Die Antwort des Managers auf obige Frage nach dem Grund für die gähnende Leere war ebenso verblüffend wie einleuchtend: man sei (gerade als politische Stiftung) eben sehr weit gekommen mit der Familienfreundlichkeit. Und das merke man eben jetzt, da eine Vielzahl von Mitarbeitern/innen die Möglichkeiten der Flexibilisierung nutze. Und nein, ehrlicherweise könne man nicht sagen, dass dadurch die Ergebnisse der Mitarbeiter schlechter würden. Es sei eben nur schwerer für ihn geworden.
Da stecken jetzt zwei interessante Themen drin. Einerseits haben Unternehmen, die sich auf das Thema Familienfreundlichkeit einlassen (und sich möglicherweise sogar offiziell zertifizieren lassen), einen großen Schritt in Richtung #newwork oder Arbeit der Zukunft gemacht ohne dass sie dies explizit auf der Agenda hatten. Man könnte davon sprechen, dass diese Unternehmen mit der Familienfreundlichkeit ein „Trojanisches Pferd“ in ihre Organisationen hineingeschoben haben, aus dem dann in der Folge eine Idee zur Flexibilisierung nach der anderen heraussteigt. Das führt nicht selten zu einer starken Aufweichung der Präsenzpflicht, zu modernen Arbeitszeitregelungen und einer Reihe anderer Formen der Flexibilisierung.
Aber nicht nur die sichtbaren Veränderungen sind relevant, es tut sich auch etwas unter der Oberfläche der Organisationen. Es ändert sich nämlich dadurch auch die Arbeitskultur. Ist es erst einmal anerkannt, dass man zugunsten der Familie Auszeiten nehmen oder seine/ihre Arbeitszeit anpassen kann und erleben alle, dass das nicht unmittelbar zum Untergang der Organisation führt, dann ist man in einem neuen „Arbeits-Paradigma“ angekommen.
Das zweite interessante Thema hat damit zu tun, dass es für das Management schwerer geworden ist. So mancher Abteilungsleiter wird sich wohl von Zeit zu Zeit wie ein „Frühstücksdirektor“ fühlen. Die älteren unter uns wissen was gemeint ist: In jedem Unternehmen gab es früher Leute, die zwar hierarchisch relativ weit oben angekommen waren, aber aus irgendeinem Grund in Ungnade gefallen waren. Untrügliches Kennzeichen: sie hatten keine ihnen disziplinarisch unterstellten Mitarbeiter mehr. Der Grad der Relevanz war (und ist es heute noch vielfach) also ablesbar an der Anzahl der Mitarbeiter über deren Zeit und Aufgaben man bestimmen kann (und denen man Urlaubsgenehmigungen unterschreiben muss, wenn sie nicht im Büro sein wollen). Wer einem Frühstücksdirektor jemals begegnet ist, versteht, dass man vor den Kollegen nicht als solcher dastehen möchte.
Fazit: In Unternehmen, die durch Maßnahmen zur Familienfreundlichkeit ihre Arbeitskultur langsam weiterentwickeln, muss sich nicht automatisch die Führungskultur mitentwickeln. Tut sie das nicht, kommt es zwangsläufig zu Spannungen. Und diese bergen durchaus die Gefahr, dass sich die Leistungen der Organisation verschlechtern. Es ist also unumgänglich in Unternehmen auch an Führungskultur, -struktur und -prozessen zu arbeiten. Und das ist sicherlich weitaus schwieriger als einzelne Maßnahmen zur Familienfreundlichkeit auf den Weg zu bringen.
Stefan Birk
Anders als üblich wird es in der heutigen Buchbesprechung mal persönlich. Damit soll nicht etwa der lockere und eingängige Stil von Lars Vollmer imitiert werden. Nein, der Grund liegt darin, dass ich wirklich schmerzlich beleidigt bin.
Warum? Na ja, das wird jeder verstehen, der das Buch liest und meinen beruflichen Werdegang kennt:
Ich glaube, ich habe so ziemlich alles gemacht, was Lars Vollmer in seinem Buch als „Theater“ oder (in Anlehnung an das Modell von Toyota) als „vierte Art der Verschwendung“ ansieht. Und das ist dann auch die Kernthese seines Buches: In Zeiten, in denen die Umwelt sich so dynamisch und komplex zeigt, verkommen die Methoden der Unternehmensführung zu reinem Theater, weil sie von der eigentlichen Wertschöpfung ablenken bzw. diese verhindern.
Ich bin also ein Protagonist des Theaterspielers, der sich und andere von der wertschöpfenden, dem Kunden (und nur dem Kunden) zugewandten echten Arbeit abhält. Nun, das habe ich in der einen oder anderen Form die letzten 25 Jahre schon sehr, sehr oft gehört. Jeder Leidensgenosse meiner Profession kennt das und ignoriert es irgendwann nicht einmal mehr. Ich müsste Lars Vollmer also eigentlich mindestens widersprechen.
Das Schlimme ist nur, er hat ja recht. Es hat sich ja wirklich etwas verändert. Es gab früher schon, aber heute noch mehr gute Gründe den allgemein akzeptierten Kanon des Managements in Frage zu stellen. Diese Gründe nennt Lars Vollmer in gut lesbarer und klarer Form. Da merkt man, dass hier einer in der Praxis viel gelitten hat. Und das macht das Buch so relevant, auch wenn hier nicht auf hunderten von Seiten wissenschaftlich nachgewiesen wird, dass die Organisations- und Managementtheorie umgeschrieben werden muss (das muss auch mal eine/r machen, aber das ist ein anderes Thema).
Können Sie also meinen Schmerz ein bisschen verstehen? Ja? Sie verstehen aber hoffentlich auch, dass ich das Buch trotzdem empfehle und ihm viele Leser wie mich wünsche.
Ach so, eines muss unbedingt noch hinzugefügt werden: Nachdem Lars Vollmer die Managementtechnokraten wie mich (zu Recht) erledigt hat, legt er sich - ganz im Sinne eines „Viel Feind, viel Ehr!“ - auch noch mit deren Antagonisten an: der „New Work Bewegung“. Laut Vollmer ist es nämlich auch keine Lösung, ins andere Extrem zu fallen und nun die Wohlfühlorganisation zu proklamieren. Auch eine solche Betrachtungsweise ist einseitig und führt im Extremfall nur zu einem neuen, moralisch korrekten Methodenkanon, der auf seine Weise ebenso wenig erfolgreich ist wie das sture Festhalten an der Managementlehre des 20. Jahrhunderts. Nein, er hat Recht, wenn er sich bei der Organisation von Arbeit für Kundenorientierung, gesunden Menschenverstand, individuelle Lösungen und Methodenvielfalt einsetzt. Da hat er meine volle Zustimmung. Nicht zustimmen kann ich dagegen seiner These, dass man Arbeit bzw. Arbeitsorganisationen eigentlich grundsätzlich nicht gestalten kann. So schnell lässt sich ein Managementgläubiger wie ich dann doch nicht entmutigen. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
Lars Vollmer
Interviewfragen: Stefan Birk
Lars Vollmer, promovierter Ingenieur und Honorarprofessor, ist Unternehmer und Mitbegründer von intrinsify.me, dem größten offenen Thinktank für die neue Arbeitswelt und moderne Unternehmensführung im deutschsprachigen Raum. Er lehrt an mehreren Universitäten und Instituten und ist gefragter Redner auf internationalen Kongressen und Unternehmensveranstaltungen. Er spielt Jazzpiano, trinkt gerne Weltklasse-Kaffee und lebt in Barcelona. Sein neuestes Buch »Zurück an die Arbeit – Wie aus Business-Theatern wieder echte Unternehmen werden« ist 2016 im Linde Verlag erschienen.
Welches sind die gravierendsten Trends zur „Arbeit der Zukunft“, die in den nächsten Jahren verstärkt auf die Unternehmen / Organisationen zukommen werden?
Ich würde sagen: Dualismus. Damit meine ich, dass das Komplizierte in Unternehmen immer stärker automatisiert werden wird, während für das Komplexe verstärkt Teams entstehen müssen, in denen Könner unter Zuhilfenahme der Automatisierung die komplexen Probleme des Unternehmens lösen. Mit dem Komplexen meine ich die Bewältigung von Überraschungen, insbesondere in der Auftragserfüllung oder Innovation. Darum brauche ich mir auch nicht vorzustellen, dass durch Automatisierung und Digitalisierung Menschen aus den Unternehmen verschwinden werden. Sie werden sich schlichtweg anderen Problemen zuwenden müssen. Das ist kein Trend, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit.
Innerhalb welchen Zeitrahmens wird sich die Arbeit maßgeblich verändern?
Das ist extrem branchenabhängig. Insbesondere in wettbewerbsstarken Branchen lässt sich das Gesagte bereits beobachten, in „entspannteren“ Branchen geht das langsamer vonstatten. Aber ich bin mir sicher: In 10 Jahren werden wir viele Unternehmen nicht wiedererkennen.
Welche Stellung hat das Thema „Arbeit der Zukunft“ in den Unternehmen/Organisationen heute?
Leider eine sehr kosmetische. Da werden ein paar Methoden in der Form eines Gnadenaktes eingeführt, um die Arbeit ›schöner‹ zu gestalten, aber über Innovationsformen für die Organisation sprechen Unternehmen quasi gar nicht. Nur mit ein bisschen Feelgoodmanagement oder Homeoffice lösen Unternehmen eben leider zu wenig relevante Probleme.
Wer ist in den Unternehmen/Organisationen zuständig und kümmert sich um das Thema?
Viel zu häufig ist es HR, das halte ich aber für falsch. Arbeit ist kein Personal-, sondern ein Organisationsthema. Natürlich arbeiten da Menschen in Unternehmen, aber um Unternehmen fit für die Zukunft zu machen, müssen Unternehmen an der Struktur der Arbeit etwas ändern, nicht an den Menschen, die die Arbeit ausführen. Darum gehört „Arbeit der Zukunft“ als strategische Stoßrichtung in die Geschäftsleitung. Ihre wesentliche Aufgabe ist die Kopplung des Kundenproblems mit den Könnern im Unternehmen. Soll heißen, die Geschäftsleitung muss einen Kontext schaffen, in dem moderne Zusammenarbeit möglich wird. Heute werden leider eher Praktiken fortgeführt, die die Menschen von der Arbeit abhalten, anstatt lebendige Zusammenarbeit zu gestalten.
Das ifaz hat in seiner Studie zur Arbeit der Zukunft auch die Fähigkeiten untersucht, die gefordert werden für den Arbeiter der Zukunft. Entsprechen die Ergebnisse Ihren Erfahrungen/Erwartungen? Welche Fähigkeiten bzw. Stichworte fehlen oder werden unterschätzt?
Das kritische Denken taucht hier gar nicht auf, dabei ist es hochgradig relevant, um Kundenprobleme auf kreative Weise lösen zu können – DIE Herausforderung eines komplexen Marktes. Das Gute ist: Freies Denken lässt sich trainieren – jeder ist dazu veranlagt. Nur leider sind Mitarbeiter und Führungskräfte so darauf getrimmt, an Prozessen und Vorgehensweisen festzuhalten, dass sie gar nicht zum selbständigen Denken kommen, bzw. systematisch davon abgehalten werden. Dadurch bleibt ein großes Potenzial in Unternehmen ungenutzt.
Welche Fähigkeiten sehen Sie in Unternehmen / Organisationen als besonders relevant an? Welches sind die Top 3? Welches sind die wesentlichen Felder, auf die die Organisationen in der innerbetrieblichen Ausbildung fokussieren sollten?
Ganz klar: Organisations-, Komplexitäts- und Kommunikationsverständnis. Das sehe ich in Unternehmen extrem schwach ausgebildet. Das Verständnis darüber, wie man Organisationen gestalten und mit Komplexität umgehen kann, wird natürlich nicht überall gebraucht, aber an vielen Stellen ist es unbedingt notwendig. Dazu zählt auch das Verständnis darüber, was sich gar nicht gestalten lässt – die Unternehmenskultur beispielsweise.
Welche Eigenschaften/Fähigkeiten werden in Unternehmen / Organisation heute gefördert?
In vielen Unternehmen wird über Selbstwirksamkeit nachgedacht. Hervorragend für den Einzelnen. Allerdings darf man nicht glauben, dass die Organisation durch mehr Selbstwirksamkeit erfolgreicher wird. Der Kontext, in dem die Menschen arbeiten – also die Struktur des Unternehmens, Verhaltensanforderungen etc. – wirkt nämlich viel stärker als die Persönlichkeit und der Wille einzelner Mitarbeiter.
Ich kenne Firmen, in denen könnten Sie jeden fragen, ob er weniger Meetings haben möchte – alle würde ›ja‹ sagen. Und trotzdem ändert sich nichts an den vielen Meetings, weil es eben keine Frage des Individuums, sondern der Organisation ist. Darum überfordern Unternehmen ihre Mitarbeiter mit so manch einem Förderprogramm, weil sie die Maßnahmen oder Prinzipien im Kontext der Organisation nicht umsetzen können.
Was ist ihr persönlicher Rat an die heutigen Schüler und Studenten bzw. die Wissensarbeiter des Jahres 2030?
Setzen Sie sich mit Komplexität auseinander – vor allem mit dem Unterschied zwischen komplex und kompliziert. Und lernen Sie wirksame von unwirksamen Maßnahmen zu unterscheiden, Methoden von Werkzeugen und Prinzipien von Regeln. Das ist die wichtigste Meta-Ausbildung neben der Fachausbildung, die vom Facharbeiter bis zur zukünftigen Führungselite wirklich jeder genießen sollte.
Vielen Dank!
Dr. Klaus von Rottkay, COO, Microsoft Deutschland
Wer als Unternehmen vernetzt denkt und handelt, ist innovativer und erfolgreicher. Und Digitalisierung ermöglicht bessere Vernetzung. Die digitale Transformation sollte daher Chefsache
sein.
„Das macht bei uns die IT“ – eine beliebte Antwort in deutschen Unternehmen, wenn es um die Digitalisierung geht. Wenn es so einfach wäre. Der digitale Wandel ist aber keine Aufgabe, die sich quasi per Hauspost einer Abteilung zuordnen lässt. Ganz im Gegenteil: Der digitale Wandel braucht vor allem Mut, und er muss von ganz oben kommen. Er ist eine originäre CEO- und COO-Aufgabe, und die Verantwortung kann nicht nur beim CIO liegen. Denn die Digitalisierung betrifft nicht nur einzelne Abteilungen, sie wird ganze Strukturen und Unternehmen komplett verändern. Wir sehen heute schon, dass selbst große Konzerne ins Wanken geraten, wenn sie eines nicht beherzigen: sich als vernetzte Organisation zu begreifen. Viele Unternehmen denken noch zu sehr in Hierarchien und „Zuständigkeiten“. Das könnte sich jedoch bald als Wettbewerbsnachteil erweisen. Denn die Digitalisierung verstärkt vor allem auch Innovationsprozesse. Denn wer vernetzt denkt und handelt, ist auch innovativer.
Fakt ist: Neue Produkte und Dienstleistungen basieren bereits heute oft auf erfolgreicher Vernetzung. Dabei müssen wir nicht einmal einen Blick auf die Big Player aus dem Silicon Valley werfen. Es lohnt auch ein Blick auf hiesige Start-Ups wie beispielsweise den Berliner Sprachlern-Dienst Babbel oder den Lieferservice Delivery Hero, die zunächst mit wenigen Mitteln und noch weniger Personal plötzlich mit ihren Produkten zu einem globalen Anbieter wurden – nicht zuletzt, weil sie sich vom Start weg als vernetzte Organisation begreifen. Sie haben zudem eine hohe Affinität zu neuen Technologien, arbeiten oft multidisziplinär und setzen beim Aufbau ihrer Unternehmen auf „Trial-and-Error“, also sie probieren mit kleinen Budgets viele neue Ideen aus und riskieren bewusst, mit den meisten zu scheitern. Diese neuen Unternehmen pflegen nicht die Vorsicht im Umgang mit Neuem, verweisen nicht ständig auf gelebte Tradition, auf das Know-how und die Kompetenzen. Sie probieren einfach aus.
Dieser Offenheit – ein entscheidender Wesenszug der digitalen Welt – stehen gerade mittelständische Firmen in Deutschland noch eher skeptisch gegenüber. Zumal der eingeschlagene Weg sich bislang als richtig erwiesen hat.
Die deutsche Wirtschaft steht solide da, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg 2014 um 1,3 Prozent, zudem erweist sich der Mittelstand nach wie vor als starke Säule: Rund 37 Prozent des gesamten Umsatzes der Unternehmen in Deutschland wird von mittelständischen Firmen erwirtschaftet. Auch zeigt sich das Land nach wie vor führend im Automobilsektor und Maschinenbau. Doch, und das ist der entscheidende Punkt: Die großen Innovationen der vergangenen Jahre, gerade in der digitalen Welt, wie beispielsweise Facebook oder AirBnB kommen allesamt nicht aus Deutschland. Außerdem zeigen sich beim Thema Digitalisierung noch zu viele zu zögerlich. Nach einer Studie von TNS Infratest und der Mittelstandinitiative der Commerzbank unter 4000 Managern in Deutschland glaubt die große Mehrheit der Führungskräfte (86 Prozent) an die Chancen der Digitalisierung, doch nur 15 Prozent setzen innovative Technologien wie Social Media, Big Data oder Cloud Computing bereits ein. Zu groß ist offenbar noch die Skepsis, zu sehr der Gedanke verbreitet: Vernetzung sei vor allem ein IT- und Kommunikations-Thema. Und das ist ein Irrtum. Digitalisierung ist viel mehr die Grundvoraussetzung für Wissensarbeit und Innovation.
Die Frage ist daher: Wie können wir unsere Potentiale nutzen, um den digitalen Wandel weltweit und gleichzeitig typisch deutsch anzuführen? Welche Weichen müssen jetzt gestellt werden, vor dem Hintergrund, dass die klassische Industriearbeit in Deutschland immer mehr von der Wissensarbeit abgelöst wird. Nach Angaben des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) stellen „Wissensarbeiter mit über 40 Prozent die größte Beschäftigtengruppe in Deutschland dar“. Die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) geht davon aus, dass 2020 der Anteil an Wissens- und Servicearbeit auf 85 Prozent steigt, während die Arbeit im produzierenden Gewerbe auf 15 Prozent zurückgeht. Und Wissensarbeit basiert vor allem auf Vernetzung.
Wissen und Können ist nichts um sich im Unternehmen von anderen abzusetzen, Wissen und Können ist etwas, dass dem Team, dem Netzwerk zur Verfügung gestellt wird. Das befeuert nicht nur Innovationen, das macht Unternehmen auch attraktiv für die raren Fachkräfte. Unternehmen müssen heute nicht nur das Miteinander von Beruf und Familie ermöglichen. Attraktiv für Fachkräfte sind auch Unternehmen, in denen Mitarbeiter über Arbeits-Ort und Arbeits-Zeit selbst entscheiden können – und in denen Wissen vermehrt und wirkungsvoll eingebracht werden kann. Im Zeitalter der Vernetzung ist daher die Aufgabe eines Unternehmens in erster Linie die exzellente Organisation von Wissensarbeit. Auch bei Fragen der Arbeitsorganisation im Team oder bei konkreten Lösungen für operative Themen kann jeder Mitarbeiter ein potenzieller Experte sein – wenn man ihm etwas zutraut. Das ist das Wesen von Wissensarbeit, das ist die Voraussetzung für Innovationsfähigkeit.
Auch deshalb gilt es, Organisationsstrukturen grundlegend zu lockern. Denn Vernetzung ist der beste Weg, um mit stetig wachsender Komplexität umzugehen. Noch herrscht das klassische Silo-Denken: Abteilungen innerhalb eines Unternehmens arbeiten im besten Fall parallel, selten gemeinsam und noch seltener vernetzt. Es scheint immer noch ein Problem zu sein, Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen zusammenzubringen. Dabei ist eine große Chance: Eine vernetzte Organisation aufbauen und die Kompetenz der eigenen, motivierten Belegschaft nutzen. Es ist in der Tat erstaunlich wie Unternehmen die Leistungsbereitschaft ihrer Mitarbeiter unterschätzen und nicht wahrnehmen, was alles möglich wäre, gerade im Hinblick auf die Innovationskraft eines Unternehmens. Statt die Brain-Power der eigenen Belegschaft zu nutzen, ist es oft leichter in Unternehmensberater zu investieren.
Es geht aber nicht mehr darum, alte Strukturen „lean“ zu machen oder zu „optimieren“. Es geht darum, sich von ihnen zu verabschieden. Unternehmen müssen sich als vernetzte Organisation begreifen. Wir brauchen jetzt diesen mutigen Aufbruch, um als Wirtschaftsstandort weiterhin erfolgreich zu bleiben. Doch diese neue vernetzte Unternehmensstruktur wird nicht gelingen, wenn sich nur die IT- oder HR-Abteilung darum kümmert. Digitale Transformation ist Chefsache.
Simone Lackerbauer
Über die zukünftige Arbeitswelt kann man nicht nur diskutieren, sondern sie auch auf der Leinwand erleben. Eindrucksvoll beweist dies das Filmfestival Futurale, das vom
Bundesministerium für Arbeit und Soziales ins Leben gerufen wurde und von Herbst 2015 bis Herbst 2016 durch Deutschland tourt. Anmelden können sich ab sofort innovative Unternehmen für
den XING New Work Award; und wir sprechen im wissenschaftlichen Kontext über einige Fokusthemen zur Arbeit der Zukunft - darunter auch: Welche Fähigkeiten für
die Arbeit der Zukunft? (Teil 2).
Filmfestival FUTURALE startet in Berlin (5. bis 8. November)
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales zeigt sieben Dokumentarfilme zur Zukunft der Arbeit. Automatisierung, Digitalisierung, Crowd- und Clickworking verändern unsere
Wirtschaft rasant. Welche Auswirkungen haben sie auf die Art, wie wir arbeiten? Um Bürger_innen für das Thema „Arbeiten 4.0“ zu sensibilisieren, hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales
das Filmfestival Futurale ins Leben gerufen, das in Berlin startet und von Herbst 2015 bis Winter 2016 durch 25 deutsche Städte tourt. In sieben Dokumentarfilmen beleuchtet das Festival
unterschiedliche Trends rund um die Zukunft der Arbeit:
Jede Vorführung wird durch eine Diskussionsveranstaltung begleitet, in denen die Zuschauer_innen mit Expert_innen aus der Region diskutieren. Den Filmen vorangestellt wird jeweils ein Kurzfilm
unterschiedlicher Regisseure aus dem umfangreichen Projekt von Harun Farocki und Antje Ehmann EINE EINSTELLUNG ZUR ARBEIT, das in Koproduktion der Harun Farocki Filmproduktion mit dem
Goethe-Institut entstanden ist.
Die weiteren Orte und Termine haben wir auch in unsere Eventliste aufgenommen. Wir sind in
München mit dabei!
XING New Work Award - Preis für neue Konzepte der Arbeit
Der XING New Work Award für zukunftsweisendes Arbeiten im deutschsprachigen Raum geht in die dritte Runde. Noch bis zum 15. November können sich Unternehmen kostenlos für den New Work Award 2016 bewerben. Gekürt werden Best-Practice-Beispiele, die zeigen,
wie die Arbeitswelt von morgen gestaltet werden kann. Dafür werden Unternehmen gesucht, die ihre Kultur nachhaltig verändern, also die „Lab-Phase“ bereits erfolgreich hinter sich gelassen haben.
Nach der Bewerbung erstellt das XING-Expertengremium eine Shortlist, die Netzgemeinde wählt dann im Voting die besten New Work-Konzepte aus, die auf der Gala am 28. Januar 2016 geehrt
werden.
Passend dazu finden 2015 noch zwei New Work
Sessions statt: Am 3. und 4. Dezember geht es in Berlin um Innovation im Mittelstand; am 9. Dezember wird in Frankfurt über Unternehmenskultur diskutiert.
Die #Abschlussarbeitderzukunft mit dem IFAZ schreiben
Im September erklärte das Team von "Die Masterarbeit" in einem Gastbeitrag, welchen
Arbeitsplatz Gen-Y-Absolventen wirklich wollen. Daraufhin starteten wir einen
Aufruf für Studierende, die eine Abschlussarbeit zur Arbeit der Zukunft schreiben wollen und stellten fünf Themen vor.Die Resonanz war überwältigend: Zahlreiche Anfragen
gingen ein und wir freuen uns, dass sich mehrere Studierende gefunden haben, die im Kontext unserer Vorschläge Abschlussarbeiten verfassen wollen. Über den Fortschritt der Arbeiten werden wir
hier in den kommenden Wochen und Monaten berichten. Die Verteilung der Klicks auf die einzelnen Themen, die auf der Website von Die Masterarbeit verlinkt sind, gestaltet sich dabei wie folgt:
Welche Fähigkeiten für die Arbeit der Zukunft? (Teil 2)
Bereits im August berichteten wir, welche Gedanken sich Studierende in der XING-Studentengruppe zu diesem Thema machen.
Neben den Fähigkeiten kam auch die Frage nach der Work-Life-Balance zur Sprache. Denn wenn das gesamte Leben nur noch darauf ausgerichtet ist, möglichst viele Fähigkeiten und
Zertifikate anzuhäufen, bleibt zwangsläufig der Ausgleich dabei auf der Strecke. Ob duales Studium, Weiterbildung neben der Arbeit oder Wochenendseminare: Doppelbelastung ist bei
Studierenden und Young Professionals keine Seltenheit. Ebenso stellt sich häufig die Frage nach dem Sinn in der Arbeit, oder Symptome der Unter- oder Überforderung treten auf. Zusätzlich ist der
Blick in eine oftmals ungewisse Zukunft belastend.
Die quasi-idealtypischen Modelle "Beruf ist Berufung" und "Arbeiten, um zu leben - statt leben, um zu arbeiten" sind dabei die zwei Gegenpole, zwischen denen sich unser
Arbeitsleben einpendeln sollte. Dabei gilt zu berücksichtigen, dass Karrieren heute durchaus in Zickzacklinien verlaufen können; jahrzehntelange Unternehmenstreue hat zwar nicht
ausgedient, ist aber längst nicht mehr das einzig erstrebenswerte Optimum. Gerade in wechselnden Arbeitsverhälntnissen müssen sich Wissensarbeiter immer wieder aufs Neue
"einpendeln": Inwieweit muss ich mich meiner Arbeitsumgebung anpassen, oder kann sie für meine Bedürfnisse passend machen? Welches Karriere- oder Lebens-Ziel verfolge ich im aktuellen
Lebensabschnitt, welche Hindernisse muss ich dabei überwinden? Wie flexibel muss und will ich sein - zum Beispiel hinsichtlich des Arbeitsortes, oder in Bezug auf die Aufgaben, die mir zugewiesen
werden? Die Beiträge der Mitdiskutierenden werfen neue Fragen auf - und wir freuen uns auf den Austausch zu neuen Themen - z.B. über die "Gig Economy".
Simone Lackerbauer
Am 15. Oktober (wir berichteten und fassten nach) fand ein SAP-Espresso-Seminar mit Dr. Stefan Birk statt; am selben Tag gab Marc
Nelsen eine Keynote zur Arbeit der Zukunft beim AppSphere Future IT Kongress '15 (mit Radiointerview). Das Fachmagazin LANline veröffentlichte jetzt einen Artikel über
die Keynote und die anschließende Diskussion: Arbeitskultur gewinnt an
Bedeutung.
Besonders spannend finden wir den Begriff „Gig Economy“ (siehe auch der
aussagekräftige Bericht dazu auf SZ.de und ein Artikel auf FastCompany), der uns mit Sicherheit weiterhin beschäftigen wird. Da vermutlich
vor allem Studierende und die neue Generation der Young Professionals mit diesem Arbeitsmodell in Berührung kommen, fragen wir in der XING-Studentengruppe nach: „Gig Economy" – Buzzword oder Arbeitsmodell der Zukunft? Natürlich sind auch
Nichtstudenten dazu eingeladen, an der Diskussion teilzunehmen.
Mittlerweile gibt es die beiden Präsentationen zum 15. Oktober übrigens nicht nur auf SlideShare, sondern auch auf YouTube als Diashows: SAP-Espresso-Webinar: Wie wir morgen arbeiten… und Keynote auf dem AppSphere Future IT-Kongress ’15: Arbeit der Zukunft – Herausforderungen für das Unternehmen von
morgen (+ Radio-Interview mit Marc Nelsen).
Auf YouTube haben wir ebenfalls eine kleine Playlist mit
einigen Videos zur Future of Work für Sie erstellt, in denen einige der wichtigen Themen zur zukünftigen Arbeitswelt diskutiert und präsentiert werden. Ebenfalls inspirierend: Die Videos zum Thema „Work“ auf TED.com.
Lesenswert ist außerdem das neue Angebot
von XING namens Klartext. Aktuell drehen sich die Beiträge um weibliches Gründen, Flüchtlinge und Arbeitsmarkt, Banken in Zeiten der Fintechs und transparente Gehälter – gerade der letzte
Punkt ist im Hinblick auf die eingangs erwähnte „Gig Economy“ äußerst relevant. Denn nicht nur innerhalb von Branchen oder Firmen, sondern auch bei Solo-Selbstständigen unterscheiden sich die
Stundenlöhne; es fehlt eine zentrale Anlaufstelle zur Bemessung des Wertes der Arbeit (wie auch auf der Work in Progress 2015 in Hamburg dieses Jahr bereits kritisiert wurde). Man
darf gespannt sein, welche relevanten Themen zur #arbeitderzukunft dort noch auftauchen.
Simone Lackerbauer
Der 15.10. stand ganz im Zeichen der #arbeitderzukunft – unsere beiden Vorstände Dr. Stefan Birk und Marc Nelsen sprachen analog und digital auf gleich zwei Veranstaltungen darüber, wie wir morgen arbeiten werden. Im Rahmen des AppSphere Future IT-Kongress ’15 wurde Marc Nelsen zu seiner Keynote auch von SWR4 Baden-Württemberg (Radio) interviewt. Wir haben den Mitschnitt auf unseren neuen YouTube-Kanal hochgeladen und beide Präsentationen auf SlideShare und hier im Blogbeitrag veröffentlicht.
SlideShare-Präsentation von Dr. Stefan Birk zum SAP-Espresso-Webinar:
Simone Lackerbauer
Vorab zwei Meldungen in eigener Sache: Marc Nelsen wird am 15.10. beim AppSphere Future IT-Kongress ’15 die Keynote zur Arbeit der Zukunft halten. Parallel dazu wird Dr. Stefan Birk am 15.10. bei einem SAP Espresso-Webinar unsere Studie zur Arbeit der Zukunft vorstellen. Wir freuen uns auf zahlreiche Anmeldungen online und offline!
Auch dieses Jahr hat sich die Anzahl der Seminare, Tagungen, Kongresse und Konferenzen zum Thema Arbeit der Zukunft wieder gefühlt verdoppelt. Ein positiver Aspekte daran: Es wird darüber gesprochen, geschrieben und geforscht - und das aus vielen unterschiedlichen Blickwinkeln. Hier wäre allerdings wünschenswert, dass sich die einzelnen Felder nicht parallel neben einander her entwickeln, sondern Vernetzung schaffen und Synergien erkennen: Startups und Großkonzerne, HR und der C-Level, Wissenschaftler und Wissensarbeiter... Und auch Felder wie Sozialökonomie und Geopolitik können wertvolle Erkenntnisse für die zukünftige Arbeitswelt liefern.
Das zweite große Problem ist dabei nach wie vor der bereits in unserer Studie festgestellte Umsetzungsstau. Dabei kann es jedoch viele Gründe haben, warum Maßnahmen zwar besprochen und geplant, aber nicht oder nur teilweise oder mit erheblichem (unnötigem) Mehraufwand implementiert und umgesetzt werden. Aufgrund der heute so heterogen und international strukturierten Arbeitswelt auf unterschiedlichen Ebenen (Meta, Makro, Meso und Mikro) sind Blaupausen und Prozessmodelle, wie wir sie beispielsweise aus dem Projektmanagement oder in der Aufteilung einer Firma in verschiedene Abteilungen kennen, nur bedingt anwendbar; gefragt sind vor allem individuell anpassbare Lösungen, die auf die Bedürfnisse des einzelnen Unternehmens, Wirtschaftszweig oder Wissensarbeiters zugeschnitten sind.
Doch damit überhaupt innovative und umsetzbare Maßnahmen ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken können, müssen sie überhaupt erst einmal auf unserem (Bild)Schirm auftauchen. Es ist deshalb also durchaus als positiv zu bewerten, dass es weltweit so viele unterschiedliche Veranstaltungen zur Arbeit der Zukunft gibt. Denn nur auf diesen Events (wie z.B. aktuell auf den Veranstaltungen der XING Week) bekommen wir so viele Impulse, Sichtweisen und konkrete Anwendungsbeispiele zu sehen und zu hören, stets verknüpft mit der Option zum Netzwerken und Austauschen. Auch wenn sich Konzepte teilweise auf den ersten Blick widersprechen, manch einer positiv oder negativ in die Zukunft blickt und sich Prognosen nicht immer als richtig erweisen: Wir sind davon überzeugt, dass diese Vielzahl und Vielfalt den Kanon weiter bereichert und dass sich nach und nach daraus konkrete Maßnahmen herauskristallisieren, die umgesetzt werden können – am besten mit der Unterstützung jener Experten, die sich mit der Arbeit der Zukunft im Gesamtkontext beschäftigen.
Wir haben die Liste interessanter Veranstaltungen zur Arbeit der Zukunft heute bereits erweitert und werden in den kommenden Tagen weitere aktuelle und vergangene Events auflisten; dabei nehmen wir auch gerne Ihr Event mit auf (schreiben Sie uns via Kontaktformular, Twitter oder Facebook). Wieso wir auch die vergangenen Events mit aufnehmen? Weil das nachträgliche Stöbern in den Programmen wertvolle Erkenntnisse (und Kontakte) liefern kann und so der Blickwinkel auf die ‚AdZ‘ zusätzlich erweitert wird. Im Gegensatz zu den Nachrichten von heute, die morgen schon wieder Schnee von gestern sind, ziehen die News zur Arbeit der Zukunft langsamere – und dafür potenziell größere, weitere, nachhaltigere Kreise. Lassen Sie sich auf den Diskurs ein und entdecken Sie unsere gesammelten Veranstaltungen zur Arbeit der Zukunft – das Ökosystem, in dem wir uns als ifaz bewegen.
Stefan Birk
Das Thema „Wissensmanagement“ mag etwas in Verruf geraten sein, aber eines ist sicher: Unternehmen, die ein funktionierendes Wissensmanagement aufgebaut haben, sind der „Arbeit der Zukunft“ ein entscheidendes Stück näher gekommen. Warum? Ganz einfach, weil sie die Art der Zusammenarbeit von Grund auf verändert haben.
Es lohnt sich deshalb, von dem Praktikerbuch „Wissensmanagement für Entscheider“ von Guntram Meusburger zu berichten. Hier wird im Gegensatz zu vielen anderen Veröffentlichungen weniger auf die theoretische Durchdringung des Themas oder auf die IT-technische Umsetzung fokussiert (soviel zu den Gründen des Scheiterns der bisherigen Wissensmanagement-Debatte), sondern auf das, was der Autor „Bewusstsein schaffen“ nennt: „Denn die Einführung eines funktionierenden Wissensmanagements ist viel weniger eine Frage der Technik, als vielmehr ein Thema der richtigen Führung.“
Meusburger weiß von was er spricht. Er führt mit der Meusburger Georg GmbH & Co. KG ein großes Familienunternehmen www.meusburger.com, das Zubehör für den Werkzeug- und Formenbau produziert und fast 1000 Mitarbeiter weltweit beschäftigt. Und dieses Unternehmen praktiziert Wissensmanagement seit mehr als 20 Jahren ganz konkret.
Was ist also das Erfolgsmodell? Die Antwort auf diese Frage zeigt die enge Verbindung zum Thema „Arbeit der Zukunft“. Meusburger hat als Firma nicht einfach ein passendes IT-System erfolgreich eingeführt. Was im Kern in den vergangenen 20 Jahren erreicht wurde, ist nicht weniger als die Veränderung der Art wie im Unternehmen gearbeitet wird. Natürlich war in diesem Unternehmen schon immer Wissen wichtig und es wurde auch durchaus dokumentiert und genutzt. Was aber zusätzlich durch WBI ("Wissen besser integrieren") geschaffen wurde, ist eine Kultur des aktiven und offenen Gebrauchs des Wissens. Was voraussetzt, dass die Mitarbeiter einsehen, warum sie ihre (wertvollen) Wissensbestände der Allgemeinheit zur Verfügung stellen sollen. Dass dies nicht leicht ist, weiß auch Meusburger: „Um Wissensmanagement zu praktizieren, braucht es eine Geschäftsführung mit Weitblick, Geduld und Ausdauer, die bereit ist, den anfänglichen Aufwand in Kauf zu nehmen, um später von einem umso höheren Nutzen zu profitieren.“
Sympathisch bei diesem Buch: Es ist dem Thema angemessen praktisch formuliert und immer wieder mit ganz konkreten Hinweisen für die praktische Umsetzung angereichert. Und es ermutigt an mehr als einer Stelle die Führung, Eigeninitiative zu zeigen und das Thema einfach anzupacken. Wer sich noch weiter über die Methode informieren will, findet auf der Webseite www.wissen-besser-integrieren.at weitere Informationen.
Fazit: Für alle, die praktische Tipps und Tricks sowie eine eingängige Methode suchen, um das Wissen im Unternehmen zu nutzen, ist diese Buch empfehlenswert. Für Leute, die es eher theoretisch mögen, eher nicht.
Stefan Birk
Wer sich mit dem Thema „Arbeit der Zukunft“ beschäftigt, wird zunächst einmal überrascht sein von der Anzahl der einschlägigen Beiträge. Auch beschäftigen sich mehr und mehr Unternehmen mit den Trends der Arbeitswelt von morgen. Gerade Unternehmensberatungen und Technologie-Unternehmen interessieren sich offenkundig immer mehr dafür, wie wir in Zukunft arbeiten werden. So auch die Microsoft Deutschland GmbH, die 2014 ein „Manifest für ein Neues Arbeiten“ veröffentlicht und in diesem Jahr das Buch „Out of Office – Warum wir die Arbeit verändern müssen“ im Redline-Verlag auf den Markt gebracht haben.
Das Institut für Arbeitsdesign und Zukunftstechnologien e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Fülle von Beiträgen zu systematisieren und auszuwerten. Hierzu wurde eine Studie aufgelegt, die im Rahmen einer Stichprobe 171
Quellen ausgewertet hat.
Arbeitswelt wird sich grundlegend ändern
Praktisch alle Autoren vertreten die These, dass sich die Arbeitswelt in den nächsten Jahren basierend auf den dargestellten Trends massiv verändern wird. In keiner der Quellen wird eine fundamental-kritische Stimme an dieser These laut. Mit anderen Worten, niemand geht davon aus, dass die aktuellen technischen und gesellschaftlichen Veränderungen ohne Auswirkung auf die Arbeitswelt bleiben werden.
Motive der Autoren
Die Beschäftigung mit dem Thema „Arbeit der Zukunft“ ist sehr stark von Analyse und Problemdefinition dominiert. Handlungsempfehlungen kommen zwar immer wieder vor, sind allerdings in weniger als 20% der Veröffentlichungen explizit thematisiert. Die Stichprobe zeigt damit, was in der Diskussion um die Arbeit der Zukunft vielfach vermutet wird: es fehlt nicht an Erkenntnissen über Trends und zukünftige Szenarien, sondern weit mehr an pragmatischen Modellen und Handlungsempfehlungen für die Akteure in der Praxis.
Fokusthemen
Die klar überwiegende Anzahl der untersuchten Quellen befasst sich mit den Arbeitsprozessen und -technologien (77%). Dahinter lagen Themen wie Arbeitsort (67 %), Arbeitsorganisation (57 %) oder Arbeitszeit (53%). Die wenigsten Texte beschäftigten sich mit der Arbeitsethik und -kultur (22 %) und den Arbeitsinhalten (14 %). Interessant ist das Ergebnis bezüglich des Fokusthemas Arbeitskultur bzw. Arbeitsethik. Es hat sich innerhalb der Wissenschaft besonders in den letzten Jahren ein (verglichen mit der Praxis) sehr viel höheres Interesse an Fragen hierzu entwickelt. Fast jede dritte Veröffentlichung aus der Wissenschaft beschäftigt sich mit dem Thema, während es in Unternehmenspraxis und Öffentlichkeit nicht einmal jede fünfte ist. Geht man davon aus, dass Fragestellungen und Lösungsansätze oft in der Wissenschaft generiert werden, um dann ihren Weg in Unternehmen und Öffentlichkeit zu finden, ist zu erwarten, dass das Fokusthema Arbeitskultur in den nächsten Jahren auch in der Praxis immer relevanter wird.
Kanon von Trends
Es fällt auf, dass in aller Regel gleiche oder ähnliche Trends zur Sprache kommen. Mit anderen Worten: es besteht offenkundig Einigkeit über einen „Kanon“ von Trends, der in verschiedensten Varianten wiederholt wird. Dabei beherrschen vier Megatrends und acht spezifischere, hier als „Trends der Arbeitswelt“ bezeichnete Trends die Diskussion.
Der klar relevanteste Megatrend ist die Digitalisierung: In fast 75% der untersuchten Quellen wird dieser Trend thematisiert. Erstaunlicherweise wird der Wertewandel nur in ca. 25% der Fälle erwähnt, obwohl dieser Megatrend auf eine ähnlich vielschichtige Weise wirkt. Auch die beiden anderen Megatrends – Globalisierung und Demografischer Wandel - werden mit etwa einem Drittel der Quellen nicht annähernd so oft erwähnt wie die Digitalisierung.
Die der Studie zugrundeliegenden Veröffentlichungen enthalten auch Aussagen über spezifischere „Trends der Arbeitswelt“:
Mobilität |
Büro der Zukunft; "Überall-Arbeiten“ / Third Places; Co-Working; Home Office; Flexible Arbeitszeiten / Arbeitszeitmodelle |
Entgrenzung |
Work-Life-Balance; Verdichtung der Arbeit; Beschleunigung |
Neue Technologien |
Künstliche Intelligenz; Digitale Assistenten; Augmented Reality; Robotik |
Wandel der Organisations-modelle |
Netzwerkstrukturen; Virtuelle Organisation; Outsourcing / Crowdsourcing; Projektorganisation; Organisationsgrenzen: Freiberufler, Temporäre Arbeitskräfte |
Neues Management |
Demokratisierung des Managements; Agile Management; Leadership |
Wandel der Arbeitsinhalte |
Anspruchsvollere Arbeitsinhalte; Informationsflut; Verlust des Expertentums; Kreativer Arbeiter |
Sinnhafte Arbeit |
Autonomie; Employability; Innere Kündigung |
Neue Unternehmenskultur |
Neue Unternehmensziele; Cultural Change, Wandel der Arbeitskultur |
An der Spitze des Interesses mit 70% der Nennungen steht der Trend zu (zeitlicher und örtlicher) Mobilität der Arbeit. Die zweit- und die dritthöchste prozentuale Nennung erfahren Trends, die in engem Zusammenhang mit der organisatorischen Struktur der Institutionen stehen – einerseits der „Wandel der Organisationsmodelle“ (51%) und andererseits die Thematik „Neues Management“ (26%). Auf den Trend zur „Entgrenzung der Arbeit“ wird in immerhin einem guten Viertel der Quellen (26%) explizit verwiesen. Verglichen mit den oben genannten sind etwas weichere Faktoren wie die Trends hinsichtlich „Sinnhafter Arbeit“ (14%) und „Neuer Unternehmenskultur“ (13%) aber auch Aussagen zu Veränderungen bei den tatsächlichen Arbeitsinhalten (12%) deutlich unterrepräsentiert
Interessant sind hier die Unterschiede je nach Herkunft der Quelle. Über 80% der Quellen, die eher journalistischer Natur sind, beschäftigen sich mit dem Trend der „Räumlichen Mobilität“. Unseres Erachtens liegt die Erklärung hierfür auf der Hand: Bilder von futuristischen Bürohäusern oder Schlagwörter wie „Überall-Büro“ und „Co-Working“ finden naturgemäß ein breiteres öffentliches Interesse.
In den Wissenschaften besteht das höchste Interesse an struktur-organisatorischen Themen: fast 60% der Quellen beschäftigen sich mit dem Wandel der Organisationsmodelle. Universitätsquellen zeigen auch ein deutlich höheres Interesse für das Phänomen der Entgrenzung der Arbeit. Deutlich über ein Drittel der wissenschaftlichen Veröffentlichungen widmen sich diesem Trend.
Am wenigsten Bewusstsein zum Thema Entgrenzung existiert in der Unternehmenspraxis. So gehen nicht einmal 10% der Quellen aus der Industrie darauf ein. Dies verwundert um so mehr als gerade in der industriellen Unternehmenspraxis Themen wie „Work-Life-Balance“ eine immer größere Rolle spielen. Das meiste Interesse findet bei den Unternehmen ebenfalls das Thema Mobilität. Dies gilt insbesondere bei Unternehmen der IT-Branche. Der Grund könnte sein, dass man sich umfangreiches Geschäft im Bereich mobiler IT-Lösungen erwartet – aktuell z.B. unter dem Stichwort „Digital Workplace“ diskutiert (und forciert).
Utopie oder Dystopie?
Die Quellen wurden auch nach dem Gesichtspunkt ausgewertet, inwieweit die Aussichten für den kreativen (Wissens-)Arbeiter nun positiv (utopisch) oder negativ (dystopisch) eingeschätzt werden. Sieht man von den ambivalenten Quellen (29%) ab, stellt sich heraus, dass mit rund 42% der Stimmen eine Mehrheit auf zukünftige Verbesserungen der Situation setzt. Nur 29% der Veröffentlichungen positionieren sich klar negativ. Interessant sind hier regionale Unterschiede. Für Europa lässt sich sagen, dass 38% positiv in die Zukunft blicken. Jeweils 31% sehen die Zukunft ambivalent oder negativ. Der Rest der Welt blickt im Gegensatz zum verhalten utopischen Europa positiv in die Zukunft: 54% sind optimistisch, knapp ein Viertel sieht die Zukunft ambivalent und nur 20% befürchten eine dystopische Zukunft.
Die Studie sollte helfen, die aktuelle Diskussion zu systematisieren. Darüber hinaus ist sie Startpunkt für weitere empirische Untersuchungen zu einzelnen Trends. In einer Arbeitswelt im Umbruch ist darüber hinaus die Frage relevant, welche Fähigkeiten Mitarbeiter und Organisationen erwerben müssen, um langfristig erfolgreich zu sein. Zu diesen Fragen und den oben geschilderten Entwicklungen fehlen oftmals pragmatische Ansätze, um angemessen zu reagieren und neue Ideen sinnvoll im Arbeitsalltag der Unternehmen umzusetzen.
Simone Lackerbauer
Nach dem Launch des neuen Magazins SZ Langstrecke und dem aktuellen Hype um das Content Marketing fragen wir uns, ob der Trend dieses Jahr wieder hin zu mehr, besseren und längeren Inhalten on- und offline geht. Denn das Lesen ist auch eine Form der Entschleunigung, die wiederum Teil der Work-Life-Balance darstellt: Die Geschwindigkeit im Arbeitsalltag nimmt zu, zum Ausgleich sollten wir in der Freizeit bewusst erleben und langsam genießen. Passend zum langen Maiwochenende also hier ein paar analoge Longreads für entspannte Nachmittage:
„Montags könnt ich kotzen“ – 5 Business-Bücher für die neue Arbeitswelt
XING spielraum präsentiert eine kleine Auswahl aktueller Titel; Autor Sascha Lobo beantwortet kurz und knackig die wesentlichen Fragen zu den Büchern – warum sollte man sie lesen, wer sollte sie (nicht) lesen – und fasst sie in je einem Tweet zusammen. Unser Favorit in dieser Sparte: „Silicon Valley“ lässt die Leser die hyperreichen Nerds verstehen, die machtvoll die digitale Gesellschaft gestalten. Wenn Sascha Lobo gerade nicht zur Stelle ist, bietet übrigens der Service getAbstract.com Zusammenfassungen alter und aktueller Titel aus verschiedenen Themengebieten, einige davon auch kostenlos.
Future Work: Changing Organizational Culture for the New World of Work
2014 erschien die Neuauflage des Titels „Future Work“. Die Autoren schreiben: „The book covers the latest developments transforming the world of work, and demonstrates how pioneering organisations are adapting to rapid advances in communications technology, demographic shifts and changing attitudes to work.“ Thematisiert wird unter anderem, dass es Zeit ist für Veränderungen, wie sich die Arbeit entwickelt hat, welche althergebrachten Konventionen überwunden werden müssen – und warum dies Sinn macht für die Arbeit der Zukunft. Konkrete Beispiele und Studien bilden das Fundament für Strategien zur Veränderung der Arbeitswelt.
Jacob Morgan: The Future of Work
Ebenfalls erschienen 2014, Untertiel: "Attract New Talent, Build Better Leaders, and Create a Competitive Organization." Wer die Debatte zur Arbeit der Zukunft verfolgt, dem dürfte Jacob Morgan spätestens seit 2012 bekannt sein, als er seinen ersten Titel ("The Collaborative Organization") veröffentlichte. Die Beschreibung des aktuellen Buches, das alte Strukturen und Konventionen in der Arbeitswelt infrage stellt: "It explores and answers several questions such as: How is the world of work changing and what are the trends driving that change? How are these changes impacting the way employees work, the way managers lead, and how organizations are structured? What needs to be done to adapt to these changes?"
Top 15 Business Books Recommended by Today’s Top Entrepreneurs
Zum Abschluss noch eine Liste: Diese 15 Titel werden am häufigsten von den 350 befragten Unternehmern empfohlen. Darunter befinden sich einige „Klassiker“ der Generation Internet (z.B. Timothy Ferriss‘ The 4-Hour Workweek), aber auch ein Titel von Paulo Coelho, einer zum Thema „Happiness“ und natürlich Anleitungen zum Gründen von Start-Ups.
In diesem Sinne: viel Spaß bei der Lektüre!
Simone Lackerbauer
Although machine-based translation has evolved quite a bit over the past few years, the translation or localization of texts is still too complex for the current algorithms at work: literature and specialized texts require creativity and thus cannot be converted into automated scripts or processes – yet? Having taken a look at the Google translation of the IFAZ website, we at least decided it would be better to translate it ourselves: please click here to access the English version of the IFAZ website.
In our globalized world of multinational companies, international firms, and transnational enterprises, the skills required for interpreting, translating, and localizing are becoming ever more important. By speaking or writing we do not only convey messages, but also cultural codes that need to be ‘translated’: business etiquette, intercultural competence or cross-cultural communication, and an increased sensitivity for the different codes of conduct are soft skills we can hardly ignore.
InterNations.org, an international online community for people who live and work abroad, writes about the basic defintion of intercultural communication: ‘Inter- (…) comes from the Latin word for “between”, and the dictionary defines “communication” as “exchanging information”. (…) Intercultural communication refers to exchanging information between people from different cultures. Sounds very easy, doesn’t it? It’s the “cultures” part of this simple definition where things start getting a tad complicated.’
Since the 1950s, Cultural Studies have been established in research as a field of cultural analysis; and in 2014, Gilbert B. Rodman published a book named “Why Cultural Studies?” – ‘a rallying call for a reinvigoration of the project of cultural studies that provides a critical analysis of its meteoric rise to the academic fore and makes a convincing argument for the pressing need for a renewed investment in, and re-evaluation of, its core ideals.’
With the English translation of our website and with the new, extended list of (inter)national events on the future of work in 2014 / 2015, we want to support the idea that the future of work (especially the working culture) needs to incorporate awareness for ‘culture’. By culture, we mean both the cultural background of an organization’s workers – and the culture within the organization. For inspiration on the latter, you may want to take a look at IBM’s recent social business slideshows: The Future of Work – Culture and Future of Work: Culture.
Simone Lackerbauer
Bei manchen Kongressen sehnt man schon nach der Hälfte der Zeit das Ende herbei. Nicht so bei der Work in Progress in Hamburg. Das Programm für den 14. März versprach wieder spannende Panels und Podiumsdiskussionen zum „Social Change Day“: Ein gelungener Abschluss nach dem Auftakt am Donnerstag und der abwechslungsreichen Agenda vom gestrigen Freitag. Thema der Konferenz war der „Wert der Arbeit“ – aus individueller, unternehmerischer, materieller, ideeller, künstlerischer, politischer, sozialer und wirtschaftlicher Sicht. Auch heute haben wir drei Begriffe in den unterschiedlichen Präsentationen wiedergefunden, die uns zum Nachdenken anregen: Individualität, Initiative und Intensität.
Auch heute twitterten wir wieder ein paar denkwürdige Zitate und Schnappschüsse von der WIP. Zu finden sind diese hier bei uns auf Twitter unter @ifaz14.
Interaktiv startet das Programm mit dem Vortrag von Van Bo Le-Mentzel zu Vertrauen als Währung von morgen. Wir singen „Don’t Worry, Be Happy“, zwei Mutige aus dem Publikum kommen auf der Bühne zu Wort und übernehmen die Einleitung. Mit seiner persönlichen Geschichte verdeutlicht Le-Mentzel, wie wichtig Vertrauen ist, wie hart man es sich erarbeiten muss und wie schmal der Grat zwischen Enttäuschung und Erfolg ist. Seine Botschaft: Maximales Vertrauen ist Nährboden für Eigeninitiative. Was sich theoretisch und in Einzelprojekten gut anhört, ist adhoc schwer im Arbeitsleben umzusetzen. Doch der Gedanke steht im Raum; in einem mit vielen engagierten Zuhörern.
Dass Eigeninitiative auch übergeordneten Schutz braucht, zeigt die nachfolgende Podiumsdiskussion zum Thema kollektive Interessenvertretung in der Kreativwirtschaft. Die Organisation SMartDE hilft Kreativen dabei, die oftmals komplexen bürokratischen Vorgänge zu regeln. Denn auch dies gehört zu einer besseren Arbeit der Zukunft: Die Beseitigung verwaltungsbedingter Hürden, die kreative Arbeit hemmen können. Auch Co-Working(-Spaces)-Organisationen sind wichtige Ankerpunkte für digitale Nomaden: Sie sind vernetzt, digital, organisiert und ermöglichen es Einzelnen, die Ressourcen der Gemeinschaft effektiv nutzen und selbst dazu beizutragen.
Technisierung und Digitalisierung spielen eine große Rolle für die Arbeit der Zukunft, das merken wir auch auf der WIP. Viele Beiträge am Samstagnachmittag widmen sich diesem Thema. Denn schnelle Innovationszyklen fordern uns immer wieder mit neuen Technologien heraus, die neue Geschäftsfelder eröffnen – und aufgrund fortschreitender Medienkonvergenz auch neue Inhaltsformen ermöglichen. Nicht mehr ganz neu, aber trotzdem noch faszinierend ist die Oculus Rift. Mit der 360°-Brille ist man leider heute noch als bloßer Betrachter im virtuellen Raum. Doch trotzdem bietet die auf de WIP live gezeigte Brille auch jetzt schon wissenschaftlich und praktisch Möglichkeiten zur Anwendungen. So kann beispielsweise Höhenangst therapiert werden, indem man Betroffene in virtuellen Umgebungen mit Höhe konfrontiert. Auch Minenarbeiter können mithilfe der virtuellen Realität besser auf die Umgebungen unter Tage vorbereitet werden. Denn Informationen, die virtuell erlebt werden, sind im Kopf anders abgespeichert als nur Gesehenes oder Gelesenes. Eine interessante Perspektive für die Arbeit der Zukunft ist dies allemal; wir sind gerade am Anfang der Bewegung rund um AR und VR.
All diese neuen Technologien haben aber eines gemeinsam: Sie produzieren Daten, oder Big Data. Der letzte Vortrag der WIP Hamburg heute setzt genau an diesem Punkt an: Der Wert unserer Daten – Chancen und Risiken des Self-Trackings. Wir haben das Thema bereits im Blog kurz angeschnitten und wollen auch in Zukunft noch mehr dazu schreiben. Der verantwortungsvolle Umgang mit solchen persönlichen Daten betrifft neben dem Privatleben auch das Dasein als Arbeiter. Einerseits können die unendlichen Möglichkeiten des Trackens und Optimierens schnell zu sozialem Druck führen und zum Zwang, immer und überall die beste Version von sich selbst zu sein. Auch Jeremy Rifkins gestern vorgestellte Netzwerkgesellschaft – jeder handelt zum Besten der Allgemeinheit – oder die Vertrauens-Maxime von Van Bo Le-Mentzel können von Werkzeugen der Freiheit zu Tools des Gruppenzwangs werden. Andererseits sind Daten und ihre Auswertungen auch auf verschiedene Weise für Dritte verfügbar: für Arbeitgeber, für Krankenkassen, für staatliche Organe; zur Überwachung, (Gewalts-)Prävention und Reaktion. Das legale und ethische Framework für den guten Umgang damit fehlt allerdings noch.
Fassen wir auch den heutigen Tag mit Hilfe unserer drei Keywords zusammen:
Die Debatte zur Arbeit der Zukunft setzt auf das Individuum. Mit Figuren wie Jeremy RIfkin oder Sascha Lobo bekommt die Diskussion unterschiedliche Gesichter, wird individueller und individualisiert. Doch wie Egbert Rühl heute eingangs sagte: Was davon man glauben soll, das muss jeder für sich selbst entscheiden, denn die Gemeinschaft kann nur Impulse geben für das eigenständige Denken. Dass kreative Arbeiter dazu durchaus in der Lage sind, zeigt die wachsene Zahl der Freelancer und Solo-Selbstständigen.
Die Debatte zur Arbeit der Zukunft setzt auf Initiative. Dabei sind nicht nur Einzelne gemeint, die aktiv ihre eigenen eigenen Lebensweg zwischen Karriere und Selbstverwirklichung gestalten. Verbände, Gewerkschaften und Kollektive sind ebenso wichtig, um die Interessen dieser kreativen Arbeiter zu vertreten. Doch auch Unternehmen müssen initiativ agieren, um den „Social Change“ für die Arbeit der Zukunft zu realisieren. Der Weg von hierarchischen Modellen hin zu intelligenten Netzwerken braucht allerdings Firmen, die dazu bereit sind, ihn auch zu gehen.
Die Debatte zur Arbeit der Zukunft setzt auf Intensität. Emotionale Faktoren gewinnen an Bedeutung; persönliches Engagement und der Zeitgeist nehmen Einfluss. Van Bo Le-Mentzel hat mit seinen Hartz IV-Möbeln den Nerv der Zeit getroffen, das Schwarzmarkt-Kunstexperiment setzt auf die direkte Konfrontation von Arbeit und Wert. Dabei verzichten diese Initiativen auf Polemik, lassen stattdessen ihre Ideen für sich sprechen. Durch die Crowd und die Verbreitung in unterschiedlichen Netzwerken intensiviert sich die Diskussion, wird immer und überall sichtbar.
Alles in allem bleibt abschließend zu sagen: Es wurden viele neue Fragen aufgeworfen, Ideen vorgestellt, Gedanken ausformuliert. Wie so oft mangelt es nicht an Ansätzen und auch nicht an Beispielen dafür, wie diese umgesetzt werden können. Was noch fehlt, ist allerdings die ganzheitliche Welle – möglicherweise unter Rifkins Label der „3. Industriellen Revolution“ – um die Arbeit der Gegenwart nachhaltig zu transformieren und den Paradigmenwechsel zur Arbeit der Zukunft zu bewerkstelligen; eben ein „Work in Progress“.
Simone Lackerbauer
Es ist natürlich unmöglich, alle Panels und Podiumsdiskussionen des spannenden Xing New Work Day im Rahmen der Work in Progress-Konferenz in einem einzigen Blogbeitrag zu verarbeiten. Doch eine Stärke des Vernetztseins liegt ja auch gerade darin, dass nicht einer als einzige Quelle über alles berichten muss, sondern dass aus dem Event ein vielstimmiger Kanon wird, zu dem jeder mit seiner eigenen Stimme beitragen kann - siehe das Twitter-Hashtag #wiphh. So existiert dieser Kanon auch in der Gestaltung der Arbeit der Zukunft: Betont wurde heute vor allem, dass der Paradigmenwechsel nur dann stattfinden kann, wenn wir alle ein Teil davon sind. Uns sind vor allem drei Schlagwörter aufgefallen, die aus verschiedenen Perspektiven immer wieder auftreten: Interaktion, Inhalte und Internet.
Bevor wir in medias res gehen: Ein paar unserer persönlichen Highlights mit Bildern und denkwürdigen Zitaten finden Sie deshalb bei uns auf Twitter unter @ifaz14. An dieser Stelle auch noch einmal herzlichen Dank an alle Retweets, Favorites und neuen Follower!
Das Grußwort des 1. Bürgermeisters Olaf Scholz gleich zu Beginn war eigentlich auch schon ein Vortrag. Sein Eingangs-Statement: Voraussagen sind immer schwierig, wenn sie die Zukunft betreffen. So zitierte er dazu den Bericht an den Club of Rome aus den 1980er 80er Jahren (Wie wir arbeiten werden) und erwähnte, dass das von Jeremy Rifkin prognostizierte Ende der Arbeit ja auch immer noch nicht stattgefunden habe. In der Arbeitsmarktpolitik wird der Begriff „Flexicurity“ weiterhin eine große Rolle spielen. Mit mehr als 30 Millionen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (42 Millionen insgesamt) ist es dringend notwendig, die Arbeitswelt nicht technisch, sondern auch menschlich zu verbessern. Scholz rät deshalb unter anderem dazu, kalifornischen Innovationen und Ideen auch mit hanseatischer Nüchternheit zu begegnen. Denn erst dann sind Innovationen wirklich zukunftsweisend, wenn sie den Einzelnen in den Mittelpunkt stellen und das Leben so verbessern. Er nennt die Hamburger Kreativgesellschaft – Veranstalter der Work in Progress – als ein Modell dafür, wie Inhalte kreativer Arbeit in Zukunft mehr Wertschätzung erhalten können.
Nach den Grußworten der Veranstalter betritt Jeremy Rifkin die Bühne. Über seine Thesen mag Uneinigkeit herrschen, doch er hat eine spannende Vision mitgebracht: Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft – das Ende des Kapitalismus? In seinem neuen Buch beschreibt er ausführlich, was wir hier nur kurz anreißen können: Wir stehen vor einer 3. Industriellen Revolution; die Lösung sind globale Shifts in der Weise, how we manage, power, and transport energy. Kapitalismus hat seiner Theorie nach ein neues Modell hervorgebracht, nämlich das der Sharing Economy, das neben dem Kapitalismus bereits als hybride Wahlmöglichkeit existiert. Rifkin sieht drei verschiedene „Internets“, die in Zukunft konvergieren werden und die Sharing Economy zur besseren Variante erheben: das Communication-Internet, das Renewable-Energy-Internet und das Transport-Logistics-Internet. In diesem „Internet of Things“ können Produktionskosten auf nahezu Null optimiert werden, weniger Ressourcen des Planeten müssen verbraucht werden und die Produkte werden effizienter verteilt. Maschinen übernehmen diese standardisierten Arbeitsprozesse und Menschen können sich mehr auf den 3. Sektor – Handeln für die Gesellschaft – konzentrieren. Gewagt, aber wo wenn nicht auf einer solchen Konferenz, können solche Statements in den Raum gestellt werden – als neue Perspektive für die gemeinsame Gestaltung der Arbeit der Zukunft.
Besonders spannend waren im Anschluss auch die Podiumsdiskussion zu Strategien für die Arbeitswelt von morgen, die Unternehmenspräsentationen im Panel Digital ist anders – der Wandel der Kreativwirtschaft mit der Digitalisierung (Musik und Film), sowie der kleine Workshop Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Zeiten radikaler Transparenz. Denn die Reihenfolge der Vorträge spiegelt den aktuellen Stand der Dinge und die nötigen nächsten Schritte wieder: Vielerorts wird global über die Arbeitswelt von morgen gesprochen – der Standard der Arbeit verändert sich und man muss darauf reagieren. Doch die Debatte spielt sich oftmals auf rein theoretischem Niveau ab. Viel konkreter zeigten sich da die Beispiele bereits abseits ausgetretener Pfade gegründeter Unternehmen: Einzelne oder kleine Kreativgemeinschaften setzen ihre Ideen einfach in die Tat um und lernen, während sie sich entwickeln. Unternehmen wiederum sollten sich dann diese Best-Practice-Beispiele genau ansehen. Nicht nur aus innovativ-technischer Sicht, sondern auch aus menschlicher Sicht: Viele große Firmen haben Mühe, Stellen zu besetzen, weil potenzielle Arbeitnehmer zuvor sehr genau wissen wollen, worauf sie sich einlassen und wie dafür gesorgt wird, dass sie einen sinnhaften Beitrag leisten können – denn das erfolgreiche Finden des Sinnes in der Arbeit assoziieren wir heute eher mit Start-Ups.
Fassen wir den Tag noch einmal kurz zusammen:
Interaktion steht im Fokus der Debatte über die Arbeit der Zukunft. Denn Plattformen nur technisch bereitzustellen, garantiert noch lange nicht, dass sie auch entsprechend genutzt werden. Erst die Interaktion mit den vernetzten Nutzern haucht technischen Umgebungen Leben ein. Egal, ob es sich dabei um eine Karriere-Plattform wie Xing handelt, um eine von Jeremy Rifkin geforderte „Digital Bill of Rights“, oder um Gespräche zwischen verschiedenen Hierarchiestufen eines Unternehmens zur Gestaltung einer besseren Arbeitswelt.
Inhalte stehen im Fokus der Debatte über die Arbeit der Zukunft. Die Wertschätzung der Arbeitszeit und der kreativen Leistung steht für Arbeiter im Vordergrund: Das Arbeitsleben soll mit Sinn erfüllt sein und für die bloße Anwesenheit bezahlt zu werden reicht jungen Talenten nicht mehr aus. Mehrfach wurde erwähnt, dass die „weichen“ Selektionskriterien die rein monetären und hierarchischen Faktoren überlagern: Die Arbeit muss zur aktuellen Lebenssituation passen, nicht die Lebenssituation zur Arbeit.
Internet steht im Fokus der Debatte über die Arbeit der Zukunft. Wobei es eigentlich „Internets“ heißen müsste, denn aus dem einen Netz der Netze sind längst mehrere geworden, die sich nur provisorisch unter dem Namen Internet of Things zusammenfassen lassen. Sharing Economy, Peer-to-Peer-Modelle und die Fülle an Daten, die abrufbar, abgleichbar, analysierbar sind, erlauben heute völlig neue Modelle des vernetzten Denkens und Handelns. Jedoch sind diese an vielen Stellen bislang nur Ideen, die nun mit Leben gefüllt werden müssen.
In diesem Sinne verabschieden wir uns für heute und freuen uns auf einen zweiten spannenden Work in Progress-Tag morgen.
Simone Lackerbauer
Wie bereits angekündigt, berichten wir diese Woche von der Work in Progress in
Hamburg; einer Konferenz, die sich in ihrem vierten Jahr mit dem „Wert von Arbeit“ beschäftigt. Im Rahmen der WIP findet der vom offiziellen Partner Xing via Xing
spielraum initiierte New Work Day am 13.3. statt; der 14.3. trägt den Titel Social Change Day. Ein paar
Gedanken vorab.
Wofür steht eigentlich Work in Progress? Ein „Work in Progress“ bezeichnet etwas, das „in Arbeit“ ist: Ein noch unbeendetes Projekt oder Produkt in unterschiedlichen Phasen seiner Fertigstellung, zu dem noch etwas hinzugefügt wird, bzw. an dem noch entwickelt wird, oder das sich noch weiterentwickelt. „Work in Progress“ ist weitaus klang- und gehaltvoller als das deutsche Pendant „Umlaufbestand“, oder „Ware in Arbeit“. Denn bei „Work“ geht es längst um weitaus mehr als nur Objekte oder Abläufe. Gemeint ist auch die Arbeitswelt an sich, das Workdesign, das sich laufend verändert und verändern muss, um mit den vielfältigen Lebenswelten der kreativen Wissensarbeiter Schritt halten zu können. Doch auch innerhalb unseres Verständnisses von „Ware in Arbeit“ gibt es offene Fragen zum „Wert“ der Arbeit, mit denen wir uns für eine bessere Zukunft der Arbeit beschäftigen sollten.
Warum sollten wir uns darüber Gedanken machen? „Wir“ – damit sind wir alle gemeint, die gesamte Gesellschaft. Denn jeder vom einzelnen Arbeiter bis hin zum Vorstandsvorsitzenden eines großen Unternehmens kann dazu beitragen, dass die Arbeitswelt der Zukunft besser und gerechter für alle wird. Dafür ist es auch notwendig, den Wert der geleisteten Arbeit zu wertschätzen: und diese Art der Anerkennung geht weit über die materiell-messbaren Faktoren hinaus. Am 12.3., dem Vorabend der WIP, gibt es dafür eine Diskursrevue (hier das Teaser-Video auf Vimeo) zum Thema: „Werte schaffen – ein Abend über Wertschöpfung, Wertschätzung und Verwertung künstlerischer Arbeit.“ Vorgestellt werden dort auch zwei Initiativen, die uns zum Nachdenken über den „Wert der Arbeit“ anregen:
art but fair: Auf der Webseite der Organisation kann noch bis zum 28.3. abgestimmt werden, welche Organisation die Goldene Stechpalme 2014 verdient hat. Diese geht an „das schlechteste Beispiel des Jahres“ hinsichtlich der Arbeitsbedingungen für Künstler. Denn art but fair setzt sich für die aktive Wert-Schätzung von Kunst ein, basierend auf der These: „Man kann etwas keinen Wert beimessen, wenn man es nicht kennt.“ Der Verein sagt: „Aufgrund meiner Wertschätzung einer Sache aber handle ich. Wertschätzend. Und der Wertbegriff hat zwei Aspekte: einen Aspekt von Respekt und einen monetären. Immer und immer wieder.“ Weiterhin finden sich auf der Seite Texte zum Selbstverständnis von art but fair, sowie Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden: Für eine gerechte Wertschätzung der Kunst.
Zur Sache geht es dann beim Kunstexperiment Schwarzmarkt, das nicht nur jederzeit online, sondern während der WIP auch live erlebt werden kann. Die drei Initiatoren Maximilian Hoch, Florian Dohmann und Manuel Urbanke riefen das Projekt im Herbst 2014 ins Leben. Unter dem Motto One Hour of Labor for Art portraitieren sie den Wert der Arbeit. Oder vielmehr: Sie überlassen das Portraitieren den Besuchern der WIP. Mit Malutensilien ausgestattet, können diese eine Stunde lang Schwarz malen und dabei ein Bild komplett in Schwarz anfertigen. Die Kunstwerke werden dann vor Ort ausgestellt und zum Preis des Stundenlohns des jeweiligen Schwarzmalers verkauft: 2,50 Euro für das Bild des Studenten, 250 Euro für das Bild des Managers. Wir werden selbst am Samstag auch eines anfertigen.
Wir freuen uns auf eine spannende Work in Progress und berichten morgen davon, welche Fragen in Hamburg zum Thema „Wert der Arbeit“ aufgeworfen werden, die uns neue Perspektiven für die Arbeit der Zukunft eröffnen.
Simone Lackerbauer
In vergangenen Beiträgen haben wir Ihnen bereits 7 internationale Veranstaltungen zur Arbeit der Zukunft 2015, dann 8 nationale Veranstaltungen zur Arbeit der Zukunft 2015 und zuletzt einen Mix aus 9 internationalen und nationalen Veranstaltungen zur Arbeit der Zukunft 2015 vorgestellt. Nach so vielen Deeplinks und Veranstaltungsvorstellungen ist es an der Zeit, dass wir selbst auch eine davon besuchen - und davon ausführlich berichten. Unsere Wahl fiel auf die Work in Progress vom 12.-14.03. und den im Rahmen davon stattfindenden XING New Work Day am Freitag, den 13. März – unser Glückstag.
Auf Twitter werden wir via @ifaz14 und auf Facebook über unsere Page des Instituts für Arbeitsdesign und Zukunftstechnologien e.V. von der Veranstaltung berichten. Besonders freuen wir uns darauf, das Social Media-Team von XING (@XING_de) zu treffen. Alle News erhalten Sie auf Twitter auch unter den Hashtags #Newworkday, #wiphh und natürlich direkt über den Veranstalter @WIPhamburg.
Online ist die Work in Progress hier zu finden: work-in-progress-hamburg.de
Die offizielle Einladung von XING zum New Work Day können Sie
auf der Seite des XING spielraum aufrufen: spielraum.xing.com
Zur Work in Progress:
Nach drei erfolgreichen Jahren wird auch in diesem Jahr – vom 12. bis 14. März 2015 – drei Tage lang auf Kampnagel über den Wandel der Arbeitswelt diskutiert. „Work in Progress 2015“ beschäftigt sich mit dem WERT VON ARBEIT aus individueller, unternehmerischer und gesellschaftlicher Perspektive und möchte Wertschöpfung, Wertschätzung und Verwertung neu denken.
Zum New Work Day:
Initiiert von XING, in Kooperation mit der Hamburg Kreativ Gesellschaft und der Internationalen Kulturfabrik Kampnagel widmet sich der New Work Day als Tag der neuen Arbeit dem Paradigmenwechsel der Arbeitswelt: Was bedeuten die Veränderungen für Arbeitnehmer? Wie können Unternehmen auf die neuen Entwicklungen reagieren? Welche Konzepte und Ideen funktionieren für welche Branchen?
In der Internationalen Kulturfabrik Kampnagel in Hamburg treffen Arbeitnehmer auf Arbeitgeber, diskutieren Experten aus Wissenschaft und Politik mit Vertretern aus Wirtschaft und Praxis. Die Diskussion auf Augenhöhe sowie das gemeinsame Erarbeiten von Antworten machen den besonderen Reiz des New Work Days aus. In zahlreichen Vorträgen, Diskussionsrunden und Best-Practice-Workshops ist jeder angehalten, den Fragen der neuen Arbeitswelt auf den Grund zu gehen und aktiv am Austausch teilzunehmen. Denn: Die Arbeitswelt soll besser werden. Wie diese aussieht, liegt in der Verantwortung eines jeden Einzelnen – vom Selbstständigen oder Angestellten über den Personalvorstand bis hin zum Politiker.
Buchautor, Blogger und Internet-Vordenker Sascha Lobo ist einer der Keynote-Speaker des “New Work Day“, der am 13. März 2015 in Hamburg stattfindet. Die hochkarätige Veranstaltung mit Vorträgen, Diskussionsrunden und Best-Practice-Workshops zum Thema Neue Arbeitswelt bietet namhafte Gastredner aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft: Neben Sascha Lobo sind u.a. US-Ökonom und Bestseller-Autor Jeremy Rifkin, der Erste Bürgermeister der Stadt Hamburg, Olaf Scholz, der Ex-Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger sowie der Dokumentarfilmer und ehemalige Investmentbanker Rainer Voss zu Gast. Karten sind ab sofort unter newworkday.xing.com erhältlich.
Die Höhepunkte des New Work Day-Programms gibt es hier als übersichtliches *.jpg
Wir freuen uns auf spannende Vorträge, Möglichkeiten zum Netzwerken und die Hamburger Gastfreundlichkeit!
Stefan Birk
In einem lesenswerten Blogbeitrag beschäftigen sich die beiden populären Autoren Anja Förster und Peter Kreuz mit einem mehr als überraschenden Thema: der Verletzlichkeit. Ein gewagter Beitrag in einer Zeit, in der Stärke und Kontrolle von der Weltpolitik (Ukraine!) bis zur Lebensführung des einzelnen Menschen (Quantified-Self-Bewegung!) eine fröhliche Renaissance zu erleben scheinen.
Förster und Kreuz haben im Aquarium von Monterrey/Cal. einen Hummer beobachtet, der nur wachsen kann, wenn er den alten Panzer ablegt und damit eine Weile völlig schutzlos und verletzlich ist. Die Autoren übertragen diese schöne Metapher dann auf die menschliche Entwicklung.
Wie kann man sich das aber innerhalb des - um im Bild zu bleiben - „Haifischbecken“ Unternehmen vorstellen? Auch da sollen wir uns ja permanent weiterentwickeln. Ist es nicht gefährlich sich zu häuten und eine Weile verletzlich zu sein? Wird man dann nicht genüsslich vom Wettwerber gefressen und um die Früchte seiner Weiterentwicklung gebracht? Berechtigte Fragen, die insbesondere Führungskräfte heute damit beantworten, dass sie sehr viel Aufwand betreiben, um eben gerade nicht als unperfekt und angreifbar zu gelten. Fehler werden vertuscht, Training nicht wahrgenommen (man weiß ja alles!) und Schwächen nicht zugegeben.
Diese Beobachtung veranlasst Robert Kegan von der Harvard Graduate School of Education und seine Mitarbeiter in einem Artikel der Harvard Business Review zu folgender Frage: „What if a company was set up in such a way that instead of hiding their weaknesses, employees used them as opportunities for both personal and business growth?“ Mit anderen Worten, die Organisation fördert die Verletzlichkeit zu beiderseitigem Nutzen. Zumindest eines würde daraus folgen: die Zeit, die man für diesen zweiten („cover the ass“-) Job braucht, könnte für die eigentlichen Aufgaben verwendet werden.
Das Resultat in zwei Fallstudien war aber deutlich weitreichender. Sie fanden, dass es möglich ist, „ ... to meld business growth with personal growth in every employee´s day to day work.“ Auf diese Weise scheinen die Unternehmen eine neue Art von Wettbewerbsvorteil entdeckt zu haben. Die bewusste und transparente Verbesserung der einzelnen Mitarbeiter führte direkt zu besseren Ergebnissen für die Unternehmen. Grund genug für die Forscher in der Initiative „Way to Grow“ die Idee der „Deliberately Developmental Organisation (DDO)“ weiter zu verfolgen.
Eine Grundbedingung für dieses Modell ist natürlich die Sicherheit und Fairness, die die Firma und deren Mitarbeiter bereit sind zu geben, damit sich der Einzelne auf die „Phase ohne Panzer“ einlassen kann. Womit wir wieder bei der Frage von oben sind: Ohne die richtige Arbeits- und Organisationskultur sind Entwicklungsprozesse von Mitarbeitern nicht zu haben.
Stefan Birk
Gerne lassen wir die gute Gewohnheit wöchentlicher Lese-Empfehlungen wiederaufleben. Heute zwei Artikel zum Thema "Wearables" in der Arbeitswelt. Ein Thema, das noch ganz am Anfang steht und trotzdem schon eine durchaus kontroverse Debatte auslöst. Hier zwei eher
optimistische Stimmen.
Wearables in the Workplace and Their Impact on How We
Work
In this episode of the podcast Jacob Morgan speaks with Paul Daugherty (CTO) and Brent Blum (Wearable Technology Practice Lead) at Accenture. Paul and Brent share their perspectives on current uses of wearables in the workplace and share some great examples.
This
Startup Thinks Your Workplace Needs Wearable Walkie-Talkies
Robbins, OnBeep’s founder and CEO, sees the device being used by business teams—event planners, construction workers, or restaurant staff. The question is whether people really want such wearables. Others have argued that the
workplace is the most natural fit for wearable tech.
Simone Lackerbauer
Zuerst sieben, dann acht, in diesem Beitrag sogar neun Konferenzen, Tagungen, Events, Panels, Diskussionen zur Arbeit der Zukunft. 2015 steht ganz im Zeichen des Hungers nach Input, Analysen, Empfehlungen, Prozessen zur Mitgestaltung eines innovativen Workdesign. Unternehmen, Forschungsinstitute, Experten und Gruppen aller Art betrachten das Konzept „Arbeit der Zukunft“ aus verschiedenen Perspektiven und liefern Anregungen, um eigene Strategien zu überdenken und um Learnings aus Best Practice-Beispielen zu ziehen. Ganz im Zeichen unserer denglischen Einleitung, handelt es sich bei den vorgestellten Terminen diesmal um einen Mix aus nationalen und internationalen Ereignissen.
Zukunftsforum 2015: Working Smarter – Menschen. Räume. Technologien
Ziel
Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO beschäftigt sich mit aktuellen Fragestellungen rund um den arbeitenden Menschen. Im Rahmen des Zukunftsforums 2015 wird es drei parallele Sessions zu drei Perspektiven auf die Arbeit der Zukunft geben:
1) Menschen: Neue Führungsmodelle, veränderte Kompetenzen, flexibles Arbeiten
2) Räume: Kreative Arbeitswelten, smarte Räume, Arbeitswelt 4.0
3) Technologien: Digitalisierung, Internet der Dinge, Industrie 4.0, Smartisierung
Referenten bieten Einblick in Best-Practice-Beispiele einer zukunftsorientierten Arbeitswelt und -gestaltung. Darüber hinaus werden neueste Entwicklungen und kreative Arbeitswelten gezeigt. Die Veranstaltung richtet sich an alle, die die Zukunft der Arbeit aktiv mitgestalten möchten.
Wann?
29.-30.1.2015
Wo?
Liederhalle Stuttgart
Berliner Platz 1-3
70174 Stuttgart
Zweimal Enterprise 2.0 SUMMIT 2015: Designing the Digital Business Transformation
Ziel:
Hinter diesem Summit steckt die Münchner Kongress Media GmbH, die 2015 mehrere Events zur Arbeit der Zukunft organisiert (s.u.). Das Enterprise 2.0 SUMMIT 2015 ist eine europäische Konferenz-Initiative, die in Paris und London die Entstehung neuer Formen der Kollaboration und des Arbeitsmanagements erforscht. Das Summit bezeichnet sich als einzigartige Austauschmöglichkeit für Enterprise 2.0-, Social Business-Experten und Praktizierende. Neben einer Konferenz mit Keynotes, Best Practice-Gesprächen und Experten-Roundtables werden ebenfalls Trainings und Kurse für E20/Social Business-Projektmanager angeboten. Der Flyer mit dem Programm zur Pariser Konferenz kann direkt hier heruntergeladen werden. In London findet der Event vom 21.-22.10.2015 statt, nähere Informationen sind noch nicht bekannt.
Wann?
3.-5.2.2015
21.-22.10.2015
Wo?
Paris (Februar)
London (Oktober)
Konferenz: Das demokratische Unternehmen – Aufbruch in eine neue Humanisierung der Arbeitswelt?
Ziel:
Zum ersten Mal richtet die TUM dieses Jahr diese Konferenz aus. Zugrunde liegt die Überzeugung, dass die Demokratie-Diskussion eine der wichtigen, aber auch am heißesten debattierten Entwicklungen der kommenden Zeit werden wird. Sie berührt eine Reihe aktueller und zentraler Themen wie Unternehmensdesigns der Zukunft, Nachhaltigkeit der Unternehmensführung sowie Innovationsdynamik. Ein hochaktuelles Programm mit der Bundesministerin für Arbeit und Soziales, international führenden Wissenschaftlern, Unternehmern und Entscheidungsträgern sowie hochrangigen Medienvertretern wurde zusammengestellt. Ziel der Konferenz ist zudem ein intensiver Erfahrungsaustausch. Dabei wird sowohl über den aktuellen Stand der internationalen Forschung, als auch über die Perspektiven der Politik und Lösungsansätze und Erfahrungen der Unternehmen diskutiert.
Wann?
12.2.2015
Wo?
Technische Universität München
Arcisstraße 21
80333 München
CeBIT: Social Business Arena 2015
Ziel:
Die CeBIT steht an sich schon im Zeichen der zukunftsweisenden Trends – Schwerpunkt diesmal: „d!conomy – die vierte industrielle Revolution, die radikale Innovationen und disruptive Geschäftsmodelle hervorbringen wird“. In zahlreichen Panels, Talks in den Hallen und auf der Rahmenkonferenz des Veranstalters selbst werden digitale Trends heiß diskutiert, die sowohl das Privat- als auch das Arbeitsleben nachhaltig verändern könnten. So lädt auch die Kongress Media (s.o.) zu einer Social Business Arena @ CeBIT ein. Auf der hochwertigen Zwei-Tages-Konferenz diskutieren ausgewählte Experten und Praktiker über die aktuellen Trends und Entwicklungen zu technologischen und organisatorischen Veränderungsprozessen rund um den Einsatz von sozialen Technologien im Unternehmen.
Wann?
16.-20.3.2015 (CeBIT)
16.-18.3.2015 (Social Business Arena)
Wo?
Social Business Arena: Halle 5 der CeBIT
Deutsche Messe
Messegelände
30521 Hannover
Bundesministerium für Bildung und Forschung: BMBF-Fachtagung „Arbeit in der digitalisierten Welt”
Ziel:
Ziel der zweitägigen Tagung ist es, mit einem breiten Publikum aus Wirtschaft, Forschung und Verbänden die Chancen aus den zunehmenden technischen Möglichkeiten der Vernetzung und elektronisch unterstützten Kommunikation und einer hieraus resultierenden Digitalisierung der Arbeitswelt mit ihren zahlreichen Facetten für Wirtschaft und Gesellschaft zu diskutieren und vielfältige Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Über Plenarvorträge wird zu zentralen gesellschaftspolitischen und wirtschaftlich relevanten Themen zur Digitalisierung informiert. In einzelnen Sessions sind vertiefende Diskussionen und die Vorstellung von Einzelergebnissen geplant. Eine Podiumsdiskussion am zweiten Tag der Veranstaltung wird ausgewählte Themen aus verschiedenen Perspektiven beleuchten und Blicke in eine mögliche Zukunft wagen.
Begleitet wird die Tagung von einem "Markt der Möglichkeiten". Verschiedene Themeninseln laden die Teilnehmenden ein, sich genauer zu informieren. Hier werden ihnen Ergebnisse und Produkte aus Vorhaben und Institutionen präsentiert. Ziel ist es, den intensiven Austausch zwischen Projekten und Teilnehmenden der Tagung zu fördern. Aktuelle Entwicklungen und Problemstellungen sollen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutiert, ihre Fragen von Experten beantwortet, ihre Meinungen und Erfahrungen eingebracht, Kontakt- und Projektanbahnung ermöglicht werden.
Wann?
28.-29.5.2015
Wo?
bcc Berlin
Alexanderstraße 11
10178 Berlin
4th Conference of the Regulating for Decent Work Network
Ziel:
Strategien für eine bessere Zukunft in der Arbeit entwickeln und implementieren: Das ökonomische Modell aus Zeiten vor der Krise hat versagt. Arbeitslosigkeit, vor allem Jugendarbeitslosigkeit, ist bedenklich hoch, unsichere Arbeit nimmt überhand, eine wachsende Anzahl Arbeiter ist arm trotz Arbeit und eine wachsendes Bewusstsein für Ungerechtigkeit überschattet weltweit die politische Debatte. Die vierte RDW-Konferenz wird die wesentlichen Dimensionen der Zukunft der Arbeit untersuchen. Dabei werden Beiträge zu den folgenden vier Themen entgegengenommen: (I) Schutz der Arbeiter: Lohn, Arbeitszeiten, Verhältnis zur Arbeit; (II) Einkommenssicherheit angesichts steigender Ungerechtigkeit – Lohn, sozialer Schutz, Wohlbefinden; (III) Arbeitsmarktregulierung und –entwicklung – Politik der Reformen und deren Ergebnisse; und (IV) Gefährdete Arbeiter adressieren: Besorgnisse äußern, handeln, die Rolle gemeinschaftlicher Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen.
Wann?
8.-10.7.2015
Wo?
International Labour Office
Geneva, Switzerland
8-10 July 2015
IOM SUMMIT 2015
Ziel:
Die Kongress Media GmbH (s.o.) organisiert auch dieses Jahr das deutsche Pendant zum Enterprise 2.0 SUMMIT. Der IOM SUMMIT ist ein Fachkongress und jährlicher Branchentreff zum Intranet-, Kollaborations- und Wissensmanagement. Im Mittelpunkt der Fach- und Praxisvorträge stehen die Entwicklungen im Themenfeld neuer digitaler Arbeitsorganisationen. Dabei werden sowohl die Visionen als auch die Projekterfahrungen bei der Verbesserung und Flexibilisierung von innerbetrieblichen Informations- und Wissensprozessen wie auch der Etablierung von neuen Formen der Zusammenarbeit diskutiert. Der Erfahrungsaustausch zwischen Projektverantwortlichen und Experten steht im Vordergrund. Hauptmerkmal der Konferenz ist die hohe Anzahl von Projekt- und Erfahrungsberichten von Verantwortlichen aus den Unternehmen. Genaueres zum Programm ist aktuell noch nicht bekannt, via Call-for-Participation können Projektberichte und Fachvorträge eingereicht werden.
Wann?
29.-30.9. und 1.10.2015
Wo?
KOMED, Köln
Stefan Birk
In dieser Woche zwei interessante Artikel zur Automatisierung von Arbeit - einer eher grundsätzlich und einer beispielhaft:
Automation, jobs, and the future of
work
A group of economists, tech entrepreneurs, and academics discuss whether technological advances will automate tasks more quickly than the United States can create jobs. Most of them seem to be
positive about the future.
10 jobs robots already do better than you
Zehn Beispiele für Jobs, die Maschinen schon heute besser können und es den Menschen ermöglichen, sinnvollere Aufgaben zu übernehmen.
Simone Lackerbauer
Die Messlatte muss höher gelegt werden, Kampagnen müssen messbar sein, man muss sich mit der Konkurrenz messen, der ROI ist heute Maß aller Dinge und Erfolg im Beruf ist ein Maßstab für den
eigenen Status in der Gesellschaft. Bei all diesen Messungen schwingt auch stets der Drang nach Erkenntnis mit: Um in der Arbeitswelt der Zukunft bestehen zu können, müssen wir wissen, wie die
Prozesse um uns herum funktionieren und wie wir sie nachhaltig verbessern können. Deshalb ist die Frage nach der „Vermessung des Selbst“ auch eine nach der „Optimierung des Selbst“ – sowohl im
Persönlichen, als auch im Arbeitsleben – und deshalb für die Arbeit der Zukunft in höchstem Maße relevant.
In Daniel Kehlmanns „Die Vermessung der Welt“ ist zwar unser Planet Gegenstand des unersättlichen Strebens des Alexander von Humboldt, die Erde zu kartographieren, zu katalogisieren und bestehendes Material zu optimieren. Doch die Bemühungen, die Erfassung von Raum und Zeit zu verbessern, lassen sich auch auf die Arbeitswelt, schlussendlich sogar auf die persönliche Lebenswelt übertragen: Durch die industrielle Revolution des 18. und 19. Jahrhunderts wurde die Effizienz in der Warenproduktion maßgeblich gesteigert, unter dem Namen Fordismus etablierte sich im 20. Jahrhundert die standardisierte Massenproduktion und spätestens seit dem Anbruch des 21. Jahrhunderts befinden wir uns in einer Arbeitswelt, deren Abläufe von Computersystemen mit reguliert werden. Stichworte wie Prozessoptimierung oder Multi-Channel-Strategien bedeuten, dass immer noch weiter verbessert werden kann: Weniger Zeit soll für mehr Leistung aufgewandt werden, mit weniger Aufwand sollen Gewinn versprechende Konzepte auf mehr verschiedenen Wegen vertrieben werden, weniger Ressourcen sollen mehr produzieren. So optimieren Meeting-Teilnehmer beispielsweise ihre Zeit, indem sie aus der Konferenz heraus E-Mails beantworten, Pendler nutzen den Heimweg als Arbeitszeit, Abteilungen recyclen Konzepte anstatt neu zu denken.
Während in Unternehmen die Verantwortung für diesen Drang nach Verbesserung auf vielen Schultern getragen wird, so steht der Einzelne doch damit im Angesicht der steigenden Anforderungen durch die Arbeitswelt allein da. Die oft beschworene Work-Life-Balance ist an sich auch nur ein Konzept der Optimierung des eigenen Lebens: Karriere, Familie, Freunde, Freizeit unter einen Hut bringen und dabei einen lückenlosen, trotzdem nicht zu glatten Lebenslauf schmieden. Betrachtet man allein das Stichwort Karriere, so zeigt sich: Es ist längst nicht mehr ausreichend, als Angestellter innerhalb der Firma „on the job“ zu wachsen. Denn vorausgesetzt wird, dass Mitarbeiter sich aktiv um Weiterbildung bemühen – auch und vor allem außerhalb des Angebots durch den Arbeitgeber. Lebenslanges Lernen ist kein inhaltsleerer Slogan, der auf Freizeitkurse hinweist, sondern heute vielmehr eine Verpflichtung für den kreativen Arbeiter, Fähigkeiten zu erwerben und auszubauen, Zertifizierungen zu erringen und sein persönliches Repertoire stets um neue Aspekte zu erweitern. Das Wissensportfolio ist zum Aushängeschild geworden, lebenslang lernen heißt: ein Leben lang immer besser werden.
Es kommt hinzu, dass die moderne Arbeitswelt selten erlaubt, an einem Thema konzentriert zu arbeiten: Das Multitasking ist eher Regel als Ausnahme und gibt den Takt des beschleunigten Arbeitsalltags an.
Einen Schritt weiter stellt man fest, dass auch die Freizeit in vielen Fällen heute effizient getaktet ist. Bemessen wird sie durch die gezielte Auswahl interessanter Hobbys, beurteilt durch die
Reaktionen der Freunde aus sozialen Netzwerken, die Aktivitäten und Fotos positiv kommentieren und so die Wahl des Einzelnen legitimieren. Location Check-Ins skizzieren die Weltkarte der
vermessenen Freiheit – heute weitaus komfortabler als zu Humboldts Zeiten – und das Suchwort Lifehacking ergibt bei Google rund 1.76 Millionen Ergebnisse für Tricks, um die persönliche
Produktivität zu steigern und Probleme des Alltags zu lösen.
Zusätzlich greifen technische Geräte und Software-Applikationen in die Vermessung der Freizeit ein, aktuell beispielsweise unter dem Stichwort Connected Health: Dabei werden Waage, Smartphone, Smartwatch, Schrittzähler und Apps zu Messgeräten von sportlicher Ertüchtigung und Ernährung, die Ergebnisse analysieren und, basierend auf vorgegebenen Richtwerten, danach fast imperative Vorgaben zur Optimierung des BMI, des Ess- und Schlafverhaltens machen. Die eingebauten Belohnungssysteme „gamifizieren“ den Prozess und stimulieren den inneren Leistungsdrang: immer weiter laufen, immer gesünder essen um das nächste Level im Spiel um einen gesunden Lebensstil zu erreichen.
Sogar noch intrusiver sind Technologien, die nicht nur am, sondern sogar im Körper getragen werden. Zwar sind bionische Prothesen bislang rein im medizinischen Kontext verwendete Instrumente, um beispielsweise amputierte Gliedmaßen zu ersetzen. Doch die Grenze zur Science Fiction, zu Cyborgs und Mensch-Maschinen verschwimmt an manchen Stellen bereits, wenn magnetische Chips zur Erweiterung des Tastsinns unter der Haut verpflanzt werden, oder künstliche Exoskelette als Rüstungen dienen, um den Bewegungsapparat zu unterstützen: Die Optimierung des Selbst macht also längst nicht mehr vor dem eigenen Körper Halt.
Tritt man zuletzt aus der egozentrierten Perspektive wieder heraus, gibt es auch Anzeichen dafür, dass die Wahl von Freunden und Lebenspartner heute ebenfalls durch externe Faktoren der Optimierung beeinflusst wird. Online-Dating-Portale ähneln den Bewerberportalen von Firmen: In beiden Fällen vergleicht der Kandidat die Angebote und wählt für ihn passende Profile für die Kontaktnahme und Bewerbung um Aufmerksamkeit aus. Zugleich überträgt sich auch die Sprunghaftigkeit moderner Lebensläufe auf dieses Feld: Langjährige Betriebszugehörigkeit und feste Partnerschaften scheinen rückläufig, da doch so viele Firmen oder Menschen existieren, die besser zu einem passen könnten. Lockere, vielfach über virtuelle Kanäle Bekanntschaften ersetzen oftmals den realen Freundeskreis, bedingt durch den digitalen Nomadismus und die fragmentierten Lebensläufe jener, die sich für wechselnde Stellen und Wohnorte entscheiden, um den eigenen Werdegang mit den in der heutigen Zeit notwendigen Zutaten zu würzen.
So wird anhand dieser Beispiele aus verschiedenen Aspekten des Arbeits- und Privatlebens deutlich, dass der Drang – vielleicht sogar Zwang – zum stetigen Besserwerden vor keinem Bereich Halt macht. Vorausgesetzt, der Einzelne lässt sich auf dieses Spiel ein, bei dem die Karotte vermutlich ein Leben lang knapp außerhalb der eigenen Reichweite vor der Nase hängt. Denn egal wie viel man bereits erreicht oder geleistet hat: Es gibt immer noch etwas, das zu tun oder zu lernen sinnvoll wäre, um das Selbst noch weiter zu optimieren.
Stefan Birk
Wie 1989 das Arbeitsleben von 2014 gedacht wurde
Das ist mal eine sehr clevere Idee von den smartworkers! Sie schauen mal etwas weiter in die Vergangenheit und frägt sich: Was hat man im Jahre 1989 über die Arbeit der Zukunft gedacht? Wie man sehen kann, konnte man die wesentlichen Brüche in der Entwicklung nicht vorhersehen. Aber einige Entwicklungen liessen sich schon damals ganz gut abschätzen. Übrigens, wenn man von heute 25 Jahre weitergeht ist man schon im Jahr 2040!
Simone Lackerbauer
Im Jahr 2015 finden neben den internationalen Konferenzen auch in Deutschland wieder einige Veranstaltungen statt, die sich mit der Arbeit der Zukunft beschäftigen. Einige dieser Konferenzen greifen das Thema zum wiederholten Male auf und vertiefen die Erkenntnisse der vorangegangenen Konferenzen.
Noch nicht endgültig fest stehen Termine oder Inhalte der Kongresse der IOM (29.9. - 1.10. 2015) und des Fraunhofer IAO KAI (im Frühsommer). Wir werden rechtzeitig darauf hinweisen. Die nachfolgende Übersicht erhebt wie immer keinen Anspruch auf Vollständigkeit und erstreckt sich auf den deutschsprachigen Raum – doch mit den genannten Terminen lässt sich der Kalender bereits gut füllen.
New Work Award (Xing)
Ziel
Besser leben. Anders arbeiten. Tradierte Arbeitskonzepte und -organisationen funktionieren immer weniger. Neue sind noch nicht etabliert. XING will das ändern. Gemeinsam mit dem Magazin FOCUS und dem Human Resources Manager werden zum zweiten Mal nach innovativen, zukunftsweisenden Ansätzen, wie Arbeit geregelt werden kann, gesucht. Die Konzepte der Teilnehmer werden von Vordenkern der Arbeitswelt begutachtet und in den Medien vorgestellt. Beiträgen, die bei der finalen Abstimmung durch die Besucher der New Work Website unter die ersten Drei kommen, wird auf einer exklusiven Gala am 26. Januar 2015 in Berlin der New Work Award 2014 verliehen.
Wann?
26.1.2015
Wo?
Berliner Museum für Kommunikation, Berlin
HR Alliance – Konferenz: Das demokratische Unternehmen – Aufbruch in eine neue Humanisierung der Arbeitswelt?
Ziel
Die Konferenz „Das demokratische Unternehmen – Aufbruch in eine neue Humanisierung der Arbeitswelt?“ thematisiert die zentralen Trends und Herausforderungen einer Demokratisierung der Unternehmenswelt und skizziert neuartige Perspektiven und unkonventionelle Konzepte für das Unternehmen der Zukunft. Hochrangige Rednerinnen und Redner aus Politik und Wissenschaft inspirieren die Teilnehmer und ermöglichen es, die Perspektiven hochkarätiger Expertinnen und Experten aus Unternehmen und Gewerkschaften kennenzulernen.
Wann?
12.02.2015
Wo?
TU München
DGFP // congress 2015 – Digitale Transformation von Unternehmen
Ziel
Die digitale Transformation wird nicht nur die Anforderungen an das Management, die Führungskräfte und Mitarbeiter radikal verändern, sondern auch ein agiles, digitalisiertes HRM fordern. Der DGFP // congress 2015 beleuchtet die verschiedenen Aspekte der digitalen Transformation. Im Mittelpunkt stehen zahlreiche Business- und HR-relevanten Themen, die wir mit renommieren Experten diskutieren werden – kontrovers und in spannenden Formaten: // Was treibt die Digitalisierung an? Welche Spielregeln folgt die Digitalisierung? // Wie werden sich Geschäftsmodelle und Wertschöpfungskette verändern? // Wie sehen digitale Unternehmen aus?
// Wie wird die digitale Arbeitswelt aussehen? // Welche Rolle sollte HR im digitalen Transformationsprozess spielen?
Wann?
23.-24.2.2015
Wo?
ewerk Berlin
61. Frühjahrskongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V. – VerANTWORTung für die Arbeit der Zukunft
Ziel
Der Kongress der GfA wird unter dem Motto „VERANTWORTUNG FÜR DIE ARBEIT DER ZUKUNFT“ stehen. Es gilt dabei, die Herausforderungen für die Arbeit der Zukunft zu verstehen. Kaum einer der viel zitierten Megatrends, wie Demografie, Globalisierung, Digitalisierung, Gesundheit oder Work-Life-Balance, bleibt folgenlos für die Arbeitswelt. Die Tatsache, dass sich der Untersuchungsgegenstand – die menschliche Arbeit – ändert, bedingt aber auch, dass die Methodenentwicklung vorangetrieben werden muss. Dies gilt sowohl für wissenschaftliche Arbeitsanalysen und Bewertungsinstrumente als auch für praktische Ansätze aus dem Industrial Engineering. Dabei ist auch zu beobachten, dass Simulationsverfahren immer weiter an Bedeutung zunehmen. Neben einem besseren Verständnis und geeigneten Methoden sind schließlich auch innovative Gestaltungskonzepte vonnöten.
Wann?
25.2.-27.2.2015
Wo?
KIT ifab – Karlsruher Institut für Technologie, Institut für Arbeitswissenschaft und Betriebsorganisation
Work in Progress – Kongress zur Zukunft der Arbeit
Ziel
„Work in Progress 2015“ beschäftigt sich mit dem „Wert von Arbeit“ aus individueller, unternehmerischer und gesellschaftlicher Perspektive und möchte Wertschöpfung, Wertschätzung und Verwertung neu denken. Die Konferenz will die gesellschaftlichen Debatten über die Entwicklung und den Stellenwert von Arbeit in unserer Gesellschaft abbilden. Der Kongress soll den Besucherinnen und Besuchern die Veränderungen unserer Arbeitswelt verstehbar machen und sie ermächtigen unter sich wandelnden Rahmenbedingungen zu navigieren und ihr Arbeitsleben im Einklang mit ihren Vorstellungen zu gestallten.
Wann?
13.3.-14.3.2015
Wo?
Kampnagel, Hamburg
A+A Kongress 2015 – Die moderne Arbeitswelt human gestalten
Ziel
Der alle zwei Jahre in Düsseldorf stattfindende A+A-Kongress (Arbeitsschutz + Arbeitsmedizin), als das große Forum für Arbeitsschutz, betriebliche Gesundheitsförderung und Ergonomie, bietet dafür einen hervorragenden Rahmen. Auf dem A+A-Kongress 2015 werden neueste Erkenntnisse aus der Forschung genauso wie Praxiserfahrungen der Akteure aus Betrieben und Verwaltungen eingebracht und im Rahmen von Vortragsveranstaltungen, Diskussionsforen, zielgruppenspezifischen Angeboten und vielem mehr präsentiert. Das große Programm mit 60 Veranstaltungsreihen ist ein gemeinsames Werk von betrieblichen Akteuren, Sozialpartnern, Wissenschaft, Verbänden und Institutionen.
Wann?
27.-30.10.2015
Wo?
Messe Düsseldorf
arbeitderzukunft, zukunftderarbeit, Kongresse
Simone Lackerbauer
Konnten Sie dieses Jahr eine der 9 spannenden Veranstaltungen zur Arbeit der Zukunft 2014 besuchen? Oder waren Sie am 22. und 23. Oktober 2014
zufällig in Paris und haben dort das Symposium zur Vergangenheit und Zukunft der Arbeit an der EHESS besucht? Nein? Keine Sorge, denn 2015 können Sie auch im internationalen Raum weitere interessante Konferenzen buchen.
Die nachfolgende Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, doch mit den 7 genannten Terminen lässt sich der Kalender für 2015 bereits gut füllen. Der weiterhin steigende Bedarf an Austausch, sowohl im professionellen als auch im akademischen Raum, lässt folgende Rückschlüsse zu:
(1) Obwohl grundlegende Trends für die Arbeit der Zukunft scheinbar feststehen, herrscht Unsicherheit über deren Validität. Deshalb werden sie auf Veranstaltungen aus verschiedenen Perspektiven
eingehender beleuchtet.
(2) Erkenntnisse aus der Vergangenheit der Arbeit lassen sich in vielen Fällen nicht verwenden, um Prognosen für die Zukunft aufzustellen: Die rasanten Veränderungen im Workdesign an der Schwelle vom 20. zum 21. Jahrhundert finden selten Vorläufer aus den Zeiten der 1. und
2. Industriellen Revolution.
(3) Digitale Technologien sind zentraler Gegenstand auf vielen Veranstaltungen; nicht zuletzt, weil durch die Thematisierung des Internet Medienaufmerksamkeit generiert wird. Die Fragen zur
Arbeit der Zukunft drehen sich dann oftmals darum, wie diese mit dem Internet als Stützpfeiler in der Konstruktion der Arbeitswelt aussieht.
Im Jahr 2015 können Sie auf den folgenden Veranstaltungen mehr über die Arbeit der Zukunft erfahren:
The Future of Work Deans Conference
Ziel
Die Deans Conference 2015 wird Teilnehmer dazu inspirieren, sich auf die Herausforderungen der Zukunft des Managements im Bildungswesen zu konzentrieren. Dabei wird vor allem die aktuelle
Realität ins Visier genommen. Denn das höhere Bildungswesen befindet sich in einer einzigartigen Situation, deren Dynamik sich konstant verändert und dazu zwingt, Entscheidungen zu treffen,
welche zukünftige Strategien beeinflussen. Verschiedene Wege des effektiven Managements werden in Betracht gezogen und wie sie der Gesellschaft im Umbruch helfen können. So soll bestimmt werden,
wie das höhere Bildungswegen auf künftige Bedürfnisse der Wirtschaft besser eingehen kann. Der Event richtet sich an Führungspersonal im höheren Bildungswesen.
Wann?
8.-10.2.2015
Wo?
San Diego, CA (USA)
New Zealand Work Research Institute – The Inaugural Future of Work Conference 2015
Ziel
Dies ist die erste Future of Work Conference, die vom New Zealand Work Research Institute ausgerichtet wird. Eine Gelegenheit, um Einsichten von Experten in Arbeitsbedingungen und Praktiken zu
erhalten, die mit den entscheidenden Themen der Zukunft der Arbeit in Zusammenhang stehen. Führungskräfte aus der Forschung werden eine Reihe von Themen untersuchen und es wird „Quick
Fire“-Präsentationen von Akademikern, aufstrebenden Forschern und Instituten geben. Auf der Konferenz werden folgende Themen behandelt: eine alternde Belegschaft managen – digitale Produktivität
steigern – IuK-Verbesserungen in der Arbeit – künftige Trends der Diversität – Mobbing am Arbeitsplatz verhindern und gesunde Arbeitsverhältnisse schaffen – verletzliche Arbeiter, Sicherheit und
geistige Gesundheit – künftig drängende Fragen zum Arbeitsmarkt und zur Anstellung
Wann?
9.2.2015
Wo?
AUT University, city campus (Neuseeland)
The Conference Board of Canada – The Better Workplace Conference 2015
Ziel
Mission der Konferenz ist das Schaffen eines besseren Arbeitsplatzes, indem außergewöhnliche Menschen gefördert werden. Die
zugrunde liegende Vision ist, dass gesunde Organisationen die Regel und nicht mehr die Ausnahme sind. Sie wird erfüllt, indem Möglichkeiten für Führungskräfte geschaffen werden, auf den richtigen
Grundlagen in ihren Organisationen aufzubauen: Mit Informationen, Werkzeugen und Strategien, sowie einem ganzjährigen Forum zum Austausch von Ideen. Als Werte werden Verbindung, Leidenschaft,
Generation und Familie genannt.
Wann?
2015
Wo?
Kanada
Clarizen@Work 2015 User Conference to Showcase the Future of Work for the Enterprise
Ziel
Erste „Enterprise Work Collaboration“-Konferenz, um die Transformation von Unternehmen in kollaborative
Echtzeit-Organisationen zu beleuchten. Der Event wird die Zukunft der Arbeit erforschen, die den modernen kollaborativen Arbeitsplatz mit sich bringt – eine generationsübergreifende
Umgebung, die sich in Echtzeit verändert. Von der ursprünglichen Idee bis hin zur Ausführung überwindet der moderne Arbeitsplatz Barrieren, fördert Kollaboration unter Angestellten und
beschleunigt dadurch Innovation.
Wann?
8.3.-10.3.2015
Wo?
The InterContinental, San Francisco, CA (USA)
TAGE der ZUKUNFT 2015! – Unternehmergeist trifft Zivilengagement
Ziel
Denk- und Handlungsräume für zukunftsfähiges Wirtschaften: Wenn Unternehmergeist auf Zivilengagement trifft, dann kommt Bewegung in die Gesellschaft. Gerade jetzt, da wir von „bad news" überrollt
werden, ist es Zeit, Kräfte zu bündeln und zu zeigen, was „Zukunftsfähigkeit" heißt. Im Mittelpunkt der Tage der Zukunft stehen deshalb das Thema Co-Creation und folgende Fragen: Wie kann der Weg in eine unternehmerische Gesellschaft durch mehr Co-Creation und Kooperation gelingen? Wie werden in Zukunft
Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammenarbeiten müssen, um Regionen zukunftsfähig zu machen? Wie viel Beteiligung ist hier notwendig bzw. überhaupt erwünscht? Welche Vorzeigeprojekte
gibt es bereits, was können wir davon lernen? Wie können Zukunftsprojekte und -prozesse und deren GestalterInnen finanziert werden?
Wann?
17.-19.6.2015
Wo?
Stift Ossiach,
Kärnten (Österreich)
Lift Geneva Conference – Make Innovation Happen
Ziel
Die Lift-Events erforschen die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der technischen Innovationen, sowohl in einer internationalen Event-Serie, als auch in offenen Innovationsprogrammen in
Europa und Asien. Indem Beobachter, Erforscher und Macher der ganzen Welt zusammenkommen, wird Lift zu einem Partner für Organisationen und Menschen, die aktuelle Herausforderungen durch und
kreative Lösungen mit neuen Technologien identifizieren wollen. Lift 2015 beschäftigt sich mit Innovation in den folgenden Sessions: New Time, New Money, New Trust, New Perceptions, New Plans, New Economies, New Science
Wann?
4.-6.2.2015
Wo?
Genf, Centre International de Conférence de Genéve
TED 2015 – Truth & Dare
Ziel
„Truth and Dare. We dare to think this will,
in truth, be the most provocative, invigorating, mind-shifting TED yet.“ TED steht für Technology, Entertainment, Design – drei weitreichende Themengebiete, welche die Welt formen.
TED-Konferenzen zeigen aus diesen Bereichen wichtige Ideen aus allen Disziplinen und erforschen, wie sie mit einander korrespondieren. Mit 50+ Vorträgen innerhalb einer Woche, morgendlichen und
abendlichen Treffen. Videos vergangener Konferenzen können auf TED.com kostenlos angesehen werden. Unter dem
Motto „Truth and Dare“ stellt TED 2015 allgemein gültige Thesen infrage und wagt einen Blick in die Zukunft der globalen Herausforderungen in allen Lebensbereichen.
Wann?
16.-20.3.2015
Wo?
Vancouver, Kanada
arbeitderzukunft, Arbeitsdesign, workdesign, Arbeitswissenschaft, Kongress, Konferenz, Tagung
Stefan Birk
Beschäftigen Sie sich mit der „Arbeit der Zukunft“? Dann dürften Ihnen die folgenden Kontroversen wohlbekannt sein:
Wo und wann soll Arbeit stattfinden? Ist es besser im Büro zu arbeiten oder doch eher „Home Office“? Sind feste Arbeitszeiten die Garantie für „gute Arbeit“ oder sollte man auf Vertrauenszeiten setzen? Welche Ausstattung braucht ein Büro heute – technisch, ästhetisch, organisatorisch?
Wie vereinbart man Karriere und Familie? Was wird von den Betroffenen gewünscht, um beide Welten miteinander zu vereinbaren? Mehr Geld, um Haushaltsführung und Kindererziehung zu professionalisieren oder doch besser flexiblere Zeitvereinbarungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
Wie geht man mit verschiedenen Generationen im Unternehmen um? Da stellt sich zunächst natürlich die Frage: Gibt es das Problem überhaupt? Mit anderen Worten, gibt es Unterschiede zwischen den Generationen oder ist beispielsweise die Generation Y eine Erfindung von Beratern?
Oder vielleicht ein wenig theoretischer: Was ist gute Arbeit? Vielleicht die wichtigste Frage in diesem Zusammenhang. Also: Ist eine langfristige Festanstellung die Basis für gute Arbeit oder sind es doch eher die spannenden Projekte, die zählen? Wird die Sicherheit der Selbstverwirklichung durch Arbeit vorgezogen oder umgekehrt?
In wenigen Feldern ist die „gefühlte“ Widersprüchlichkeit grösser als im Zusammenhang mit dem Thema „Arbeit der Zukunft“. Diese Widersprüche sind verwirrend für den Praktiker, aber natürlich gut fürs Geschäft von Autoren, Beratern und Zukunftsforschern. Man kann dicke Analysen erarbeiten und unendlich viele Szenarien anbieten. In den allermeisten Fällen fokussiert man allerdings auf eine bestimmte Frage. Es existieren kaum Versuche, ein integriertes Konzept zu entwickeln, das diese Fragen insgesamt in den Blick nimmt.
Es verwundert darum kaum, dass auch in der Unternehmenspraxis oft nur Einzelmaßnahmen umgesetzt werden. Dabei setzt man gerne auf besonders plakative, sichtbare Maßnahmen wie z.B. die Gestaltung der Büros. In vielen Fällen wird offenkundig alles getan, um den Arbeitsplatz wie ein Wellness-Hotel aussehen zu lassen. In wenigen Fällen sind diese Maßnahmen Teil eines durchdachten Gesamtkonzepts, das die sichtbaren Änderungen der physischen Arbeitswelt mit Weiterentwicklungen in Organisation und Unternehmenskultur verbinden. Die Erarbeitung einer solchen Gesamtsicht hat sich das Institut zur Aufgabe gemacht.
Arbeitszeit, Arbeitsort, Arbeitsorganisation, Arbeitskultur, Arbeitsdesign, workdesign
Dennis Wolfram
Eine der ersten Aufgaben beim Aufbau des „Instituts für Arbeitsdesign und Zukunftstechnologien“ ist es eine gemeinsame Plattform für Zusammenarbeit zu schaffen. Die Idee war, mit Hilfe einer modernen Kollaborations-Software die Arbeit in einem offenen, räumlich verteilten Team zu vereinfachen. Beteiligung sollte Spass machen und nicht von „oben“ angeordnet werden. Aufgaben und Ideen sollten aus dem Team entstehen und gemeinsam abgearbeitet werden. Weniger E-Mail-Verkehr, bessere Projektübersicht und verbesserte projektbezogene Kommunikation und intuitive Bedienung waren weitere Anforderungen an das System.
Als junger Student dachte ich mir: „Nichts leichter als das!“. Im Netz kenne ich mich schließlich aus. Nach kurzer Zeit stieß ich bereits auf eine Reihe von Kollaborations-Plattformen, darunter: Redbooth, Asana und Trello. Basecamp und Jira war dem Institut schon vor dieser Recherche bekannt und wurden dem folgenden Vergleich hinzugezogen. Doch wie soll man solche Seiten nun vergleichen? Gibt es denn schon ausführliche Erfahrungsberichte und Funktionsvergleiche?
Erfahrungsberichte gibt es, unzählige. Aber einen für das Institut verwertbaren, systematischen Vergleich der Funktionen gab es bisher noch nicht. Die Aufgabe lautete also: Jede Plattform und deren Applikation für mobile Endgeräte auf sämtliche Funktionen und Einzelheiten testen. Das Ergebnis unserer Arbeit kann man unten nachlesen. Wir hoffen, das dies auch dem einen oder anderen unserer Leser weiterhilft. Übrigens: Wir haben uns für Trello entschieden.
Arbeitstechnologie, Arbeitsorganisation, Arbeitsproduktivität, Arbeitsort, DigitalWorkspace
Stefan Birk
Es tut sich was zum Thema Arbeit der Zukunft! Sichtbar wird der gesteigerte Gesprächsbedarf insbesondere auf Kongressen. Einige dieser Veranstaltungen, die in den letzten 2-3 Jahren zum Thema realisiert wurden, sind bereits etabliert und es haben Folgeveranstaltungen stattgefunden.
Aber auch einige etablierte Kongresse zum Beispiel in den Arbeitswissenschaften oder auch der IT haben das Thema „Arbeit der Zukunft“ zum Leitthema gemacht. Dasselbe gilt für Personalmessen oder Kongresse zum HR-Management. Unten nicht aufgeführt, aber keinesfalls zu vergessen, sind Veranstaltungen, die eigentlich anderen Zielen verpflichtet sind. Ein Beispiel ist hier der Frauen-Networking-Event „DLDWomen 2014“. Speziell in diesem Jahr ging es oft um die Frage, wie die Arbeitswelt – und der typische Arbeitstag – in Zukunft aussehen wird.
Ziemlich sicher sind in der Liste bei weitem nicht alle interessanten Events enthalten. Für Hinweise sind wir wie immer sehr dankbar. Hier also unser zeitlich sortierter Überblick und eine kurze Beschreibung der Ziele (direkte Zitate des jeweiligen Veranstalters).
Ziel
Ziel der Veranstaltung war es, einen Beitrag zur Debatte über die demokratische, soziale, gerechte und nachhaltige Gestaltung einer zukunftsfähigen Wirtschafts- und Arbeitswelt zu leisten und die
häufig akademisch geführte Debatte zu verbreitern. Es wurden die Ergebnisse und Thesen des Arbeitskreises „Arbeit und Leben“ des Fortschrittsforums, das von 2011 bis 2012 die Arbeit der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ begleitet hatte, diskutiert.
Wann?
6.2. 2014
Wo?
Zeppelin Universität, Friedrichshafen
Ziel
WORK IN PROGRESS will die gesellschaftlichen Debatten über die Entwicklung und den Stellenwert von Arbeit in unserer Gesellschaft abbilden. Der Kongress soll den Besucherinnen und Besuchern die Veränderungen unserer Arbeitswelt verstehbar machen und sie ermächtigen unter sich wandelnden Rahmenbedingungen zu navigieren und ihr Arbeitsleben im Einklang mit ihren Vorstellungen zu gestalten.
Wann?
13.3. – 14.3. 2014
Wo?
Hamburg
Ziel
Über 380 BesucherInnen kamen zu einem der bisher größten Kongresse der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft (GFA) in München. Unter dem Titel „Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft” präsentierte sich die Hochschule München vor einem nationalen, teils auch internationalen Publikum aus ExpertInnen der Arbeitswissenschaft. In vielen Workshops, Foren und Vorträgen wurden unterschiedlichste Gesichtspunkte zu Themen wie Demografie, Mobilität und Vernetzung, Work-Life-balance, Globale Arbeitswelt usw. erörtert.
Wann?
12.3. – 14.3. 2014
Wo?
Technische Universität München und Hochschule München
Ziel
Digital Bauhaus 2014 invites professional experts on collaboration of any kind – format designers, creative consultants, organizational coaches, scholars and architects – to share their lessons learned and to explore old and new modes and models of working together. Digital Bauhaus is a new annual conference format for the creative economy. Set in Weimar, home of the original Bauhaus, it focuses on a specific topic each year and features hands-on workshops, keynote talks, panels and ample time and space for exchange and dialogue among the participants.
Wann?
29. – 30.6. 2014
Wo?
Weimar
Ziel
Aktuelle Projektberichte & Fachbeiträge zum Einsatz von Social Collaboration & Digital Workplace sowie zur Etablierung von neuen Arbeitsorganisationen. Den Schwerpunkt für die diesjährige Veranstaltung haben wir rund um "den Wandel durch die digitale Arbeitsplatz-Organisation" festgelegt. Dabei wollen wir die die Herausforderungen und Erfolgsfaktoren entlang der Verzahnung von Social Collaboration mit der klassischen Prozessorganisation diskutieren.
Wann?
23. – 25.9. 2014
Wo?
Köln
Ziel
Dank der technischen Möglichkeiten, welche die Digitalisierung bietet, können heute viele Entscheider gemeinsam Projekte gestalten, ohne am gleichen Ort zu sein, und das ohne großen Aufwand. Das Bedürfnis nach Teilhabe und Mitgestaltung der Mitarbeiter und Kunden an der Unternehmensentwicklung wächst – und damit die Notwendigkeit, sich intensiver mit dem Konzept des partizipativen Unternehmens auseinanderzusetzen.
Wann?
26. – 27.9. 2014
Wo?
Berlin
Ziel
Die Zukunft Personal bietet mit dem „FutureLAB HR“ ein neuartiges interaktives Forum: In einem moderierten, softwaregestützten Diskurs wird ein kollektiver Gedankenaustausch der Besucher möglich.
Beispiele für Themen 2014:
- New Work Order – Wege zu einer neuen Arbeitskultur
- Demokratisierung von Unternehmen: Warum wählen Mitarbeiter nicht ihre Chefs?
- INQA vernetzt: Mit kollektiver Kraft die Zukunft von Arbeit gestalten
Wann?
14. - 16.10. 2014
Wo?
Köln
Ziel
An zwei Kongresstagen dreht sich alles um aktuelle Lösungen und die Zukunft von Wissensmanagement, Social Media und Collaboration. Anhand von Praxisbeispielen zeigen unsere Referenten, mit welchen Strategien und Methoden Prozesse in Unternehmen und Organisationen effektiver gestaltet werden können.
Wann?
15.10. – 16.10. 2014
Wo?
Hanau
Ziel
EnjoyWorkCamps sind dynamische, sich selbst organisierende Unkonferenzen für innovative Lebensformen und Arbeitswelten mit Zukunft.
Vordenker, Querdenker und Nachdenker aus allen Bereichen der Gesellschaft – kleinen und mittelständischen Unternehmen, Verbänden und Initiativen, Wissenschaft und Forschung, Künstler, Kreative, Freischaffende – diskutieren Fragen und Lösungen rund um soziale, ökonomische und ökologische Aspekte zukunftsweisender Geschäftsmodelle und Lebensentwürfe. Ziel der Veranstaltungen ist es, gemeinsam aus der Praxis für die Praxis Lösungen zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen in Deutschland zu entwickeln und in gemeinsamen Projekten umzusetzen.
Wann?
14. - 15.11. 2014
Wo?
Literaturhaus Stuttgart
arbeitderzukunft, Arbeitsdesign, workdesign, Arbeitswissenschaft, Kongresse
Stefan Birk
Was meinen wir mit "Work Design" und welche Dimensionen sind zu berücksichtigen? Ein wenig "Definitionsarbeit" muß machmal sein:
Fünf Dimensionen des Modells
Physi(kali)sche Arbeitswelt: Gemeint sind hier Arbeitsplatz und Arbeitsort sowie die Arbeitszeit. Also die Dimensionen, anhand derer man die Arbeitsbedingungen in der Regel zuerst beschreibt.
Arbeitsprozesse und Arbeitstechnologien: Fast ebenso sichtbar wie die erstgenannten ist diese Dimension, da sie in heutiger Zeit viel mit Hard- und Softwareausstattung zu tun hat. Wobei anzumerken ist, dass zur Zeit nur Arbeitsprozesse hoch-standardisierter Wissensarbeit software-technisch abbildbar sind (z.B. in SAP-Prozessen). Die Arbeitsprozesse kreativer Arbeit sind sehr viel schwieriger zu gestalten und noch viel schwieriger in Systemen zu atomatisierenen.
Arbeitsinhalte: Dies ist natürlich die zentrale Dimension für alle, die kreative Wissensarbeit verrichten. Aber auch in der kreativsten Arbeitsumgebung existieren Routineaufgaben
und weniger herausfordernde Aufgaben der allgemeinen Verwaltung.
Arbeitsorganisation: Diese Dimension bedeutet auf der einen Seite die Einbindung des jeweiligen Arbeiters in Hierarchie und Managementstrukturen. Es werden aber auch Fragen des Managements also der Führung von Mitarbeitern adressiert.
Arbeitskultur: Hier handelt es sich um die Tiefenstruktur, in der die Arbeit innerhalb jeder Organisation verankert ist. Ein entscheidender Bestandteil ist die Arbeitsethik, die oftmals von den Meinungsführern der Organisation vorgelebt wird.
Der Begriff "Workdesign"
„Workdesign“ ist heute nichts weiter als ein Begriffsvorschlag. Bezeichnet wird damit die bewusste, systematische Gestaltung der Arbeitswelt in Organisationen entlang dieser fünf Dimensionen. Grundsätzlich ist „Workdesign“ natürlich für alle Arten von Arbeit relevant. So werden in produzierenden Unternehmen Erkenntnisse der Arbeitswissenschaften zur Arbeitsgestaltung und Arbeitsorganisation regelmäßig in die Praxis umgesetzt.
Kreative Wissensarbeiter stehen im Fokus
Der Fokus unserer Initiative liegt allerdings nicht auf Fabrikarbeit oder weitgehend standardisierbarer Dienstleistungsarbeit, sondern wir interessieren uns für die kreativen Wissensarbeiter in Unternehmen und Organisationen. Diese „kreative Klasse“ ist in vielen Fällen natürlich dort zu finden, wo Produkte und Dienstleistungen konkret erbracht werden. Auf der anderen Seite sind viele Mitarbeiter nicht in die Produktion von Gütern und Dienstleistungen direkt eingebunden, haben aber einen großen Anteil an der kreativen Leistung des Unternehmens. Unmittelbar einleuchtend ist das im Falle von Entwicklungsbereichen. Aber auch in Vertrieb, Marketing und Verwaltung werden kreative Leistungen erbracht, die den Unterschied im Wettbewerb ausmachen können. Wenn wir also von „Workdesign“ sprechen, wollen wir insbesondere die Gestaltung der Arbeitswelt der kreativen Wissensarbeiter adressieren. Die konzeptionelle Gesamtsicht des Modells oben ist ein erster Vorschlag, die heute sehr breite und zersplitterte Diskussion zu fokussieren und zu systematisieren.
Arbeitsdesign, workdesign, ifazModell
Stefan Birk
Warum sprechen wir von "Work Design" und warum ist das heute wichtig? Einige kurze Gedanken, was sich seit den Neunzigerjahren in unserer Arbeitswelt grundsätzlich geändert hat und warum uns das
zum Thema "Work Design" führt.
Kleiner Mitarbeiter bei großem Konzern
Als ich 1991 meine erste Stelle als Referent in der Konzernleitung der Fried. Krupp AG in Essen angetreten habe, waren manche Dinge besonders wichtig für mich: die Aufgabe, die Kollegen, der neue
Chef. Über all diese Dinge wurde ausführlich im Bewerbungsgespräch gesprochen. Damals nicht der Rede wert war wie man untergebracht war, welche Arbeitszeiten man hatte und welche (technische)
Ausstattung vorhanden ist. Natürlich zählte das für den Einzelnen schon damals, allerdings wäre wohl niemand mit Karriereanspruch auf die Idee gekommen, das zum Gegenstand einer Diskussion zu
machen. Das Büro war eben so wie es ist und die Arbeitszeiten im Büro festgelegt. Im Zweifel hatte man ohnehin mindestens 50 Stunden pro Woche anwesend zu sein. Die Frage nach individuellen
Lösungen hinsichtlich des Arbeitsorts oder besonderer Ausstattung wäre auf größtes Unverständnis gestossen. Noch grösseres Kopfschütteln hätte die Frage nach der Arbeitsorganisation oder gar der
Arbeitskultur ausgelöst. Mehr als einige Äußerungen zu Kollegialität und offizieller Hierarchie hätte man wohl nicht bekommen.
Die Arbeitswelt wird bunter und komplexer
Das ist heute anders. Es ist in den letzten Jahren eine Diskussion um Arbeitsort, Arbeitsplatz, Arbeitszeit, Arbeitsausstattung, die Art der vertraglichen Bindung und sogar zu Fragen der Arbeitskultur entstanden, die noch vor 20 Jahren völlig undenkbar war. Ob bei großen oder kleinen Unternehmen: immer mehr potentielle Mitarbeiter fordern Antworten, wenn es zu Fragen wie "Home Office", "Teilzeit", "BYOD" (Bring your own device), Freiberuflichkeit usw. geht. Auch wenn heute die meisten Arbeitsplätze noch aussehen wie vor 20 Jahren: die Arbeitswelt ist bunter geworden und genau das spüren Unternehmen heute, wenn sie mit potentiellen Mitarbeitern sprechen.
"Die Gefängnistür steht weit offen."
Man muss es nicht so drastisch ausdrücken wie Catharina Bruns in ihrem Buch "Workisnotajob". Aber eines ist gewiss: die Entwicklung wird sich kaum noch aufhalten lassen. Nicht nur, weil die technischen Hilfsmittel vorhanden sind, sondern insbesondere weil den Arbeitenden immer mehr bewusst wird, dass ihre aktuelle Arbeitswelt nicht "gottgegeben" ist (oder noch schlimmer: das Resultat eines langen Optimierungsprozesses). Sie ist nichts anderes als eine zum Industriezeitalter passende Organisation von administrativer Arbeit. Logisch, dass im Digitalen Zeitalter eine andere Art zu arbeiten nötig wird. (Wer diese Entwicklung zum Beispiel für das Thema "Arbeitsplatz" ausführlich nachlesen möchte, dem sei das Buch von Nikil Saval "Cubed - A Secret History of the Workplace" empfohlen. Saval stellt die Entwicklung des administrativen Arbeitsplatzes in den historischen Zusammenhang.)
Work Design = Aktive Gestaltung der Arbeit im Unternehmen
Nach vielen Jahrzehnten des Stillstands im Industriezeitalter kommt also wieder Bewegung in die Diskussion. Wir sind in einer historischen Umbruchphase, in der sich neue Ideen zu Organisation, Management und Arbeitstechnik verbinden mit den Interessen aller (Wissens-)Arbeiter. Hier kommt etwas in Gang, das einer tektonischen Verschiebung in der Arbeits- und Unternehmenswelt gleicht und weit über die Gestaltung von Büroräumlichkeiten hinausgeht. Die Unternehmen wären gut beraten, die Entwicklung nicht zu unterschätzen und sich systematisch mit den Änderungen der Arbeitswelt auseinanderzusetzen. Dabei muss klar sein: passiv auf die Änderungen zu reagieren wird nicht ausreichen. Die Unternehmen müssen die Arbeit der Zukunft aktiv mitgestalten. Das ist, was wir mit Arbeitsdesign oder neudeutsch "Work Design" meinen: Die aktive Gestaltung der Arbeitswelt im Unternehmen insgesamt und den Design der spezifischen Arbeitsbedingungen für den einzelnen Mitarbeiter.
Arbeitsdesign, workdesign, Arbeitsort, Arbeitszeit, Arbeitsorganisation, Arbeitskultur, ifazModell
Stefan Birk
Viel wird zur Arbeit der Zukunft veröffentlicht in
unseren Tagen. Und unterschiedlich sind die Interessen, die dahinterstecken! Hier einige interessante Studien von Instituten, Firmen und Beratern:
Da sind zum Beispiel die Unternehmensberater, die sich dem Thema annehmen. Für die "Strategen" unter ihnen ist der "War for Talents" eine strategische Herausforderung. Ihre Konzepte zur Arbeit der Zukunft sollen Unternehmen helfen, den Wettbewerb um die besten Mitarbeiter zu gewinnen. Für die eher operativ orientierten sind besonders die Veränderungen der Arbeitswelt interessant, die mit Technologie und Process Reengineering einhergehen. Aber auch Unternehmen, die reale Produkte anbieten, steigen in die Debatte ein. So erarbeiten Netzwerktechnologie-Firmen Konzepte, die die neue (hier: mobile) Arbeit der Zukunft konkreter beschreiben. Auch Softwareanbieter wie Microsoft dürfen nicht fehlen. Ebenfalls ein hohes Interesse an diesem neuen Markt haben Firmen, die Büroraum anbieten oder Büromöbel herstellen. Neben diesen interessengetriebenen Ansätzen haben jedoch auch eine Reihe von einschlägigen Forschungsinstituten Studien vorgelegt. Im Folgenden ein kleiner Überblick über 12 öffentlich zugängliche Studien bzw. Thesenpapiere, die lesenswert sind (Links zu den einzelnen Studien durch klicken der Abbildungen).
Hier nicht aufgeführte kostenpflichtige Studien (z.B. vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation (IAO) oder vom Zukunftsinstitut) sind für ifaz-Mitglieder als Hardcopy einsehbar.
Die Zukunft der Arbeitswelt
Robert Bosch Stiftung 2013, 137 Seiten
Die Robert Bosch Stiftung hat die Kommission »Zukunft der Arbeitswelt« eingesetzt, um sich dem Thema der Veränderung in der Arbeitswelt in einem umfassenden Sinn zu nähern. Dabei beschränkte man die Arbeit nicht auf eine Sicht ausschließlich im Licht der demographischen Veränderungen. Auch andere Trends wie etwa Globalisierung, gesellschaftlicher Wertewandel etc. wurden einbezogen.
Inhalt
Auf dem Weg ins Jahr 2030
Die sechs Dimensionen der Arbeitswelt: zentrale Herausforderungen
- Arbeitsmarkt: Die Fachkräfte von morgen sichern
- Unternehmen: Starre Systeme brechen – agile Systeme überleben
- Sozialpartnerschaft – Kooperation statt Konfrontation
- Bildung: Niemand darf verloren gehen
- Arbeitsrecht: Zwischen neuen Schutzaufgaben und Überfrachtungsgefahr
- Soziale Sicherung: Zwischen Umlageverfahren und Kapitaldeckung
IZA - Reflexionen zur Zukunft der Arbeit
Klaus F. Zimmermann (IZA) 2013, 45 Seiten
Die Erwerbsgesellschaft der Zukunft bietet neben neuen Risiken und neuer Unübersichtlichkeit vor allem vielfältige neue Chancen. In diesem Papier werden 10 Thesen formuliert, die die wesentlichen Entwicklungen der Zukunft umreißen.
Inhalt
These 1: Vom Mangel an Arbeitsplätzen zum Mangel an Arbeitskräften
These 2: Das Wachstum der Zukunft ist weiblich
These 3: Die Belegschaften werden älter - und arbeiten länger
These 4: Deutschland ist auf Zuwanderer angewiesen
These 5: Mobilität verschärft den Wettbewerb zwischen den Regionen
These 6: Wie wir morgen arbeiten: neue Formen der Beschäftigung
These 7: Was wir morgen arbeiten: neue Märkte, neue Jobs
These 8: Mehr selbständige Tätigkeiten - neue Chancen für den Mittelstand
These 9: Gute Arbeit, guter Lohn: neue Strategien sind gefragt
These 10: Innovative Beschäftigungspolitik: Bildung ist alles
Arbeitswelt 2030
Friedrich-Ebert-Stiftung 2008, 28 Seiten
Auf der Basis der Megatrends Demografischer Wandel, Organisatorische Revolution und Individualisierung/Flexibilisierung entwerfen die Autoren des Managerkreis-Thesenpapiers „Arbeitswelt 2030“ strategische Problemlösungen, die jetzt aufgegriffen, fortentwickelt und umgesetzt werden müssen. Einige Eckpunkte dafür stehen fest: Lebenslanges Lernen, Geburtenzuwachs, Gleichstellung, längere Lebensarbeitszeit, bedarfsgerechte Zuwanderung.
Inhalt
Kapitel 1 Der Arbeitsmarkt – ein Sorgenkind
Kapitel 2 Die Megatrends der Arbeitswelt
Kapitel 3 Der Arbeitsmarkt der Zukunft
Kapitel 4 Wachstum, Flexibilität, Qualifizierung – eine Agenda 2030 für die Arbeitswelt
Quo Vadis Deutschland? Zukunft der Arbeit - Arbeit der Zukunft
Jutta Rump 2009, 29 Seiten
Die Arbeitswelt befindet sich im Umbruch – ein häufig gelesener und gehörter Satz. Die Gesellschaft, der Einzelne und die Arbeitgeber, die nachhaltig und zukunftsfähig agieren wollen, benötigen jedoch sehr genaue und dezidierte Informationen darüber, welche Entwicklungen mit welchen Konsequenzen verbunden sind. Die Veröffentlichung ist ein Versuch, sich dem Thema auf einer Zahlen, Daten, Fakten-Basis zu nähern.
Inhalt
1. Trends in der Arbeitswelt (demografischer Wandel, technologische Entwicklungen, Globalisierung, Wissensgesellschaft, Frauen auf dem Vormarsch, gesellschaftlicher Wertewandel)
2. Die Konsequenzen der Megatrends
3. Die Anforderungen an den Einzelnen
4. Die Anforderungen an Arbeitgeber: das Gütesiegel
5. Die Bedeutung von Bildung (am Beispiel Schule)
Glückfaktor Arbeit
Michael Neumann / Jörg Schmidt (für: Roman Herzog Institut) 2013, 27 Seiten
Wie hängt die Lebenszufriedenheit mit der Arbeitszufriedenheit zusammen? Kann man durch Steigerung der Arbeitszufriedenheit die Lebenszufriedenheit positiv beeinflussen? Welche Faktoren sind wichtig, damit wir mit unserer Arbeit zufrieden sind? Diesen und weiteren Zusammenhängen geht die Studie nach. Die Autoren belegen empirisch, dass Arbeit an sich und ganz grundsätzlich Arbeithaben einen sehr starken, positiven Einfluss auf die Lebenszufriedenheit ausüben. Ausserdem wird untersucht, welchen positiven Einfluss Autonomie am Arbeitsplatz hat.
Inhalt
Wie glücklich sind wir – und welche Rolle spielt der Job?
Glück im Job
Berufswahl
Autonomie und (Mit-)Verantwortung
Arbeitsplatzsicherheit
Qualifikationsgerechte Aufgaben
Aufstiegserwartungen und Aufstiegsmobilität
Help wanted: The future of work in advanced economies
McKinsey 2012, 28 Seiten
Dieses Diskussionspapier wurde verfasst (und auf dem World Economic Forum 2012 diskutiert), um die langfristigen Probleme herauszuarbeiten, die die Jobs und die Beschäftigung von morgen beeinflussen. Die Trends, die hier beschrieben werden, verändern die Arbeit, die in Zukunft verrichtet wird, und bestimmen, welche Jobs geschaffen werden.
Inhalt
1. Technology is changing the nature of work
2. Growing mismatches between worker skills and jobs
3. Geographic mismatches between jobs and workers
4. Growing pools of untapped talent
5. Disparity in income growth
6. Business and public sector responses
From Looking Digital to Being Digital: The Impact of Technology on the Future of Work
Accenture 2014, 40 Seiten
Vor dem Hintergrund des von Accenture propagierten "Digital Enterprise" entwickeln die Autoren Thesen hinsichtlich der Arbeitspraktiken der Zukunft. Diese führen zu einer völlig neuen Beantwortung z.B. der Fragen nach Entscheidungskompetenzen (Weg von der Spitze, hin zu den Operativen vor Ort), Arbeitsstrukturierung (weniger Planung, mehr Experiment), Arbeitsplätzen (mobil, remote statt fester Arbeitsplatz) und den Anforderungen an die Arbeitenden selbst (e.g. Collaboration, Judgement).
Inhalt
Being Digital: Foreword
Executive Summary
Chapter 1: The Deep Shift
Chapter 2: Emerging Work Practices in the Digital Enterprise
Chapter 3: Choice Points on the Road to Being Digital
Chapter 4: The DNA of a Digital Enterprise
Work: no longer business as usual
Ernst & Young 2013, 16 Seiten
Im Herbst 2012 führte Ernst & Young LLP einen Online Survey mit 600 Angestellten in Chicago durch. Die Umfrage wurde erstellt, um die Einstellungen der Angestellten zur Arbeit und ihre Erwartungen hinsichtlich der Zukunft der Arbeit zu ermitteln. Ebenso wurde untersucht, welche Präferenzen die Angestellten hinsichtlich Techniknutzung, Arbeitsstil, Arbeitsort und Benefits haben.
Inhalt / Ergebnisse
Workspaces will change.
Technology will continue to transform work.
Leaders will manage virtual workforces.
Organizations will explore new benefit packages.
Building employee loyalty will be at the forefront.
Managing tomorrows people - The future of work to 2020
PWC 2008, 32 Seiten
Studie, in der 3 Szenarien zukünftigen Arbeitens dargestellt werden.
Inhalt
2020: where three worlds co-exist
Corporate is king: welcome to the Blue World
Companies care: welcome to the Green World
Small is beautiful: welcome to the Orange World
Are you ready for tomorrow´s world?
A New Way to Work
Unify 2014, 10 Seiten
Das Papier ist das erste einer Serie, in der Unify (ehemals: Siemens) das dort gesammelte Wissen über Team Performance und das Zusammenwirken von Mensch und Technik am Arbeitsplatz zusammenträgt. Ziel ist es unter anderem Regeln für das Management zu definieren, die in die neue Arbeitswelt passen und ein höheres Engagement bei Kunden und Mitarbeitern ermöglichen.
Inhalt
A New Way to Work
Increasing Engagement with Key Stakeholders: Employees, Partners and Customers
The Characteristics of a Highly Engaged Enterprise
Future of Work
Microsoft Austria 2007, 31 Seiten
Arbeitswelten verändern sich schneller denn je – eine Vielzahl von Faktoren trägt zu diesem Wandel bei, darunter zum Beispiel: die zunehmende Internationalität der Wirtschaft; Veränderungen in den demoskopischen Grundlagen; der Einfluss neuer Managementlehren Änderungen in Führungsstrukturen. Für Fragen zur Zukunft der Arbeit initiierte Microsoft eine Interview-Serie mit namhaften österreichischen Unternehmern, Führungskräften, Vordenkern.
Inhalt
Historie der Arbeit
Arbeit morgen
Schwerpunkt: Generationen
Schwerpunkt: Mobilität
Schwerpunkt: Netzwerke
Work - Measuring the benefits of agility at work
Mark Dixon and David Ross (für: Regus) 2011, 24 Seiten
Dieser Report identifiziert die drei Vs, die die Benefits von "agile working" definieren: Virtual, adVantage, Value. Jemehr das Konzept des virtuellen Arbeitsns an Bedeutung gewinnt, desto wichtiger wird die Frage, welcher Business Case für die Änderung der Arbeitswelt im Unternehmen bestehen könnte. Die Studie weist nach, dass sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer eine ganze Reihe von konkreten Vorteilen durch neue Arbeitsmethoden generiert werden können.
Inhalt
V is for Virtual
Collaboration
adVantage: the business Drivers that will change the way your organisation works
Value: Monetising Agility
Case Studies
arbeitderzukunft, Arbeitsdesign, Arbeitswissenschaft, Studien
Marc Nelsen
Kurzer und prägnanter Vortrag (Englisch mit deutschen Untertiteln) von Andrew McAfee von der TED Konferenz im Februar 2013, der einen Überblick zum großen Trend Automatisierung und dessen wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen gibt.
Als ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet versorgt er uns mit neuen Einsichten in die automatisierte Arbeitswelt und was dies für zukünftige Jobs heißt. Der Vortrag eignet sich gut, um sich und anderen die Umwälzungen in der zukünftiger Arbeitswelt auf plakative Weise bewußt zu machen.
arbeitderzukunft, Arbeitstechnologie, Arbeitsdesign, workdesign
Sind No-Code oder Low-Code Technologien die Lösung?
Wer kennt die Situation im Unternehmen
nicht: Es gibt ein drängenes
Problem, man weiß,
dass es nur mit Digitalisierung
geht – und schon ist man
genervt.
Allein der Gedanke an die Genehmigungsprozedur für ein
IT-Projekt, den hohen
Ressourcen
Bedarf, endlose Abstimmungen,
Evaluierungsschritte, Rechtfertigungen und Diskussionen.
Das macht mürbe
....
Was wäre, wenn man mit
einem No-Code Werkzeug die Lösungen selber
umsetzen könnte?
Die Methode „LivingApps No-Code“
Es wurde eine innovative neue Methode und
ein No-Code &
Low-Code
Digitalisierungsbaukasten entwickelt, um es besser zu
machen. Ein Instrumentenkasten für
alle Bedürfnisse rund um die
Kernsoftware herum.
Wir haben uns gedacht: Die Zeit ist reif, dass sich
auch sonst nicht IT-affine Personen mit
dem Thema erfolgreich beschäftigen
können. Nutzerinnen und Nutzer werden
zu
Digitalisierern – aber anders.
Seit etlichen Jahren wird der
Baukasten „LivingApps“ weiter und weiter ausgebaut. Ziel ist
es, ohne programmieren zu können und zu
müssen – No-Code - eben, einfache Helfer für
die
eigenen Aufgaben zu bauen - unbeschränkt viele, mit einem
vorbereiteten Set an
Funktionalitäten.
Es braucht nur ein System, um
Umfragen zu erstellen, Meetings zu organisieren, Dokumente
zu speichern und über Links
für andere verfügbar zu machen. Über einen Katalog können die
digitalen Lösungen getauscht und darüber in einer
Interessensgruppe mit den Erstellern
bzw. Nutzern diskutiert
werden. Wissen wird darüber verbessert und weiterverbreitet. Die
Vernetzungsmöglichkeit mit
Gleichgesinnten führt zu hocheffizienten Anwendungen.
Einzig
limitierender Faktor ist die eigene
Kreativität sowie die der Gruppe.
b2b und b2c, zwei Zielgruppen-gerechte Plattformen, eine Technologie
Die dafür zu verwendende Plattform und der Baukasten sind im Bereich b2c kostenfrei.
Auch der b2b-Bereich der LivingApps wurde mit weitreichenden Funktionalitäten ausgebaut.
Die No-Code/Low-Code/Deep
Code Möglichkeiten bei der Entwicklung
wurden
perfektioniert.
Desgleichen entstehen hier über den „Katalog“ Vernetzungen bei der
Entwicklung hochkomplexer
Anwendungen mit Benutzern aus jeder Kenntnisstufe. Diese
tauschen sich aus, verbessern
bestehende Applikationen und machen sie deutlich besser.
Die Entwicklungszeiten für
individuelle Lösungen beschleunigen sich um ein Vielfaches, da
man auf bereits bestehende
Bausteine aus einer Vielzahl von vorbereiteten Musterlösungen
zurückgreifen kann.
Fachanwender benötigen No-Code, IT-Abteilungen können mit Low-Code unterstützen
Ein großer Nutzen entsteht dadurch, dass die
Vernetzung von Fachanwendern mit IT-
Problemen und deren eigenen
Lösungsfertigkeiten die IT-Abteilungen entlasten.
Die
benötigten Ressourcen verlagern sich durch
No-Code von der IT in die
Fachabteilungen –
genau an den Ort, wo digitale Verbesserungen auch
im kleineren Maßstab bereits deutliche
Effizienzsteigerungen hervorbringen. Die
IT-Bereiche
erhalten eine neue Rolle: Die des
Trainers und Sparringspartners sowie eines
Low-Code
Ping-Pong-Spielers.
Schnell mal einen Kollegen mit Low-Code Programmiererfahrung zur App
eingeladen und
ihm die Wünsche kurz mitgeteilt und schon
erhält der Fachanwender eine mit wenig Code-
Schnippseln angereicherte
App. Der Aufwand bemisst
sich in Minuten bis wenigen
Stunden.
Ein hyperagiles Vorgehen mit dem man
schnellstmöglich gute sofort einsetzbare Ergebnisse
erhält.
Der „psychologische Mehrwert“ von LivingApps
Weil die so gewonnenen
Lösungen im Unternehmen tatsächlich hohen Nutzen stiften,
wächst die Wertschätzung der
Kolleginnen und Kollegen massiv. Dies führt zu
hoher
Zufriedenheit und Spaß an der
Arbeit – wie beim Holzhacken: Der Erfolg ist sofort
sichtbar
und der Nutzen völlig
offensichtlich. Ein nicht zu unterschätzender
Motivationsschub, der bei
der schleppenden Digitalisierung sehr
erwünscht ist. Damit Digitalisierung nicht mehr nervt,
sondern Freude und Spaß
bereitet.
Status der b2b-Version der No-Code Plattform LivingApps
Aktuell befindet sich die
b2c-Version von LivingApps in der Testphase. Es
ist geplant, sie im 1.
Quartal 2023 an den Start zu
bringen. Für jetzt bereits ungeduldig Wartende besteht auch
die Möglichkeit, sich bei der No-Code / Low-Code Plattform
living-apps.de zu registrieren
und einen Testaccount zu
erhalten.
Wir freuen uns auf
möglichst viele neue Nutzerinnen und Nutzer!
Stefan Birk
Welche Fähigkeiten braucht der Wissensarbeiter von morgen? Diese Frage genießt zurzeit einige Aufmerksamkeit. Und das mit gutem Grund: Es zeichnet sich langsam aber sicher ab, dass Digitalisierung und Automatisierung nicht wie bisher auf einfache Tätigkeiten beschränkt bleibt, sondern verstärkt komplexe Wissensarbeit erreicht.
Stefan Birk
Die Digitalisierung bewirkt eine radikale Technisierung der Arbeitswelt. In einem Arbeitspapier wird gezeigt: Wer erfolgreich umsetzen und langfristig profitieren will, muss die Technik vom Menschen aus denken. Das digitale Management der Zukunft hat die Fähigkeit in einer komplexen und beschleunigten Umwelt schnell und zielgerichtet Entscheidungen zu fällen, Vertrauen im Team aufzubauen und die Loyalität der Mitarbeiter langfristig zu sichern.
Claus Ehrhardt, Cornelius Hoffmann
Digitalisierung - kaum ein Begriff wird heute im Zusammenhang mit der Fortentwicklung von Unternehmen und Märkten öfter in den Mund genommen. Da sollte man glauben, dass inzwischen wirklich alle verstanden haben, was man darunter zu verstehen hat. "Weit gefehlt!", sagt der Unternehmensberater Claus Ehrhardt. "Kein anderer Begriff wird unterschiedlicher verstanden als Digitalisierung - besonders bei kleinen und mittelständischen Unternehmen." Im folgenden Text versuchen die Autoren daher für genau dieses Klientel den Begriff noch einmal genau zu fassen und auf die Wichtigkeit dieser Entwicklung hinzuweisen.
Claus Ehrhardt
Die Digitalisierung hat durch Corona gerade einen mächtigen Schub bekommen. Es fehlen laut BITKOM bereits über 80.000 IT-Entwickler, Softwarearchitekten und Data Scientists allein im Jahr 2020. Logische Konsequenz: Nicht alle Projekte der Digitalisierung können auf herkömmliche Weise realisiert werden. Wird die Digitalisierung hierzulande also zukünftig weiter so langsam und träge umgesetzt werden? Droht jetzt neben dem Umsetzungsstau aufgrund mangelnder strategischer Digitalkompetenz auch noch ein veritables Ressourcenproblem?
Stefan Birk
MENSCHpunktNULL - was für ein eigenartiger Titel für ein Buch zur Digitalisierung! Aber eben auch ein zutreffender. Wird doch in dieser Überschrift deutlich, wofür die Autorinnen und Autoren stehen: Der Mensch gehört in den Mittelpunkt der Debatte um Digitalisierung. Wir müssen endlich die im wahrsten Sinne des Wortes "selbstvergessenen" Technikschwärmereien (oder alternativ auch Horrorszenarien) der Digitalisierung hinter uns lassen.
Anders ausgedrückt: Zur technischen Innovation muss die soziale Innovation treten, um die Potentiale der Digitalisierung wirklich zum Wohle des Menschen zu nutzen. Erste Ansätze dazu werden im vorliegenden Buch der Herausgeber Andreas Schiel und Andreas Seidel vorgelegt.
Das Buch kann man auf dieser Seite kostenlos downloaden: MENSCHpunktNULL
Olaf Günther
Olaf Günther weiß aus eigener Erfahrung als langjährige Führungskraft und Unternehmensberater, dass Selbstorganisation nur mit Spielregeln und einem funktionierendem Arbeitsfluss gelingen kann. Der Autor des Buchs „Klang des Erfolgs“ liefert mit Flow Work das Rezept für eine effektive und effiziente Arbeit. Denn der passionierte Musiker ist überzeugt: Ähnlich wie in einer Band muss auch in einem Team der Flow stimmen, um langfristig erfolgreich zu sein. In unserem Gastbeitrag beschreibt er sein Konzept.
Stefan Birk
Digitalisierung – diesem Trend müssen sich heute alle Unternehmen stellen. Die technischen Mittel sind vorhanden und in vielen Fällen bereits realisiert. Um den digitalen Wandel erfolgreich zu gestalten, reichen jedoch technische Innovationen allein nicht aus. Ebenso wichtig ist es, den tiefgreifenden Wandel für Organisation und Mitarbeiter zu meistern. Zentral ist auch die strategische Frage, wo im Unternehmen digitale Arbeitsprozesse effektiv und sinnvoll einsetzbar sind. Diesen Fragen widmet sich die Veranstaltung der Ideenschmiede 4.0 am 11. September in Rostock.
Maja Könninger, Zenkit
Volatile Märkte und eine wachsende Komplexität der Prozesse, Strukturen und Kundenbedürfnisse stellen klassische Projektmanagement-Ansätze auf die Probe. Viele Unternehmen vertrauen daher auf agile Managementmethoden. Doch was versteckt sich dahinter und wie können Unternehmen diese Praktiken dazu nutzen, ihr Projektmanagement effektiver zu gestalten?
Maja Könninger ist seit Abschluss ihres Internationales Marketing Management Studiums an der Karlshochschule International University für das Karlsruher Start-up Zenkit mit seinem gleichnamigen Projektmanagement-Produkt im Bereich SEO und Onlinemarketing tätig.
Jannik Lindner
Interviewfragen: Stefan Birk
Jannik Lindner ist Mitgründer des Verbraucherportals kaufberater.io und betreibt eine eigene Online Marketing Agentur. Er beschäftigt sich seit einigen Jahren mit dem Thema Digital Work und arbeitet selbst fast ausschließlich mit dezentralen, ortsunabhängigen Teams zusammen.
Stefan Birk
Was macht Mecklenburg-Vorpommern für Kreativschaffende und „High Potentials“ attraktiv? In Befragungen kommen regelmäßig dieselben Antworten: Lebensqualität, Natur und landschaftliche Schönheit, ein weiter Horizont und: „Raum zur Entfaltung“. Welche Räume sind damit gemeint? Wie muss ein Raum beschaffen sein, um die kreative Fantasie zu beflügeln und die Region voranzubringen? Höchste Zeit, die Raumpotenziale systematisch zu erkunden und kreativ zu erschließen. Kommunen beklagen den „Leerstand“? Nun, vielleicht fehlt nur das richtige Nutzungskonzept?
Diese und weitere Fragen stellt sich eine Initiative, die in Vorbereitung der Konferenz „Raumwohlstand_MV_2018“ untersucht, welche innovativen Möglichkeiten für die Raumnutzung in Mecklenburg-Vorpommern möglich sind. Ein Kandidat ist sicherlich das in vielen großen Städten schon vielfach erprobte und immer erfolgreicher umgesetzte „Coworking“.
Alexander Eser
„Unser Kollege in Argentinien hat dazu doch letztens noch ein Dokument in unserem Workspace hochgeladen und unser Konzeptionist aus China hat in der gestrigen Videokonferenz einige Verbesserungen angemerkt.“
Immer häufiger hört man heutzutage Sätze wie diese, denn Projekte werden schon lange nicht mehr nur am großen runden Tisch im achtstöckigen Hochhaus im Unternehmerviertel bearbeitet. Große Aufgaben löst man heute in online vernetzten Gruppen - das sogenannte Virtuelle Arbeiten revolutioniert die Arbeitswelt und öffnet Türen, hinter denen sich Effizienz und Kreativität verbergen.
Unser Gastkommentator Alexander Eser hat damit einige Erfahrungen gemacht. Er ist Mitgründer des Medien-StartUps Kaufberater.io, ein Online Magazin für digitale Kaufberatung.
Stefan Birk
Am 14.11. 2017 haben sich in der Universität Rostock merkwürdige Szenen abgespielt. Erfahrene Personalverantwortliche knien auf dem Boden und spielen Lego. Andere basteln eine Collage aus Zahnbürsten, Federn und Papierschnipseln zusammen. Es wird gelacht und diskutiert. Kurz: es herrscht eine lockere, ja ausgelassene Stimmung, die so gar nichts mit unserem Bild ernsthafter Arbeit zu hat. Und dennoch: Hier wird sehr kreativ gearbeitet und interessante Ideen werden wie am Fließband produziert.
Andreas Schiel, arbeit:morgen
Jan Vitera, Universität Greifswald
Stefan Birk
Es werden Daten ohne Ende gesammelt und jede Ecke des Unternehmens mittels Informationssystemen ausgeleuchtet. Nie war es für das Management so einfach, alles in Echtzeit über das laufende Geschäft zu erfahren. Und nie war es so einfach, mit jedem in der Organisation direkt zu kommunizieren. Aber bedeutet dies, dass nur noch Kontrolle zählt? Heisst das wirklich, dass Unternehmensführung zu einer "Rechenaufgabe" wird? In einem Arbeitspapier haben wir daran so unsere Zweifel ...
Veronika Schubring
Teresa Trabert
(Interview : Stefan Birk)
Welche Fähigkeiten und Eigenschaften muss der Wissensarbeiter der Zukunft haben? Diese Frage haben wir inzwischen einer ganzen Reihe von unterschiedlichsten Experten und Unternehmenspraktikern gestellt. Im folgenden Interview haben wir zwei Frauen befragt, die sich in vielfältigen innovativen Projekten u.a. der Kreativwirtschaft in MV verdient gemacht haben.
Patrick Vestner
Im Oktober 2015 hat das ifaz verschiedene Online-Lösungen - sogenannte „Collaboration Tools“ – untersucht (zum Bericht), welche die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Teammitgliedern an unterschiedlichen Standorten vereinfacht. Zum damaligen Zeitpunkt wurde in der eingehenden Analyse der verschiedenen Tools insbesondere auf optimale Projektübersicht, intuitive Nutzung und einfache Kommunikation fokussiert. Diese Untersuchung wurde nun erweitert und aktualisiert.
Patrick Vestner
Viele Manager fokussieren auf technische Lösungen, um Virtuelle Teams im Unternehmen zu etablieren. Dabei wird jedoch schnell vergessen, dass die Qualität virtueller Teams ganz wesentlich von den klassischen interpersonellen und organisatorischen Fähigkeiten des Managements abhängt. Wie man virtuelle Teams richtig angeht, berichtet unser Schweizer Gastautor Patrick Vestner, langjähriger Sales und Marketing Manager in einem internationalen Gesundheitsunternehmen. Zur Zeit ist Patrick Vestner im Bereich Change Management tätig.
Chris Batke
Interviewfragen: Stefan Birk
Chris Batke will die Zukunft der Arbeit schon heute leben. Aus diesem Grund hat er seine Karriere in der hierarchischen Welt der Großunternehmen aufgegeben und sich entschieden selbst kleine Praxisforschungslabore zu gründen, wie beispielsweise die „Expedition Sinn“ (www.expedition-sinn.de). Dort versammeln sich Gleichgesinnte, um Prinzipien aus der Zukunft der Arbeit im Selbstversuch zu testen. Wir haben Chris Batke gefragt, was denn seiner Ansicht nach die Fähigkeiten der Zukunft sind.
Stefan Birk
Viel hört und liest man über innovative Büros für die Arbeit der Zukunft. Wenn man aber genauer hinschaut, sind das oft herkömmliche Konzepte, die lediglich durch sehr aussergewöhnliche Möbel auffallen. Aber was bei der Messe Orgatec (25. - 29.10. 2016 in Köln) in Sonderausstellungen gezeigt wird, ist wahrlich innovativ. Nicht immer kann man gleich erkennen, welchen Nutzen das für die Kreativität und Effektivität der Mitarbeiter haben könnte. Aber hier sind dann natürlich Leute gefragt, die die Arbeitswirklichkeit und die Bedarfe des "kreativen Wissensarbeiters" gut kennen. Man darf gespannt sein, was sich da noch in Zukunft tut. Hier einige anregende Beispiele.
Stefan Birk
Wenn man über Work-Life-Balance spricht, hat man den Eindruck, es sei schon alles gesagt. Das Thema hat es in die Boulevardpresse geschafft, alle glauben daran und damit ist also eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Ich scheine der Einzige zu sein, der noch verwirrt zurückbleibt. Warum? Lesen Sie selbst.
Stefan Birk
(Interview durch Silke Güttler, berufundfamilie Service)
Da wir in der Praxis immer wieder Unternehmen begegnen, die den Einstieg in die neue Arbeitswelt durch Massnahmen zur Familienfreundlichkeit beginnen, veröffentlichen wir ein Interview zum Thema Familienfreundlichkeit in Unternehmen in Auszügen.
Stefan Birk
Nach Ihrem langen Arbeitstag haben Sie immer noch nicht genug davon, sich mit Arbeit zu beschäftigen? Dann haben wir was für Sie: 7 Filmtipps für Enthusiasten der Arbeit. Bei unseren Empfehlungen handelt es sich natürlich nicht nur um Dokumentationen. Wir finden, manche Absurditäten der modernen Arbeitswelt werden verpackt in einer Geschichte noch viel wirkungsvoller demaskiert.
Stefan Birk
„Wir bringen Leben in die Arbeitswelt!“ – das ist das Motto des gemeinnützigen Vereins Gleis 7 e.V. in Rostock. Und das meinen die Mitglieder des Vereins auch tatsächlich ernst. Wer mit den Mitgliedern von Gleis 7 e.V. spricht, trifft hoch motivierte Menschen, die Spaß bei ihrer Arbeit haben und ausreichend Zeit und Kraft für ein erfülltes Leben drum herum.
Brigitte Frauenknecht
Interviewfragen: Marc Nelsen
Vor ein paar Tagen hatte das ifaz die Chance, mit Personalleiterin Brigitte Frauenknecht von der Firma Pfleiderer Holzwerkstoffe zu sprechen. Frau Frauenknecht bekleidet seit über zehn Jahren Führungspositionen im Personalbereich des mittelständischen Unternehmens aus Neumarkt i.d. Oberpfalz. Pfleiderer ist ein reiner Holzwerkstoffhersteller, der sich durch die Herstellung aus nachwachsenden Rohstoffen und Holz aus zertifizierter Waldbewirtschaftung besonders der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlt. Zu Nachhaltigkeit gehört bei Pfleiderer auch die Arbeit der Zukunft, mit der sich Frau Frauenknecht seit einigen Jahren aktiv beschäftigt und bereits wichtige Aspekte in der Personalentwicklung umgesetzt hat.
Ing. Mag. (FH) Guntram Meusburger
Geschäftsführer, Meusburger Georg GmbH & Co KG
Immer mehr Unternehmen lernen selbstständige, begeisterungsfähige Mitarbeiter zu schätzen, die ihr Wissen und ihre Expertise einbringen wollen. Eine Entwicklung die ich mit Wohlwollen beobachte, denn bei Meusburger haben wir bereits vor über 20 Jahren den Wert um das Wissen und die Expertise unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkannt, und nutzen diese wichtige Ressource seitdem intensiv.
Andreas Schiel
(Interview durch Stefan Birk)
Er ist der Kopf hinter dem Blog arbeit:morgen. Studierte Philosophie, Psychologie, Politikwissenschaft und Theologie. Promovierte über Liebe, Kommunikation und Ethik und hat seitdem eine Schwäche für systemische Ansätze. Arbeitete als Dozent und Lehrer in verschiedensten Bereichen des Bildungswesens. Konzipierte und moderierte Workshops und Diskussionen. Gründete Kommunikative Demokratie e.V. und einen No-Budget-Think-Tank zur Zukunft der Demokratie, bevor er Zeit für die Zukunft der Arbeit fand.
Stefan Birk
Es ist ein Schock für viele Führungskräfte: Es ist Mittwoch später Vormittag und keiner der Untergebenen ist da. Zum Führen fehlen die Mitarbeiter und an Meetings ist auch nicht zu denken. Es kommt zum Äußersten: man muss inhaltlich arbeiten! Ein Szenario, das einen als hartgesottenen Manager schon nervös machen kann.
Stefan Birk
Anders als üblich wird es in der heutigen Buchbesprechung mal persönlich. Damit soll nicht etwa der lockere und eingängige Stil von Lars Vollmer imitiert werden. Nein, der Grund liegt darin, dass ich wirklich schmerzlich beleidigt bin.
Lars Vollmer
Interviewfragen: Stefan Birk
Lars Vollmer, promovierter Ingenieur und Honorarprofessor, ist Unternehmer und Mitbegründer von intrinsify.me, dem größten offenen Thinktank für die neue Arbeitswelt und moderne Unternehmensführung im deutschsprachigen Raum. Er lehrt an mehreren Universitäten und Instituten und ist gefragter Redner auf internationalen Kongressen und Unternehmensveranstaltungen. Er spielt Jazzpiano, trinkt gerne Weltklasse-Kaffee und lebt in Barcelona. Sein neuestes Buch »Zurück an die Arbeit – Wie aus Business-Theatern wieder echte Unternehmen werden« ist 2016 im Linde Verlag erschienen.
Dr. Klaus von Rottkay, COO, Microsoft Deutschland
Wer als Unternehmen vernetzt denkt und handelt, ist innovativer und erfolgreicher. Und Digitalisierung ermöglicht bessere Vernetzung. Die digitale Transformation sollte daher Chefsache
sein.
„Das macht bei uns die IT“ – eine beliebte Antwort in deutschen Unternehmen, wenn es um die Digitalisierung geht. Wenn es so einfach wäre. Der digitale Wandel ist aber keine Aufgabe, die sich quasi per Hauspost einer Abteilung zuordnen lässt. Ganz im Gegenteil: Der digitale Wandel braucht vor allem Mut, und er muss von ganz oben kommen. Er ist eine originäre CEO- und COO-Aufgabe, und die Verantwortung kann nicht nur beim CIO liegen. Denn die Digitalisierung betrifft nicht nur einzelne Abteilungen, sie wird ganze Strukturen und Unternehmen komplett verändern. Wir sehen heute schon, dass selbst große Konzerne ins Wanken geraten, wenn sie eines nicht beherzigen: sich als vernetzte Organisation zu begreifen. Viele Unternehmen denken noch zu sehr in Hierarchien und „Zuständigkeiten“. Das könnte sich jedoch bald als Wettbewerbsnachteil erweisen. Denn die Digitalisierung verstärkt vor allem auch Innovationsprozesse. Denn wer vernetzt denkt und handelt, ist auch innovativer.
Simone Lackerbauer
Über die zukünftige Arbeitswelt kann man nicht nur diskutieren, sondern sie auch auf der Leinwand erleben. Eindrucksvoll beweist dies das Filmfestival Futurale, das vom
Bundesministerium für Arbeit und Soziales ins Leben gerufen wurde und von Herbst 2015 bis Herbst 2016 durch Deutschland tourt. Anmelden können sich ab sofort innovative Unternehmen für
den XING New Work Award; und wir sprechen im wissenschaftlichen Kontext über einige Fokusthemen zur Arbeit der Zukunft - darunter auch: Welche Fähigkeiten für
die Arbeit der Zukunft? (Teil 2).
Simone Lackerbauer
Am 15. Oktober (wir berichteten und fassten nach) fand ein SAP-Espresso-Seminar mit Dr. Stefan Birk statt; am selben Tag gab Marc
Nelsen eine Keynote zur Arbeit der Zukunft beim AppSphere Future IT Kongress '15 (mit Radiointerview). Das Fachmagazin LANline veröffentlichte jetzt einen Artikel über
die Keynote und die anschließende Diskussion: Arbeitskultur gewinnt an
Bedeutung.
Simone Lackerbauer
Der 15.10. stand ganz im Zeichen der #arbeitderzukunft – unsere beiden Vorstände Dr. Stefan Birk und Marc Nelsen sprachen analog und digital auf gleich zwei Veranstaltungen darüber, wie wir morgen arbeiten werden. Im Rahmen des AppSphere Future IT-Kongress ’15 wurde Marc Nelsen zu seiner Keynote auch von SWR4 Baden-Württemberg (Radio) interviewt. Wir haben den Mitschnitt auf unseren neuen YouTube-Kanal hochgeladen und beide Präsentationen auf SlideShare und hier im Blogbeitrag veröffentlicht.
Simone Lackerbauer
Vorab zwei Meldungen in eigener Sache: Marc Nelsen wird am 15.10. beim AppSphere Future IT-Kongress ’15 die Keynote zur Arbeit der Zukunft halten. Parallel dazu wird Dr. Stefan Birk am 15.10. bei einem SAP Espresso-Webinar unsere Studie zur Arbeit der Zukunft vorstellen. Wir freuen uns auf zahlreiche Anmeldungen online und offline!
Stefan Birk
Das Thema „Wissensmanagement“ mag etwas in Verruf geraten sein, aber eines ist sicher: Unternehmen, die ein funktionierendes Wissensmanagement aufgebaut haben, sind der „Arbeit der Zukunft“ ein entscheidendes Stück näher gekommen. Warum? Ganz einfach, weil sie die Art der Zusammenarbeit von Grund auf verändert haben.
Stefan Birk
Wer sich mit dem Thema „Arbeit der Zukunft“ beschäftigt, wird zunächst einmal überrascht sein von der Anzahl der einschlägigen Beiträge. Auch beschäftigen sich mehr und mehr Unternehmen mit den Trends der Arbeitswelt von morgen. Gerade Unternehmensberatungen und Technologie-Unternehmen interessieren sich offenkundig immer mehr dafür, wie wir in Zukunft arbeiten werden. So auch die Microsoft Deutschland GmbH, die 2014 ein „Manifest für ein Neues Arbeiten“ veröffentlicht und in diesem Jahr das Buch „Out of Office – Warum wir die Arbeit verändern müssen“ im Redline-Verlag auf den Markt gebracht haben.
Simone Lackerbauer
Nach dem Launch des neuen Magazins SZ Langstrecke und dem aktuellen Hype um das Content Marketing fragen wir uns, ob der Trend dieses Jahr wieder hin zu mehr, besseren und längeren Inhalten on- und offline geht. Denn das Lesen ist auch eine Form der Entschleunigung, die wiederum Teil der Work-Life-Balance darstellt: Die Geschwindigkeit im Arbeitsalltag nimmt zu, zum Ausgleich sollten wir in der Freizeit bewusst erleben und langsam genießen. Passend zum langen Maiwochenende also hier ein paar analoge Longreads für entspannte Nachmittage:
Simone Lackerbauer
Although machine-based translation has evolved quite a bit over the past few years, the translation or localization of texts is still too complex for the current algorithms at work: literature and specialized texts require creativity and thus cannot be converted into automated scripts or processes – yet? Having taken a look at the Google translation of the IFAZ website, we at least decided it would be better to translate it ourselves: please click here to access the English version of the IFAZ website.
Simone Lackerbauer
Bei manchen Kongressen sehnt man schon nach der Hälfte der Zeit das Ende herbei. Nicht so bei der Work in Progress in Hamburg. Das Programm für den 14. März versprach wieder spannende Panels und Podiumsdiskussionen zum „Social Change Day“: Ein gelungener Abschluss nach dem Auftakt am Donnerstag und der abwechslungsreichen Agenda vom gestrigen Freitag. Thema der Konferenz war der „Wert der Arbeit“ – aus individueller, unternehmerischer, materieller, ideeller, künstlerischer, politischer, sozialer und wirtschaftlicher Sicht. Auch heute haben wir drei Begriffe in den unterschiedlichen Präsentationen wiedergefunden, die uns zum Nachdenken anregen: Individualität, Initiative und Intensität.
Auch heute twitterten wir wieder ein paar denkwürdige Zitate und Schnappschüsse von der WIP. Zu finden sind diese hier bei uns auf Twitter unter @ifaz14.
Interaktiv startet das Programm mit dem Vortrag von Van Bo Le-Mentzel zu Vertrauen als Währung von morgen. Wir singen „Don’t Worry, Be Happy“, zwei Mutige aus dem Publikum kommen auf der Bühne zu Wort und übernehmen die Einleitung. Mit seiner persönlichen Geschichte verdeutlicht Le-Mentzel, wie wichtig Vertrauen ist, wie hart man es sich erarbeiten muss und wie schmal der Grat zwischen Enttäuschung und Erfolg ist. Seine Botschaft: Maximales Vertrauen ist Nährboden für Eigeninitiative. Was sich theoretisch und in Einzelprojekten gut anhört, ist adhoc schwer im Arbeitsleben umzusetzen. Doch der Gedanke steht im Raum; in einem mit vielen engagierten Zuhörern.
Dass Eigeninitiative auch übergeordneten Schutz braucht, zeigt die nachfolgende Podiumsdiskussion zum Thema kollektive Interessenvertretung in der Kreativwirtschaft. Die Organisation SMartDE hilft Kreativen dabei, die oftmals komplexen bürokratischen Vorgänge zu regeln. Denn auch dies gehört zu einer besseren Arbeit der Zukunft: Die Beseitigung verwaltungsbedingter Hürden, die kreative Arbeit hemmen können. Auch Co-Working(-Spaces)-Organisationen sind wichtige Ankerpunkte für digitale Nomaden: Sie sind vernetzt, digital, organisiert und ermöglichen es Einzelnen, die Ressourcen der Gemeinschaft effektiv nutzen und selbst dazu beizutragen.
Technisierung und Digitalisierung spielen eine große Rolle für die Arbeit der Zukunft, das merken wir auch auf der WIP. Viele Beiträge am Samstagnachmittag widmen sich diesem Thema. Denn schnelle Innovationszyklen fordern uns immer wieder mit neuen Technologien heraus, die neue Geschäftsfelder eröffnen – und aufgrund fortschreitender Medienkonvergenz auch neue Inhaltsformen ermöglichen. Nicht mehr ganz neu, aber trotzdem noch faszinierend ist die Oculus Rift. Mit der 360°-Brille ist man leider heute noch als bloßer Betrachter im virtuellen Raum. Doch trotzdem bietet die auf de WIP live gezeigte Brille auch jetzt schon wissenschaftlich und praktisch Möglichkeiten zur Anwendungen. So kann beispielsweise Höhenangst therapiert werden, indem man Betroffene in virtuellen Umgebungen mit Höhe konfrontiert. Auch Minenarbeiter können mithilfe der virtuellen Realität besser auf die Umgebungen unter Tage vorbereitet werden. Denn Informationen, die virtuell erlebt werden, sind im Kopf anders abgespeichert als nur Gesehenes oder Gelesenes. Eine interessante Perspektive für die Arbeit der Zukunft ist dies allemal; wir sind gerade am Anfang der Bewegung rund um AR und VR.
All diese neuen Technologien haben aber eines gemeinsam: Sie produzieren Daten, oder Big Data. Der letzte Vortrag der WIP Hamburg heute setzt genau an diesem Punkt an: Der Wert unserer Daten – Chancen und Risiken des Self-Trackings. Wir haben das Thema bereits im Blog kurz angeschnitten und wollen auch in Zukunft noch mehr dazu schreiben. Der verantwortungsvolle Umgang mit solchen persönlichen Daten betrifft neben dem Privatleben auch das Dasein als Arbeiter. Einerseits können die unendlichen Möglichkeiten des Trackens und Optimierens schnell zu sozialem Druck führen und zum Zwang, immer und überall die beste Version von sich selbst zu sein. Auch Jeremy Rifkins gestern vorgestellte Netzwerkgesellschaft – jeder handelt zum Besten der Allgemeinheit – oder die Vertrauens-Maxime von Van Bo Le-Mentzel können von Werkzeugen der Freiheit zu Tools des Gruppenzwangs werden. Andererseits sind Daten und ihre Auswertungen auch auf verschiedene Weise für Dritte verfügbar: für Arbeitgeber, für Krankenkassen, für staatliche Organe; zur Überwachung, (Gewalts-)Prävention und Reaktion. Das legale und ethische Framework für den guten Umgang damit fehlt allerdings noch.
Fassen wir auch den heutigen Tag mit Hilfe unserer drei Keywords zusammen:
Die Debatte zur Arbeit der Zukunft setzt auf das Individuum. Mit Figuren wie Jeremy RIfkin oder Sascha Lobo bekommt die Diskussion unterschiedliche Gesichter, wird individueller und individualisiert. Doch wie Egbert Rühl heute eingangs sagte: Was davon man glauben soll, das muss jeder für sich selbst entscheiden, denn die Gemeinschaft kann nur Impulse geben für das eigenständige Denken. Dass kreative Arbeiter dazu durchaus in der Lage sind, zeigt die wachsene Zahl der Freelancer und Solo-Selbstständigen.
Die Debatte zur Arbeit der Zukunft setzt auf Initiative. Dabei sind nicht nur Einzelne gemeint, die aktiv ihre eigenen eigenen Lebensweg zwischen Karriere und Selbstverwirklichung gestalten. Verbände, Gewerkschaften und Kollektive sind ebenso wichtig, um die Interessen dieser kreativen Arbeiter zu vertreten. Doch auch Unternehmen müssen initiativ agieren, um den „Social Change“ für die Arbeit der Zukunft zu realisieren. Der Weg von hierarchischen Modellen hin zu intelligenten Netzwerken braucht allerdings Firmen, die dazu bereit sind, ihn auch zu gehen.
Die Debatte zur Arbeit der Zukunft setzt auf Intensität. Emotionale Faktoren gewinnen an Bedeutung; persönliches Engagement und der Zeitgeist nehmen Einfluss. Van Bo Le-Mentzel hat mit seinen Hartz IV-Möbeln den Nerv der Zeit getroffen, das Schwarzmarkt-Kunstexperiment setzt auf die direkte Konfrontation von Arbeit und Wert. Dabei verzichten diese Initiativen auf Polemik, lassen stattdessen ihre Ideen für sich sprechen. Durch die Crowd und die Verbreitung in unterschiedlichen Netzwerken intensiviert sich die Diskussion, wird immer und überall sichtbar.
Alles in allem bleibt abschließend zu sagen: Es wurden viele neue Fragen aufgeworfen, Ideen vorgestellt, Gedanken ausformuliert. Wie so oft mangelt es nicht an Ansätzen und auch nicht an Beispielen dafür, wie diese umgesetzt werden können. Was noch fehlt, ist allerdings die ganzheitliche Welle – möglicherweise unter Rifkins Label der „3. Industriellen Revolution“ – um die Arbeit der Gegenwart nachhaltig zu transformieren und den Paradigmenwechsel zur Arbeit der Zukunft zu bewerkstelligen; eben ein „Work in Progress“.
Simone Lackerbauer
Es ist natürlich unmöglich, alle Panels und Podiumsdiskussionen des spannenden Xing New Work Day im Rahmen der Work in Progress-Konferenz in einem einzigen Blogbeitrag zu verarbeiten. Doch eine Stärke des Vernetztseins liegt ja auch gerade darin, dass nicht einer als einzige Quelle über alles berichten muss, sondern dass aus dem Event ein vielstimmiger Kanon wird, zu dem jeder mit seiner eigenen Stimme beitragen kann - siehe das Twitter-Hashtag #wiphh. So existiert dieser Kanon auch in der Gestaltung der Arbeit der Zukunft: Betont wurde heute vor allem, dass der Paradigmenwechsel nur dann stattfinden kann, wenn wir alle ein Teil davon sind. Uns sind vor allem drei Schlagwörter aufgefallen, die aus verschiedenen Perspektiven immer wieder auftreten: Interaktion, Inhalte und Internet.
Bevor wir in medias res gehen: Ein paar unserer persönlichen Highlights mit Bildern und denkwürdigen Zitaten finden Sie deshalb bei uns auf Twitter unter @ifaz14. An dieser Stelle auch noch einmal herzlichen Dank an alle Retweets, Favorites und neuen Follower!
Das Grußwort des 1. Bürgermeisters Olaf Scholz gleich zu Beginn war eigentlich auch schon ein Vortrag. Sein Eingangs-Statement: Voraussagen sind immer schwierig, wenn sie die Zukunft betreffen. So zitierte er dazu den Bericht an den Club of Rome aus den 1980er 80er Jahren (Wie wir arbeiten werden) und erwähnte, dass das von Jeremy Rifkin prognostizierte Ende der Arbeit ja auch immer noch nicht stattgefunden habe. In der Arbeitsmarktpolitik wird der Begriff „Flexicurity“ weiterhin eine große Rolle spielen. Mit mehr als 30 Millionen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (42 Millionen insgesamt) ist es dringend notwendig, die Arbeitswelt nicht technisch, sondern auch menschlich zu verbessern. Scholz rät deshalb unter anderem dazu, kalifornischen Innovationen und Ideen auch mit hanseatischer Nüchternheit zu begegnen. Denn erst dann sind Innovationen wirklich zukunftsweisend, wenn sie den Einzelnen in den Mittelpunkt stellen und das Leben so verbessern. Er nennt die Hamburger Kreativgesellschaft – Veranstalter der Work in Progress – als ein Modell dafür, wie Inhalte kreativer Arbeit in Zukunft mehr Wertschätzung erhalten können.
Nach den Grußworten der Veranstalter betritt Jeremy Rifkin die Bühne. Über seine Thesen mag Uneinigkeit herrschen, doch er hat eine spannende Vision mitgebracht: Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft – das Ende des Kapitalismus? In seinem neuen Buch beschreibt er ausführlich, was wir hier nur kurz anreißen können: Wir stehen vor einer 3. Industriellen Revolution; die Lösung sind globale Shifts in der Weise, how we manage, power, and transport energy. Kapitalismus hat seiner Theorie nach ein neues Modell hervorgebracht, nämlich das der Sharing Economy, das neben dem Kapitalismus bereits als hybride Wahlmöglichkeit existiert. Rifkin sieht drei verschiedene „Internets“, die in Zukunft konvergieren werden und die Sharing Economy zur besseren Variante erheben: das Communication-Internet, das Renewable-Energy-Internet und das Transport-Logistics-Internet. In diesem „Internet of Things“ können Produktionskosten auf nahezu Null optimiert werden, weniger Ressourcen des Planeten müssen verbraucht werden und die Produkte werden effizienter verteilt. Maschinen übernehmen diese standardisierten Arbeitsprozesse und Menschen können sich mehr auf den 3. Sektor – Handeln für die Gesellschaft – konzentrieren. Gewagt, aber wo wenn nicht auf einer solchen Konferenz, können solche Statements in den Raum gestellt werden – als neue Perspektive für die gemeinsame Gestaltung der Arbeit der Zukunft.
Besonders spannend waren im Anschluss auch die Podiumsdiskussion zu Strategien für die Arbeitswelt von morgen, die Unternehmenspräsentationen im Panel Digital ist anders – der Wandel der Kreativwirtschaft mit der Digitalisierung (Musik und Film), sowie der kleine Workshop Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Zeiten radikaler Transparenz. Denn die Reihenfolge der Vorträge spiegelt den aktuellen Stand der Dinge und die nötigen nächsten Schritte wieder: Vielerorts wird global über die Arbeitswelt von morgen gesprochen – der Standard der Arbeit verändert sich und man muss darauf reagieren. Doch die Debatte spielt sich oftmals auf rein theoretischem Niveau ab. Viel konkreter zeigten sich da die Beispiele bereits abseits ausgetretener Pfade gegründeter Unternehmen: Einzelne oder kleine Kreativgemeinschaften setzen ihre Ideen einfach in die Tat um und lernen, während sie sich entwickeln. Unternehmen wiederum sollten sich dann diese Best-Practice-Beispiele genau ansehen. Nicht nur aus innovativ-technischer Sicht, sondern auch aus menschlicher Sicht: Viele große Firmen haben Mühe, Stellen zu besetzen, weil potenzielle Arbeitnehmer zuvor sehr genau wissen wollen, worauf sie sich einlassen und wie dafür gesorgt wird, dass sie einen sinnhaften Beitrag leisten können – denn das erfolgreiche Finden des Sinnes in der Arbeit assoziieren wir heute eher mit Start-Ups.
Fassen wir den Tag noch einmal kurz zusammen:
Interaktion steht im Fokus der Debatte über die Arbeit der Zukunft. Denn Plattformen nur technisch bereitzustellen, garantiert noch lange nicht, dass sie auch entsprechend genutzt werden. Erst die Interaktion mit den vernetzten Nutzern haucht technischen Umgebungen Leben ein. Egal, ob es sich dabei um eine Karriere-Plattform wie Xing handelt, um eine von Jeremy Rifkin geforderte „Digital Bill of Rights“, oder um Gespräche zwischen verschiedenen Hierarchiestufen eines Unternehmens zur Gestaltung einer besseren Arbeitswelt.
Inhalte stehen im Fokus der Debatte über die Arbeit der Zukunft. Die Wertschätzung der Arbeitszeit und der kreativen Leistung steht für Arbeiter im Vordergrund: Das Arbeitsleben soll mit Sinn erfüllt sein und für die bloße Anwesenheit bezahlt zu werden reicht jungen Talenten nicht mehr aus. Mehrfach wurde erwähnt, dass die „weichen“ Selektionskriterien die rein monetären und hierarchischen Faktoren überlagern: Die Arbeit muss zur aktuellen Lebenssituation passen, nicht die Lebenssituation zur Arbeit.
Internet steht im Fokus der Debatte über die Arbeit der Zukunft. Wobei es eigentlich „Internets“ heißen müsste, denn aus dem einen Netz der Netze sind längst mehrere geworden, die sich nur provisorisch unter dem Namen Internet of Things zusammenfassen lassen. Sharing Economy, Peer-to-Peer-Modelle und die Fülle an Daten, die abrufbar, abgleichbar, analysierbar sind, erlauben heute völlig neue Modelle des vernetzten Denkens und Handelns. Jedoch sind diese an vielen Stellen bislang nur Ideen, die nun mit Leben gefüllt werden müssen.
In diesem Sinne verabschieden wir uns für heute und freuen uns auf einen zweiten spannenden Work in Progress-Tag morgen.
Simone Lackerbauer
Wie bereits angekündigt, berichten wir diese Woche von der Work in Progress in
Hamburg; einer Konferenz, die sich in ihrem vierten Jahr mit dem „Wert von Arbeit“ beschäftigt. Im Rahmen der WIP findet der vom offiziellen Partner Xing via Xing
spielraum initiierte New Work Day am 13.3. statt; der 14.3. trägt den Titel Social Change Day. Ein paar
Gedanken vorab.
Wofür steht eigentlich Work in Progress? Ein „Work in Progress“ bezeichnet etwas, das „in Arbeit“ ist: Ein noch unbeendetes Projekt oder Produkt in unterschiedlichen Phasen seiner Fertigstellung, zu dem noch etwas hinzugefügt wird, bzw. an dem noch entwickelt wird, oder das sich noch weiterentwickelt. „Work in Progress“ ist weitaus klang- und gehaltvoller als das deutsche Pendant „Umlaufbestand“, oder „Ware in Arbeit“. Denn bei „Work“ geht es längst um weitaus mehr als nur Objekte oder Abläufe. Gemeint ist auch die Arbeitswelt an sich, das Workdesign, das sich laufend verändert und verändern muss, um mit den vielfältigen Lebenswelten der kreativen Wissensarbeiter Schritt halten zu können. Doch auch innerhalb unseres Verständnisses von „Ware in Arbeit“ gibt es offene Fragen zum „Wert“ der Arbeit, mit denen wir uns für eine bessere Zukunft der Arbeit beschäftigen sollten.
Simone Lackerbauer
In vergangenen Beiträgen haben wir Ihnen bereits 7 internationale Veranstaltungen zur Arbeit der Zukunft 2015, dann 8 nationale Veranstaltungen zur Arbeit der Zukunft 2015 und zuletzt einen Mix aus 9 internationalen und nationalen Veranstaltungen zur Arbeit der Zukunft 2015 vorgestellt. Nach so vielen Deeplinks und Veranstaltungsvorstellungen ist es an der Zeit, dass wir selbst auch eine davon besuchen - und davon ausführlich berichten. Unsere Wahl fiel auf die Work in Progress vom 12.-14.03. und den im Rahmen davon stattfindenden XING New Work Day am Freitag, den 13. März – unser Glückstag.
Stefan Birk
In einem lesenswerten Blogbeitrag beschäftigen sich die beiden populären Autoren Anja Förster und Peter Kreuz mit einem mehr als überraschenden Thema: der Verletzlichkeit. Ein gewagter Beitrag in einer Zeit, in der Stärke und Kontrolle von der Weltpolitik (Ukraine!) bis zur Lebensführung des einzelnen Menschen (Quantified-Self-Bewegung!) eine fröhliche Renaissance zu erleben scheinen.
Förster und Kreuz haben im Aquarium von Monterrey/Cal. einen Hummer beobachtet, der nur wachsen kann, wenn er den alten Panzer ablegt und damit eine Weile völlig schutzlos und verletzlich ist. Die Autoren übertragen diese schöne Metapher dann auf die menschliche Entwicklung.
Wie kann man sich das aber innerhalb des - um im Bild zu bleiben - „Haifischbecken“ Unternehmen vorstellen? Auch da sollen wir uns ja permanent weiterentwickeln. Ist es nicht gefährlich sich zu häuten und eine Weile verletzlich zu sein? Wird man dann nicht genüsslich vom Wettwerber gefressen und um die Früchte seiner Weiterentwicklung gebracht? Berechtigte Fragen, die insbesondere Führungskräfte heute damit beantworten, dass sie sehr viel Aufwand betreiben, um eben gerade nicht als unperfekt und angreifbar zu gelten. Fehler werden vertuscht, Training nicht wahrgenommen (man weiß ja alles!) und Schwächen nicht zugegeben.
Diese Beobachtung veranlasst Robert Kegan von der Harvard Graduate School of Education und seine Mitarbeiter in einem Artikel der Harvard Business Review zu folgender Frage: „What if a company was set up in such a way that instead of hiding their weaknesses, employees used them as opportunities for both personal and business growth?“ Mit anderen Worten, die Organisation fördert die Verletzlichkeit zu beiderseitigem Nutzen. Zumindest eines würde daraus folgen: die Zeit, die man für diesen zweiten („cover the ass“-) Job braucht, könnte für die eigentlichen Aufgaben verwendet werden.
Das Resultat in zwei Fallstudien war aber deutlich weitreichender. Sie fanden, dass es möglich ist, „ ... to meld business growth with personal growth in every employee´s day to day work.“ Auf diese Weise scheinen die Unternehmen eine neue Art von Wettbewerbsvorteil entdeckt zu haben. Die bewusste und transparente Verbesserung der einzelnen Mitarbeiter führte direkt zu besseren Ergebnissen für die Unternehmen. Grund genug für die Forscher in der Initiative „Way to Grow“ die Idee der „Deliberately Developmental Organisation (DDO)“ weiter zu verfolgen.
Eine Grundbedingung für dieses Modell ist natürlich die Sicherheit und Fairness, die die Firma und deren Mitarbeiter bereit sind zu geben, damit sich der Einzelne auf die „Phase ohne Panzer“ einlassen kann. Womit wir wieder bei der Frage von oben sind: Ohne die richtige Arbeits- und Organisationskultur sind Entwicklungsprozesse von Mitarbeitern nicht zu haben.
Stefan Birk
Gerne lassen wir die gute Gewohnheit wöchentlicher Lese-Empfehlungen wiederaufleben. Heute zwei Artikel zum Thema "Wearables" in der Arbeitswelt. Ein Thema, das noch ganz am Anfang steht und trotzdem schon eine durchaus kontroverse Debatte auslöst. Hier zwei eher
optimistische Stimmen.
Wearables in the Workplace and Their Impact on How We
Work
In this episode of the podcast Jacob Morgan speaks with Paul Daugherty (CTO) and Brent Blum (Wearable Technology Practice Lead) at Accenture. Paul and Brent share their perspectives on current uses of wearables in the workplace and share some great examples.
This
Startup Thinks Your Workplace Needs Wearable Walkie-Talkies
Robbins, OnBeep’s founder and CEO, sees the device being used by business teams—event planners, construction workers, or restaurant staff. The question is whether people really want such wearables. Others have argued that the
workplace is the most natural fit for wearable tech.
Simone Lackerbauer
Zuerst sieben, dann acht, in diesem Beitrag sogar neun Konferenzen, Tagungen, Events, Panels, Diskussionen zur Arbeit der Zukunft. 2015 steht ganz im Zeichen des Hungers nach Input, Analysen, Empfehlungen, Prozessen zur Mitgestaltung eines innovativen Workdesign. Unternehmen, Forschungsinstitute, Experten und Gruppen aller Art betrachten das Konzept „Arbeit der Zukunft“ aus verschiedenen Perspektiven und liefern Anregungen, um eigene Strategien zu überdenken und um Learnings aus Best Practice-Beispielen zu ziehen. Ganz im Zeichen unserer denglischen Einleitung, handelt es sich bei den vorgestellten Terminen diesmal um einen Mix aus nationalen und internationalen Ereignissen.
Zukunftsforum 2015: Working Smarter – Menschen. Räume. Technologien
Ziel
Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO beschäftigt sich mit aktuellen Fragestellungen rund um den arbeitenden Menschen. Im Rahmen des Zukunftsforums 2015 wird es drei parallele Sessions zu drei Perspektiven auf die Arbeit der Zukunft geben:
1) Menschen: Neue Führungsmodelle, veränderte Kompetenzen, flexibles Arbeiten
2) Räume: Kreative Arbeitswelten, smarte Räume, Arbeitswelt 4.0
3) Technologien: Digitalisierung, Internet der Dinge, Industrie 4.0, Smartisierung
Referenten bieten Einblick in Best-Practice-Beispiele einer zukunftsorientierten Arbeitswelt und -gestaltung. Darüber hinaus werden neueste Entwicklungen und kreative Arbeitswelten gezeigt. Die Veranstaltung richtet sich an alle, die die Zukunft der Arbeit aktiv mitgestalten möchten.
Wann?
29.-30.1.2015
Wo?
Liederhalle Stuttgart
Berliner Platz 1-3
70174 Stuttgart
Stefan Birk
In dieser Woche zwei interessante Artikel zur Automatisierung von Arbeit - einer eher grundsätzlich und einer beispielhaft:
Automation, jobs, and the future of
work
A group of economists, tech entrepreneurs, and academics discuss whether technological advances will automate tasks more quickly than the United States can create jobs. Most of them seem to be
positive about the future.
10 jobs robots already do better than you
Zehn Beispiele für Jobs, die Maschinen schon heute besser können und es den Menschen ermöglichen, sinnvollere Aufgaben zu übernehmen.
Simone Lackerbauer
Die Messlatte muss höher gelegt werden, Kampagnen müssen messbar sein, man muss sich mit der Konkurrenz messen, der ROI ist heute Maß aller Dinge und Erfolg im Beruf ist ein Maßstab für den
eigenen Status in der Gesellschaft. Bei all diesen Messungen schwingt auch stets der Drang nach Erkenntnis mit: Um in der Arbeitswelt der Zukunft bestehen zu können, müssen wir wissen, wie die
Prozesse um uns herum funktionieren und wie wir sie nachhaltig verbessern können. Deshalb ist die Frage nach der „Vermessung des Selbst“ auch eine nach der „Optimierung des Selbst“ – sowohl im
Persönlichen, als auch im Arbeitsleben – und deshalb für die Arbeit der Zukunft in höchstem Maße relevant.
In Daniel Kehlmanns „Die Vermessung der Welt“ ist zwar unser Planet Gegenstand des unersättlichen Strebens des Alexander von Humboldt, die Erde zu kartographieren, zu katalogisieren und bestehendes Material zu optimieren. Doch die Bemühungen, die Erfassung von Raum und Zeit zu verbessern, lassen sich auch auf die Arbeitswelt, schlussendlich sogar auf die persönliche Lebenswelt übertragen: Durch die industrielle Revolution des 18. und 19. Jahrhunderts wurde die Effizienz in der Warenproduktion maßgeblich gesteigert, unter dem Namen Fordismus etablierte sich im 20. Jahrhundert die standardisierte Massenproduktion und spätestens seit dem Anbruch des 21. Jahrhunderts befinden wir uns in einer Arbeitswelt, deren Abläufe von Computersystemen mit reguliert werden. Stichworte wie Prozessoptimierung oder Multi-Channel-Strategien bedeuten, dass immer noch weiter verbessert werden kann: Weniger Zeit soll für mehr Leistung aufgewandt werden, mit weniger Aufwand sollen Gewinn versprechende Konzepte auf mehr verschiedenen Wegen vertrieben werden, weniger Ressourcen sollen mehr produzieren. So optimieren Meeting-Teilnehmer beispielsweise ihre Zeit, indem sie aus der Konferenz heraus E-Mails beantworten, Pendler nutzen den Heimweg als Arbeitszeit, Abteilungen recyclen Konzepte anstatt neu zu denken.
Während in Unternehmen die Verantwortung für diesen Drang nach Verbesserung auf vielen Schultern getragen wird, so steht der Einzelne doch damit im Angesicht der steigenden Anforderungen durch die Arbeitswelt allein da. Die oft beschworene Work-Life-Balance ist an sich auch nur ein Konzept der Optimierung des eigenen Lebens: Karriere, Familie, Freunde, Freizeit unter einen Hut bringen und dabei einen lückenlosen, trotzdem nicht zu glatten Lebenslauf schmieden. Betrachtet man allein das Stichwort Karriere, so zeigt sich: Es ist längst nicht mehr ausreichend, als Angestellter innerhalb der Firma „on the job“ zu wachsen. Denn vorausgesetzt wird, dass Mitarbeiter sich aktiv um Weiterbildung bemühen – auch und vor allem außerhalb des Angebots durch den Arbeitgeber. Lebenslanges Lernen ist kein inhaltsleerer Slogan, der auf Freizeitkurse hinweist, sondern heute vielmehr eine Verpflichtung für den kreativen Arbeiter, Fähigkeiten zu erwerben und auszubauen, Zertifizierungen zu erringen und sein persönliches Repertoire stets um neue Aspekte zu erweitern. Das Wissensportfolio ist zum Aushängeschild geworden, lebenslang lernen heißt: ein Leben lang immer besser werden.
Es kommt hinzu, dass die moderne Arbeitswelt selten erlaubt, an einem Thema konzentriert zu arbeiten: Das Multitasking ist eher Regel als Ausnahme und gibt den Takt des beschleunigten Arbeitsalltags an.
Einen Schritt weiter stellt man fest, dass auch die Freizeit in vielen Fällen heute effizient getaktet ist. Bemessen wird sie durch die gezielte Auswahl interessanter Hobbys, beurteilt durch die
Reaktionen der Freunde aus sozialen Netzwerken, die Aktivitäten und Fotos positiv kommentieren und so die Wahl des Einzelnen legitimieren. Location Check-Ins skizzieren die Weltkarte der
vermessenen Freiheit – heute weitaus komfortabler als zu Humboldts Zeiten – und das Suchwort Lifehacking ergibt bei Google rund 1.76 Millionen Ergebnisse für Tricks, um die persönliche
Produktivität zu steigern und Probleme des Alltags zu lösen.
Stefan Birk
Wie 1989 das Arbeitsleben von 2014 gedacht wurde
Das ist mal eine sehr clevere Idee von den smartworkers! Sie schauen mal etwas weiter in die Vergangenheit und frägt sich: Was hat man im Jahre 1989 über die Arbeit der Zukunft gedacht? Wie man sehen kann, konnte man die wesentlichen Brüche in der Entwicklung nicht vorhersehen. Aber einige Entwicklungen liessen sich schon damals ganz gut abschätzen. Übrigens, wenn man von heute 25 Jahre weitergeht ist man schon im Jahr 2040!
Let Employees Choose When, Where, and How to Work
Nathaniel Koloc - CEO of ReWork - formuliert ein Plädoyer für die Öffnung der Debatte und echter Participation hinsichtlich der Gestaltung der Arbeitswelt. Er empfiehlt: "It’s much easier to recruit and retain great talent when you are giving employees what they want while helping them excel at their jobs. More and more people want the freedom to decide where, when, how, and with whom they work. Do your best to provide that freedom."
Simone Lackerbauer
Im Jahr 2015 finden neben den internationalen Konferenzen auch in Deutschland wieder einige Veranstaltungen statt, die sich mit der Arbeit der Zukunft beschäftigen. Einige dieser Konferenzen greifen das Thema zum wiederholten Male auf und vertiefen die Erkenntnisse der vorangegangenen Konferenzen.
Noch nicht endgültig fest stehen Termine oder Inhalte der Kongresse der IOM (29.9. - 1.10. 2015) und des Fraunhofer IAO KAI (im Frühsommer). Wir werden rechtzeitig darauf hinweisen. Die nachfolgende Übersicht erhebt wie immer keinen Anspruch auf Vollständigkeit und erstreckt sich auf den deutschsprachigen Raum – doch mit den genannten Terminen lässt sich der Kalender bereits gut füllen.
Simone Lackerbauer
Konnten Sie dieses Jahr eine der 9 spannenden Veranstaltungen zur Arbeit der Zukunft 2014 besuchen? Oder waren Sie am 22. und 23. Oktober 2014
zufällig in Paris und haben dort das Symposium zur Vergangenheit und Zukunft der Arbeit an der EHESS besucht? Nein? Keine Sorge, denn 2015 können Sie auch im internationalen Raum weitere interessante Konferenzen buchen.
Die nachfolgende Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, doch mit den 7 genannten Terminen lässt sich der Kalender für 2015 bereits gut füllen. Der weiterhin steigende Bedarf an Austausch, sowohl im professionellen als auch im akademischen Raum, lässt folgende Rückschlüsse zu:
(1) Obwohl grundlegende Trends für die Arbeit der Zukunft scheinbar feststehen, herrscht Unsicherheit über deren Validität. Deshalb werden sie auf Veranstaltungen aus verschiedenen Perspektiven
eingehender beleuchtet.
(2) Erkenntnisse aus der Vergangenheit der Arbeit lassen sich in vielen Fällen nicht verwenden, um Prognosen für die Zukunft aufzustellen: Die rasanten Veränderungen im Workdesign an der Schwelle vom 20. zum 21. Jahrhundert finden selten Vorläufer aus den Zeiten der 1. und
2. Industriellen Revolution.
(3) Digitale Technologien sind zentraler Gegenstand auf vielen Veranstaltungen; nicht zuletzt, weil durch die Thematisierung des Internet Medienaufmerksamkeit generiert wird. Die Fragen zur
Arbeit der Zukunft drehen sich dann oftmals darum, wie diese mit dem Internet als Stützpfeiler in der Konstruktion der Arbeitswelt aussieht.
Im Jahr 2015 können Sie auf den folgenden Veranstaltungen mehr über die Arbeit der Zukunft erfahren:
Stefan Birk
Beschäftigen Sie sich mit der „Arbeit der Zukunft“? Dann dürften Ihnen die folgenden Kontroversen wohlbekannt sein:
Wo und wann soll Arbeit stattfinden? Ist es besser im Büro zu arbeiten oder doch eher „Home Office“? Sind feste Arbeitszeiten die Garantie für „gute Arbeit“ oder sollte man auf Vertrauenszeiten setzen? Welche Ausstattung braucht ein Büro heute – technisch, ästhetisch, organisatorisch?
Wie vereinbart man Karriere und Familie? Was wird von den Betroffenen gewünscht, um beide Welten miteinander zu vereinbaren? Mehr Geld, um Haushaltsführung und Kindererziehung zu professionalisieren oder doch besser flexiblere Zeitvereinbarungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
Wie geht man mit verschiedenen Generationen im Unternehmen um? Da stellt sich zunächst natürlich die Frage: Gibt es das Problem überhaupt? Mit anderen Worten, gibt es Unterschiede zwischen den Generationen oder ist beispielsweise die Generation Y eine Erfindung von Beratern?
Oder vielleicht ein wenig theoretischer: Was ist gute Arbeit? Vielleicht die wichtigste Frage in diesem Zusammenhang. Also: Ist eine langfristige Festanstellung die Basis für gute Arbeit oder sind es doch eher die spannenden Projekte, die zählen? Wird die Sicherheit der Selbstverwirklichung durch Arbeit vorgezogen oder umgekehrt?
Dennis Wolfram
Eine der ersten Aufgaben beim Aufbau des „Instituts für Arbeitsdesign und Zukunftstechnologien“ ist es eine gemeinsame Plattform für Zusammenarbeit zu schaffen. Die Idee war, mit Hilfe einer modernen Kollaborations-Software die Arbeit in einem offenen, räumlich verteilten Team zu vereinfachen. Beteiligung sollte Spass machen und nicht von „oben“ angeordnet werden. Aufgaben und Ideen sollten aus dem Team entstehen und gemeinsam abgearbeitet werden. Weniger E-Mail-Verkehr, bessere Projektübersicht und verbesserte projektbezogene Kommunikation und intuitive Bedienung waren weitere Anforderungen an das System.
Als junger Student dachte ich mir: „Nichts leichter als das!“. Im Netz kenne ich mich schließlich aus. Nach kurzer Zeit stieß ich bereits auf eine Reihe von Kollaborations-Plattformen, darunter: Redbooth, Asana und Trello. Basecamp und Jira war dem Institut schon vor dieser Recherche bekannt und wurden dem folgenden Vergleich hinzugezogen. Doch wie soll man solche Seiten nun vergleichen? Gibt es denn schon ausführliche Erfahrungsberichte und Funktionsvergleiche?
Erfahrungsberichte gibt es, unzählige. Aber einen für das Institut verwertbaren, systematischen Vergleich der Funktionen gab es bisher noch nicht. Die Aufgabe lautete also: Jede Plattform und deren Applikation für mobile Endgeräte auf sämtliche Funktionen und Einzelheiten testen. Das Ergebnis unserer Arbeit kann man unten nachlesen. Wir hoffen, das dies auch dem einen oder anderen unserer Leser weiterhilft. Übrigens: Wir haben uns für Trello entschieden.
Stefan Birk
Es tut sich was zum Thema Arbeit der Zukunft! Sichtbar wird der gesteigerte Gesprächsbedarf insbesondere auf Kongressen. Einige dieser Veranstaltungen, die in den letzten 2-3 Jahren zum Thema realisiert wurden, sind bereits etabliert und es haben Folgeveranstaltungen stattgefunden.
Aber auch einige etablierte Kongresse zum Beispiel in den Arbeitswissenschaften oder auch der IT haben das Thema „Arbeit der Zukunft“ zum Leitthema gemacht. Dasselbe gilt für Personalmessen oder Kongresse zum HR-Management. Unten nicht aufgeführt, aber keinesfalls zu vergessen, sind Veranstaltungen, die eigentlich anderen Zielen verpflichtet sind. Ein Beispiel ist hier der Frauen-Networking-Event „DLDWomen 2014“. Speziell in diesem Jahr ging es oft um die Frage, wie die Arbeitswelt – und der typische Arbeitstag – in Zukunft aussehen wird.
Ziemlich sicher sind in der Liste bei weitem nicht alle interessanten Events enthalten. Für Hinweise sind wir wie immer sehr dankbar. Hier also unser zeitlich sortierter Überblick und eine kurze Beschreibung der Ziele (direkte Zitate des jeweiligen Veranstalters).
Stefan Birk
Was meinen wir mit "Work Design" und welche Dimensionen sind zu berücksichtigen? Ein wenig "Definitionsarbeit" muß machmal sein:
Fünf Dimensionen des Modells
Physi(kali)sche Arbeitswelt: Gemeint sind hier Arbeitsplatz und Arbeitsort sowie die Arbeitszeit. Also die Dimensionen, anhand derer man die Arbeitsbedingungen in der Regel zuerst beschreibt.
Arbeitsprozesse und Arbeitstechnologien: Fast ebenso sichtbar wie die erstgenannten ist diese Dimension, da sie in heutiger Zeit viel mit Hard- und Softwareausstattung zu tun hat. Wobei anzumerken ist, dass zur Zeit nur Arbeitsprozesse hoch-standardisierter Wissensarbeit software-technisch abbildbar sind (z.B. in SAP-Prozessen). Die Arbeitsprozesse kreativer Arbeit sind sehr viel schwieriger zu gestalten und noch viel schwieriger in Systemen zu atomatisierenen.
Arbeitsinhalte: Dies ist natürlich die zentrale Dimension für alle, die kreative Wissensarbeit verrichten. Aber auch in der kreativsten Arbeitsumgebung existieren Routineaufgaben
und weniger herausfordernde Aufgaben der allgemeinen Verwaltung.
Arbeitsorganisation: Diese Dimension bedeutet auf der einen Seite die Einbindung des jeweiligen Arbeiters in Hierarchie und Managementstrukturen. Es werden aber auch Fragen des Managements also der Führung von Mitarbeitern adressiert.
Arbeitskultur: Hier handelt es sich um die Tiefenstruktur, in der die Arbeit innerhalb jeder Organisation verankert ist. Ein entscheidender Bestandteil ist die Arbeitsethik, die oftmals von den Meinungsführern der Organisation vorgelebt wird.
Der Begriff "Workdesign"
„Workdesign“ ist heute nichts weiter als ein Begriffsvorschlag. Bezeichnet wird damit die bewusste, systematische Gestaltung der Arbeitswelt in Organisationen entlang dieser fünf Dimensionen. Grundsätzlich ist „Workdesign“ natürlich für alle Arten von Arbeit relevant. So werden in produzierenden Unternehmen Erkenntnisse der Arbeitswissenschaften zur Arbeitsgestaltung und Arbeitsorganisation regelmäßig in die Praxis umgesetzt.
Kreative Wissensarbeiter stehen im Fokus
Der Fokus unserer Initiative liegt allerdings nicht auf Fabrikarbeit oder weitgehend standardisierbarer Dienstleistungsarbeit, sondern wir interessieren uns für die kreativen Wissensarbeiter in Unternehmen und Organisationen. Diese „kreative Klasse“ ist in vielen Fällen natürlich dort zu finden, wo Produkte und Dienstleistungen konkret erbracht werden. Auf der anderen Seite sind viele Mitarbeiter nicht in die Produktion von Gütern und Dienstleistungen direkt eingebunden, haben aber einen großen Anteil an der kreativen Leistung des Unternehmens. Unmittelbar einleuchtend ist das im Falle von Entwicklungsbereichen. Aber auch in Vertrieb, Marketing und Verwaltung werden kreative Leistungen erbracht, die den Unterschied im Wettbewerb ausmachen können. Wenn wir also von „Workdesign“ sprechen, wollen wir insbesondere die Gestaltung der Arbeitswelt der kreativen Wissensarbeiter adressieren. Die konzeptionelle Gesamtsicht des Modells oben ist ein erster Vorschlag, die heute sehr breite und zersplitterte Diskussion zu fokussieren und zu systematisieren.
Stefan Birk
Warum sprechen wir von "Work Design" und warum ist das heute wichtig? Einige kurze Gedanken, was sich seit den Neunzigerjahren in unserer Arbeitswelt grundsätzlich geändert hat und warum uns das
zum Thema "Work Design" führt.
Kleiner Mitarbeiter bei großem Konzern
Als ich 1991 meine erste Stelle als Referent in der Konzernleitung der Fried. Krupp AG in Essen angetreten habe, waren manche Dinge besonders wichtig für mich: die Aufgabe, die Kollegen, der neue
Chef. Über all diese Dinge wurde ausführlich im Bewerbungsgespräch gesprochen. Damals nicht der Rede wert war wie man untergebracht war, welche Arbeitszeiten man hatte und welche (technische)
Ausstattung vorhanden ist. Natürlich zählte das für den Einzelnen schon damals, allerdings wäre wohl niemand mit Karriereanspruch auf die Idee gekommen, das zum Gegenstand einer Diskussion zu
machen. Das Büro war eben so wie es ist und die Arbeitszeiten im Büro festgelegt. Im Zweifel hatte man ohnehin mindestens 50 Stunden pro Woche anwesend zu sein. Die Frage nach individuellen
Lösungen hinsichtlich des Arbeitsorts oder besonderer Ausstattung wäre auf größtes Unverständnis gestossen. Noch grösseres Kopfschütteln hätte die Frage nach der Arbeitsorganisation oder gar der
Arbeitskultur ausgelöst. Mehr als einige Äußerungen zu Kollegialität und offizieller Hierarchie hätte man wohl nicht bekommen.
Die Arbeitswelt wird bunter und komplexer
Das ist heute anders. Es ist in den letzten Jahren eine Diskussion um Arbeitsort, Arbeitsplatz, Arbeitszeit, Arbeitsausstattung, die Art der vertraglichen Bindung und sogar zu Fragen der Arbeitskultur entstanden, die noch vor 20 Jahren völlig undenkbar war. Ob bei großen oder kleinen Unternehmen: immer mehr potentielle Mitarbeiter fordern Antworten, wenn es zu Fragen wie "Home Office", "Teilzeit", "BYOD" (Bring your own device), Freiberuflichkeit usw. geht. Auch wenn heute die meisten Arbeitsplätze noch aussehen wie vor 20 Jahren: die Arbeitswelt ist bunter geworden und genau das spüren Unternehmen heute, wenn sie mit potentiellen Mitarbeitern sprechen.
"Die Gefängnistür steht weit offen."
Man muss es nicht so drastisch ausdrücken wie Catharina Bruns in ihrem Buch "Workisnotajob". Aber eines ist gewiss: die Entwicklung wird sich kaum noch aufhalten lassen. Nicht nur, weil die technischen Hilfsmittel vorhanden sind, sondern insbesondere weil den Arbeitenden immer mehr bewusst wird, dass ihre aktuelle Arbeitswelt nicht "gottgegeben" ist (oder noch schlimmer: das Resultat eines langen Optimierungsprozesses). Sie ist nichts anderes als eine zum Industriezeitalter passende Organisation von administrativer Arbeit. Logisch, dass im Digitalen Zeitalter eine andere Art zu arbeiten nötig wird. (Wer diese Entwicklung zum Beispiel für das Thema "Arbeitsplatz" ausführlich nachlesen möchte, dem sei das Buch von Nikil Saval "Cubed - A Secret History of the Workplace" empfohlen. Saval stellt die Entwicklung des administrativen Arbeitsplatzes in den historischen Zusammenhang.)
Work Design = Aktive Gestaltung der Arbeit im Unternehmen
Nach vielen Jahrzehnten des Stillstands im Industriezeitalter kommt also wieder Bewegung in die Diskussion. Wir sind in einer historischen Umbruchphase, in der sich neue Ideen zu Organisation, Management und Arbeitstechnik verbinden mit den Interessen aller (Wissens-)Arbeiter. Hier kommt etwas in Gang, das einer tektonischen Verschiebung in der Arbeits- und Unternehmenswelt gleicht und weit über die Gestaltung von Büroräumlichkeiten hinausgeht. Die Unternehmen wären gut beraten, die Entwicklung nicht zu unterschätzen und sich systematisch mit den Änderungen der Arbeitswelt auseinanderzusetzen. Dabei muss klar sein: passiv auf die Änderungen zu reagieren wird nicht ausreichen. Die Unternehmen müssen die Arbeit der Zukunft aktiv mitgestalten. Das ist, was wir mit Arbeitsdesign oder neudeutsch "Work Design" meinen: Die aktive Gestaltung der Arbeitswelt im Unternehmen insgesamt und den Design der spezifischen Arbeitsbedingungen für den einzelnen Mitarbeiter.
Stefan Birk
Viel wird zur Arbeit der Zukunft veröffentlicht in
unseren Tagen. Und unterschiedlich sind die Interessen, die dahinterstecken! Hier einige interessante Studien von Instituten, Firmen und Beratern:
Da sind zum Beispiel die Unternehmensberater, die sich dem Thema annehmen. Für die "Strategen" unter ihnen ist der "War for Talents" eine strategische Herausforderung. Ihre Konzepte zur Arbeit der Zukunft sollen Unternehmen helfen, den Wettbewerb um die besten Mitarbeiter zu gewinnen. Für die eher operativ orientierten sind besonders die Veränderungen der Arbeitswelt interessant, die mit Technologie und Process Reengineering einhergehen. Aber auch Unternehmen, die reale Produkte anbieten, steigen in die Debatte ein. So erarbeiten Netzwerktechnologie-Firmen Konzepte, die die neue (hier: mobile) Arbeit der Zukunft konkreter beschreiben. Auch Softwareanbieter wie Microsoft dürfen nicht fehlen. Ebenfalls ein hohes Interesse an diesem neuen Markt haben Firmen, die Büroraum anbieten oder Büromöbel herstellen. Neben diesen interessengetriebenen Ansätzen haben jedoch auch eine Reihe von einschlägigen Forschungsinstituten Studien vorgelegt. Im Folgenden ein kleiner Überblick über 12 öffentlich zugängliche Studien bzw. Thesenpapiere, die lesenswert sind (Links zu den einzelnen Studien durch klicken der Abbildungen).
Hier nicht aufgeführte kostenpflichtige Studien (z.B. vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation (IAO) oder vom Zukunftsinstitut) sind für ifaz-Mitglieder als Hardcopy einsehbar.
Marc Nelsen
Kurzer und prägnanter Vortrag (Englisch mit deutschen Untertiteln) von Andrew McAfee von der TED Konferenz im Februar 2013, der einen Überblick zum großen Trend Automatisierung und dessen wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen gibt.
Als ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet versorgt er uns mit neuen Einsichten in die automatisierte Arbeitswelt und was dies für zukünftige Jobs heißt. Der Vortrag eignet sich gut, um sich und anderen die Umwälzungen in der zukünftiger Arbeitswelt auf plakative Weise bewußt zu machen.
Let Employees Choose When, Where, and How to Work
Nathaniel Koloc - CEO of ReWork - formuliert ein Plädoyer für die Öffnung der Debatte und echter Participation hinsichtlich der Gestaltung der Arbeitswelt. Er empfiehlt: "It’s much easier to recruit and retain great talent when you are giving employees what they want while helping them excel at their jobs. More and more people want the freedom to decide where, when, how, and with whom they work. Do your best to provide that freedom."